Stainz

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Schloss Stainz, Steiermak.
Quelle: Website der Gemeind Stainz, http://www.stainz.at/Schloss-Stainz.143.0.html, abgerufen am 12.6.2015
Schloss Stainz im Franziszäischen Kataster.
Man beachte den damaligen Friedhof am unteren östlichen Ende des Südhangs.
Quelle: mapire.eu


Familie Wittmann-Dengláz in Stainz

Vorwort

Über einen etwa elfjährigen Zeitraum von 1829 bis 1840 war Anton von Wittmann-Dengláz Eigentümer der Herrschaft Stainz.

Diverse Beschreibungen über diese Ära verbleiben mit Attributen wie "farblos" oder "nicht erwähnenswert" oder heben eine vermutete Unverhältnismäßigkeit hinsichtlich der Verkaufssumme dieser Herrschaft an [Erzherzog Johann] hervor.


Unter diesen Umständen scheint es relevant, wertenden Äußerungen zu dieser Herrschaftsepoche bestimmte Fakten in kurzer Form gegenüberzustellen, um näher zu bringen, dass befangene Einschätzungen möglicherweise die Realität nicht ganz korrekt widerspiegeln.

Vielmehr erscheint eine emotionale Komponente derart in historische Beschreibungen zu Stainz gelangt zu sein, als die Eigentumsära von Anton v. Wittmann-D. ausgerechnet in das extreme Spannungsfeld einer starken, historischen Wandlung des früheren Augustinerchorherrenstiftes in eine Staatsherrschaft und in Folge Privateigentum mit starkem symbolischen Ausdruck geraten war.


Es mag zunächst der Verlust der jahrhundertealten Tradition und Entwicklung des Augustinerchorherrenstiftes durch die josephinische Aufhebung sein, die verstörend wirken kann.

Darauf zeitlich folgend, die staatliche Bestimmung der Schlossanlagen als Kaserne mit seinen wiederholt bekannten, verschleißenden Auswirkungen.

Zuletzt aber verstärkt sich die Gegenüberstellung des "Alten" mit dem "Neuen" durch den weithin populären Erzherzog Johann, der an dieser Herrschaft Gefallen gefunden hatte und jener - so wie aus diversen Texten zu lesen ist - die Bürde haben sollte, die vernachlässigten Gebäude nicht nur zu einem hohen Preis gekauft haben zu "müssen", sondern sie auch aufwendig auf seine Kosten zu sanieren hatte.


Dieses aus der Literatur herauszulesende Spannungsfeld einer "Bürde" gegenüber Eigentumsvorgängern von Stainz macht sich angesichts der durchaus begründbaren Beliebtheit des Erzherzogs um so stärker bemerkbar, als die eigentlichen Vorgänge, die in der Erwerbsabfolge zu Tage getreten waren, kaum im Detail allgemein bekannt sind und gerade die Präsenz der Person des EH Johann alles ihn Umgebende durch seine Prominenz förmlich "übertrahlt".

Es erweckt den Eindruck, dass alles was dem Erzherzog damals an vielleicht "zu normalen wenn auch nicht ganz erfreulichen" Alltäglichkeiten begleitet hatte, ihm eine Pein gewesen sein muss und dieser "Schmerz" durch das ihn verehrende Volk bildlich miterlitten wurde.

Das von Anton Wittmann noch unsanierte, angebotene Schloss Stainz, für das zugleich ein hoher Preis - da Herrschaft - zu zahlen war, könnte hier in seiner Unvollkommenheit in der Erzählung um so stärker negativ gewichtet worden sein, zumindest in der Geschichtsschreibung späterer Historiker.


An der Person des Erzherzogs soll hier nichts rütteln, die Fakten liegen zum Glück ausreichend vor, was sein Werden und Wirken betrifft.

Angesichts seiner hoffnungsvollen Strahlkraft auf viele Bürger dieses Landes neigt man vielleicht dazu, andere Umstände, die nicht mit seiner Person im Zusammenhang stehen dennoch mit seinen vielfältigen Aufgaben und planerischen Herausforderungen in Verbindung zu bringen.


Dies könnte wahrscheinlich dazu geführt haben, dass eine "Wertung" des Allgemeinen erfolgt war, im Vergleich zum tatsächlich "Besonderem" des Erzherzogs Johann.

Diese "Wertung" kann damit kaum positiver ausfallen, als der weithin bekannte Erzherzog an sich schon an Bedeutung erlangt hatte.


Nichts desto Trotz hat gerade dieses wertende Prinzip das Interesse des Verfassers angefacht, zu manchen Details im Zusammenhang mit der Herrschaft Stainz etwas mehr zu recherchieren.

Damit kommt man zum Schluss, dass bis zum glanzvollen Einzug des Erzherzogs Johann in Stainz - für welchen der Erhalt der herrschaftlichen Gebäude und damit die Schaffung repräsentativer Verhältnisse auch nicht so einfach hinzunehmen war - die Auswirkungen der Stiftsaufhebung im Jahr 1785 im Besonderen als Zäsur zu bewerten wäre und weniger das Schicksal eines Kaufinteressierten gegenüber dem vorgefundenen Marktangebot zu beurteilen sei.


Letzten Endes bleibt die Hoffnung, dass über die Entstehung des Interesses des Erzherzogs an Stainz, bis zu seinem Erwerb der Herrschaft von Anton v. Wittmann-Dengláz, etwas mehr Licht in diese Angelegenheit gelangen kann, eventuell über den Weg neu zu entdeckender Dokumente.


Schlussendlich reduziert sich der Kern dieser Auseinandersetzung mit den faktischen Belangen der Eigentumsära des Anton v. Wittmann-D. und was Stainz für ihn oder seine Familie bedeutet hätte und versucht, bestimmte, vorweggetroffene Einschätzungen etwas zu relativieren.



Das ehemalige Augustinerchorherrenstift

Das ehemalige Stift und Schloss Stainz ist in seiner früheren, religiösen Aufgabenstellung und weltlich ausgerichteten Geschichte zentraler Verwaltung und Wirtschaftens, mit einer sehr bewegten Nutzungsvergangenheit verbunden.

Von der Errichtung eines Klosters und einer kleinen Kirche im Jahr 1229 durch den damaligen Grundherren von Stainz Leuthold von Wildon, bis zur josephinischen Aufhebung des Augustinerchorherrenstift im Jahr 1785, wurde unter anderem der Gebäudebestand der Kirche, den Vorstellungen der jeweiligen Pröbste und zeitgenössischen Modeerscheinungen folgend, zunehmend vielfältiger ausgestattet.

Nach dem Abbruch der St.Jakobs-Kirche im Ort Stainz im Jahr 1600, wurde die Stiftskirche auch Pfarrkirche von Stainz.


Aufhebung des Stiftes und Umnutzung vorhandener Infrastruktur

Die weitläufigen Gebäudeteile der gesamten Anlage, mit den zugehörigen Gärten und Wirtschaftseinrichtungen fanden eine sehr wechselhafte Wertschätzung und Nutzung.


Während seines Bestehens als Augstinerchorherrenstift könnte man davon ausgehen, dass über einen sehr langen Zeitraum alle zugehörigen Einrichtungen die zum Stift hinzuzurechnen waren, umfassend genutzt und gepflegt oder erweitert wurden.

In Folge erscheint mit der Aufhebung des Stiftes 1785 eine gravierende Nutzungsveränderung einhergegangen zu sein und damit auch eine veränderte Obsorge über substanzielle Bestandssicherungen, die aus heutiger Sicht offenbar nicht ausreichend war und die Anlage in einen relativ nachteiligen Zustand versetzt hatte.

Die Nutzung eines großen Teils der Anlage als Kaserne fällt hierbei besonders bedeutsam auf, wenn man dabei bedenkt, dass im "Kriegsjahr" 1769 zwei Kompanien einquartiert waren und im "Friedensjahr" 1817 sogar vier Kompanien (vgl. Historischer Verein für Steiermark, 1968, Festschrift für Otto Lamprecht, S.105).

Die in der oben angegebenen Literatur schreibenen Historiker erinnern an die wiederkehrenden Auswirkungen eines "Einquartierens" von Militär in Gebäuden dieser Art, bei dem zumeist größerer Schaden an der baulichen und kulturhistorisch wertvollen Substanz oder sogar deren teilweiser oder gänzlicher Verlust einhergegangen waren.


Die funktionelle Aufteilung der Gebäudeanlage war im wesentlichen in drei Bereiche gegliedert.

Der östliche und südliche Teil war als Kaserne in Verwendung (1810), ein Teil des westlichen Flügels war für den Pfarrhof und ein Teil des nördlichen Flügels für das Verwaltungsamt der Staatsherrschaft vorgesehen.

Ein Liste über Raumzuteilungen wie Zimmer, Kammern, Küchen, Gewölbe und Keller beschreibt die Zuweisungsverhältnisse von 79 Räumen zur Kaserne, 15 Räumen zum Pfarrhof und 21 Räumen zum Amtsgebäude.


Diverse Schäden an der baulichen Substanz oder Einrichtung wurden finanziell durch das Militärärar und durch einen Quartierfonds abgedeckt.

Das laufende Reparaturausmaß schien sich aber in gewissen Grenzen gehalten zu haben, wenn man Ausführungen Notiz schenkt, die von Schäden im Kasernenbereich berichten.

Wenngleich auch die weiteren Nutzungsbereiche einer fortwährend unsanierten Verschlissenheit unterworfen waren, so tritt aus einer Beschreibung hervor, dass z.B. 1812 im Kellerbereich der Kaserne Wassereintritt festzustellen war und die innere Einrichtung wie Türen, Schlösser, Öfen, Fensterstöcke und Fußböden in schlechtem Zustand vorzufinden waren.


So beschreibt schließlich der Landestopograph Janisch, dessen Ausführungen in diesem Beispiel durchaus den Tatsachen entsprechen können, die bauliche Situation des ehemaligen Stiftes und nunmehr Militär-, Kirchen- und Verwaltungskomplexes wie folgt:

"Wie die meisten(!) Staatsgüter wurde auch dieses vandalisch verwahrlost, so daß die Unbilden des Wetters durch die unverglasten Fenster eindringen konnten, die Wände blieben ungetüncht, die Gärten verödet etc.".


Die Reprivatisierung der Herrschaft Stainz

Dieser vorgefundene, bauliche Zustand wie oben beschrieben, der mit der damals vorliegenden Nutzung vereint aufgetreten war, erscheint als repräsentativer "Tiefpunkt" dieser Anlage in Relation zum Ort und zur Region Stainz.

Vor allem aus der heutigen, historischen Retrospektive, in welcher das "Aufblühen" dieser Anlage und die neu gewonnene Bedeutung von Stainz durch den Einzug des Erzherzogs Johann einen neuen, etwas verklärten Stellenwert erlangt hatte, mag der Bestandszeitraum zwischen 1785 und ca. 1830 tatsächlich einen sehr unerfreulichen Zustand des Gebäudekomplexes widergespiegelt haben.


1829 wurde schließlich die Schlossanlage und zugehörige Besitzungen als Staatsherrschaft versteigert.

Anton von Wittmann-Dengláz war aus dieser Versteigerung als Meistbietender und damit neuer, privater Eigentümer dieser Herrschaft hervorgegangen, wie weiter unten angeführt wird.

Die damit einhergehende Reprivatisierung wurde formalrechtlich 1830 abgeschlossen.


Anton Wittmann v. Denglaz in Stainz

Der Zeitraum zwischen dieser Privatisierung 1830 und der weiteren Veräußerung an EH Johann im Jahr 1840 erscheint wie ein Bindeglied oder eher als Neuanfang, was die wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Stellung der Herrschaft Stainz für die Bürger vor Ort und zugehörigen Gemeinden betrifft.

Wenngleich mit dem neuen Eigentümer Anton v. Wittmann-D. noch keine grundlegenden Innovationen vor Ort in die Tat umgesetzt worden waren, die eine Art Musterwirtschaft und Alterssitz zum Ziel hatten, so sind dafür die gleichzeitig noch bestehenden, beruflichen und familiären Umstände des neuen Eigentümers zu beachten.


Anton Wittmann's Familie pflegte als Lebensmittelpunkte die Orte oder Städte Wien, Bratislava ("Poszony") und Mosonmagyarovar (Ungarisch Altenburg), wobei vor allem letztere mit dem beruflichen Tätigkeitsfeld in der zentralen Inspektion und Verwaltung der dortigen und ferneren Güter des EH Karl bedeutsam war.

Anton Wittmann selbst war zu dieser Zeit im Dienst als oberster Güterverwalter des EH Karl und vorher schon in der selben Funktion bei dessen Onkel bzw. Ziehvater Albert Kasimir Sachsen-Teschen.

Mit dieser Aufgabe war eine große Reisetätigkeit innerhalb der erzherzoglichen Ländereien von Westungarn, Mähren, Österreichisch-Schlesien und Galizien verbunden.

Somit war seine erworbene Herrschaft Stainz noch nicht in dessen zentralem Fokus gelangt, jedoch vorausblickend für seinen jüngsten Sohn Carl Wittmann v. Dengláz bestimmt.

Die Aufgabenstellungen, die an Anton Wittmann in dieser Zeit herangetragen wurden, waren immer noch beträchtlich, es hat jedoch den Anschein, dass er trotz allen Verpflichtungen und Projekten andernorts, durch regelmäßige Reisen nach Stainz auch hier seinen Pflichten nachgekommen war.

Darüberhinaus war er über seine berufliche und gesellschaftliche Stellung im landwirtschaftlichen Bereich auch sehr gut mit steiermärkischen Sozietäten vernetzt, wie z.B. mit der steiermärkischen landwirtschaftlichen Gesellschaft und deren Mitglieder.

Damit war die ohnedies sehr umfassende, geographische Ausdehnung von Wittmann's Aufgabenbereichen noch um ein gutes Stück angewachsen. Eine Fahrt von Ungarisch-Altenburg nach Stainz hatte in Etappen z.B. etwa drei Tage gedauert und führte über den Semmering nach Bruck a.d. Mur weiter nach Graz, Tobelbad und schließlich nach Stainz.


Die berufliche Nähe zur landwirtschaftlichen Gesellschaft in Wien und in der Steiermark, aber auch über seinen sehr freundschaftlichen Kontakt zu EH Karl und in Folge zu EH Johann, machte ihn mit Johann Zahlbruckner (sen.) bekannt, dessen Sohn - ebenfalls Johann Zahlbruckner (jun.) - in der 1818 gegründeten landwirtschaftlichen Hochschule in Ungarisch-Altenburg Student gewesen war.

Johann Zahlbruckner (jun.) war mit Anton Wittmann's Enkelin Franziska geb. Mayer verheiratet und hatte mit ihr eine große Schar an Nachkommen.


Wie also oben beschrieben, konnte das 1785 aufgehobene Augustinerchorherrenstift Stainz und der zugehörige Besitz - zusammen ein Religionsfonds- bzw. eine Staatsherrschaft -, im Jahr 1829 durch Anton v. Wittmann-Dengláz als Meistbietendem ersteigern werden.

Die Herrschaft Stainz sollte zu einer "Musterwirtschaft" entwickelt werden und zugleich Alterssitz für Anton Wittmann und einem Teil seiner Familie werden.

Im Zuge dieser Privatisierung war auf Anton Wittmann v. D. die Ausübung seiner herrschaftlichen Pflichten übergegangen, wie z.B. unter anderem die Abwicklung von Streitfällen von Grund-Eigentümern in Stainz, speziell in Fragen von Waldnutzungsrechten.



Verkauf der Herrschaft Stainz an EH Johann

Nach etwa zehnjähriger Privatnutzung durch Anton v. Wittmann-D. verkaufte dieser die Herrschaft Stainz mit entsprechendem "Zubehör" und Hoheitsrechten im Jahr 1840 an Erzherzog Johann.

Es wird vermerkt, dass zum Zeitpunkt des Verkaufes die Schlossgebäude und zugehörigen Anlagen bereits relativ verfallen waren bzw. im Anschluss daran eine große Sanierung durch EH Johann vorgenommen werden musste.

Die Gründe liegen sehr wahrscheinlich in der Vorgeschichte durch die neue Schlossanlagennutzung - nach Aufhebung des Stiftes-, wie oben beschrieben.

Während der Verwendung der Schlossanlage als Kaserne waren bereits eine zunehmende Abnützung bei gleichzeitig eher geringen Erhaltungsaufwänden festzustellen und bereits vor dem Kauf durch Anton Wittmann v. D. - noch als Staatsherrschaft - waren keine besonderen Sanierungsanstrengungen geleistet worden.

Anton v. Wittmann-D., der wie oben beschrieben immer noch sehr stark mit seinen beruflichen Anforderungen als oberster Güterverwalter der erzherzoglichen Güter verbunden war, hatte möglicherweise eher an eine zukünftig vorzunehmende Wiedererstehung der Gebäudesubstanz gedacht, für den Zeitpunkt an dem er in Pension wechseln sollte bzw. seinem jüngsten Sohn Carl die Herrschaft für deren Weiterführung übergeben wollte.


Aus dem Zustand der Schlossanlagen zum Zeitpunkt des Verkaufes an EH Johann im Jahr 1840 hatten sich Anmerkungen zur Art des Verkaufes entwickelt, die z.B. eine sehr hohe Preissteigerung im Zeitraum von 11 Jahren monierten.

Anlass dazu war die Preisdifferenz der Ersteigerungssumme von 174.000 Gulden Wiener Währung im Jahr 1829 in Relation zur Verkaufsumme von 250.000 Gulden im Jahr 1840, was einer Preissteigerung von ca. 40% entspricht.


Die Gründe mögen abgewogen und hinterfragt werden, letzten Endes war es eine Verkaufssituation einer Immobilie ähnlich im Vergleich zu heute und die genauen Hintergründe dazu sind nicht geklärt, vor allem wenn man berücksichtigt, dass Anton v. Wittmann-D. dem Kaiser und seiner Familie sehr loyal gegenübergestanden war.

Vielleicht liegt dieser "Wertsteigerung" aber auch zu Grunde, dass Albert Kasimir Sachsen-Teschen aus seinem Erbe an EH Johann eine hohe Summe von etwa 200.000 Gulden vorgesehen hatte, damit sich der Erbende seinen landwirtschaftlichen Projekten voll widmen kann.

Daran anschließend die etwas weit herbeigeholten Spekulationen:

Vielleicht war dies ein indirektes Erbe an Anton v. Wittmann-Dengláz, dem Albert Kasimir Sachsen-Teschen fast freundschaftlich nahe stand und welcher von seinem "obersten Herren" in der Vergangenheit schon oft groß belohnt worden war und so vielleicht über Umwege noch eine letzte Honorierung seiner Leistungen empfangen hatte.

Alles Spekulation natürlich und eventuell noch auffindbare Verhandlungsschriften zum Verkauf der Herrschaft Stainz könnten hier etwas mehr Klarheit in diese Verhältnisse bringen.


Wie man weiß, hatte EH Johann diese von EH Albert Kasimir geerbte Summe für den Kauf und Umbau des Brandhofes bereits ab 1818 verwendet, aber auch für einen Kauf eines Radwerks in Vordernberg), sowie zur Gründung umfassender, landwirtschaftlicher Projekte.


Wie und auf welcher Grundlage die Verkaufsverhandlungen zwischen Anton v. Wittmann-D. und EH Johann zur Herrschaft Schloss Stainz erfolgt waren, kann also hier im Augenblick nicht dargestellt werden.


Der Verkauf der Herrschaft Stainz an EH Johann scheint aber aber auch im Zusammenhang mit weiteren Aspekten einhergegangen zu sein

Einerseits war die oben angesprochene umfassende, beruflich bedingte Reisetätigkeit von Anton v. Wittmann-D. als Güterverwalter und -Inspektor des EH Carl, die Stainz als zentralen Aufenthaltsort hinterfragen lassen könnten.

Andererseits war angeblich auch der Tod seines Sohnes Karl (Carl) v. Wittmann-D. entscheidend, der in Stainz am 20.6.1836 an "Lungenbrand" (Gangraena pulmonis) verstorben war.

Letzteres wird schließlich als Auslöser vermerkt, warum Anton Wittmann v.D. nicht mehr motiviert war, Stainz weiter zu behalten.

Etwa zeitgleich wechselte Anton v. Wittmann-Dengláz - bereits erst kürzlich auf sein Ersuchen in den Pensionsstand versetzt - in die Dienste des Fürsten Schwarzenberg, für welchen er seine landwirtschaftlichen Erkenntnisse und Erfahrungen in den Böhmischen Raum umzusetzten anstrebte.

Diese Entscheidung, trotz fortgeschrittenen Alters noch einmal tiefergehende Verpflichtungen einzugehen, könnte durch den früheren Verlust seiner Gattin und seines jüngsten Sohnes Carl motiviert gewesen sein.

Damit könnte auch verbunden sein, dass Anton Wittmann sich mit dieser neuen Aufgabe eine tiefreichende "Ablenkung" von seinem schmerzlich erfahrenen, familiären Verlust geliebter Menschen verschaffen konnte und in seinem neuen Dienstgeber einen wertschätzenden Menschen gefunden hätte, bei dem er sich zudem menschlich aufgehoben fühlen konnte.

Diese Annahme wird ein wenig dadurch bestärkt, als Anton v. Wittmann-D. in seinem Testament über sehr belastende zwischenmenschliche Enttäuschungen berichtet, die ihn vor allem gegen Ende seines Lebens sehr betroffen gemacht hatten.

Seine Tochter Josepha und sein Sohn Johann waren samt ihren Familien bereits in Wien und Bratislava gut versorgt. Damit wäre also ein Behalten der Herrschaft Stainz nicht mehr von vordergründiger Bedeutung gewesen und der Verkauf nur mehr die logische Konsequenz.


Die Herrschaft Stainz ging so durch Verkauf in das Eigentum des EH Johann über und war dann in Folge Familieneigentum der Grafen von Meran (Anm.: EH Johann's genehmigte Namenserwerbung "Graf von Meran" durch Kauf des Schlosses Schenna bei Meran).


Am 24.4.1840 wurde zwischen Anton v. Wittmann-Dengláz und EH Johann der Kaufvertrag für den Kauf der Herrschaft Stainz abgeschlossen.


Soweit bekannt, gehörten zu diesem Zeitpunkt der Herrschaft Stainz folgende Güter und Rechte:

  • Das Schloss und dessen Wirtschaftsgebäude
  • Grundstücke im Umfang von 1215 Joch und 1444 Quadratklaftern, die sich aus verschiedenen Anteilen von 70% Wald, 20% Wiesen und 10% Ackerland zusammengesetzt hatten.
  • Weiters bestand das Hoheitsrecht in Form eines Patronats über die Pfarre und der Schule in St.Josef bei Stainz.
  • Als Rechte waren zudem das Fischereirecht im Stainzbach verknüpft, von dessen Quelle bis zur Einmündung des Teiplbaches,
  • Es bestand ein Recht auf Standgeld für bzw. von Krämern für den kleinen Schlosshof,
  • Aus der Grundherrschaft heraus bestand eine obrigkeitliche Stellung den Untertanen gegenüber,
  • In 15 sogenannten Ämtern waren die Untertanen erfasst, die über einen großen Teil der Weststeiermark verstreut waren,
  • Jene Untertanen waren zur Leistung verschiedener Abgaben und Zehente, aber auch zu Robot-Leistungen verpflichtet,
  • Zudem hatte die Herrschaft die Patrimonialgerichtsbarkeit für den Markt und 32 Gemeinden besessen.



Eine Reise von von Mosonmagyarovar (Ungarisch-Altenburg) nach Stainz

Ein Brief von Franziska Zahlbruckner (geb. Mayer) an ihren Stiefbruder (aus der zweiten Ehe ihrer Mutter) Hofrat Dr.Alexander Bauer vermittelt noch einen kleinen, recht familiären Eindruck über eine Reise von Mosonmagyarovar (Ungarisch-Altenburg) nach Stainz.


Sie beschreibt darin ihre Reise in die Steiermark mit ihrem Großvater Anton von Wittmann-Dengláz.

Es handelt sich also um einen Brief aus Franziska's persönlicher Wahrnehmung und Erinnerung und es ist anzunehmen, dass das meiste davon tatsächlich so war.

Betreffend Verkauf des Schlosses Stainz etc. ist es sicher ratsam die im Brief genannten Unterlagen (Johann Zahlbruckner) zu studieren.


" ..


St.Georgen (Anm.: Sväty Jur, SK) am 25. Febuar 1904


Mein theurer Bruder (10)!


Angeregt durch das heutige Feuilleton der "Neuen freien Presse" bin ich ganz "in der Höh".

Denke dir, daß Deine älteste Schwester noch unter den gewiß wenigen zählt, die über die ganz alte Straße über den Semmering fuhr.

Und die sich fast genau des Weges erinnert von Schottwien bis Spital! Allerdings bin ich auch auf der neuen Straße gefahren in Trab auf Serpentinen Weg.

Unten am Fuße des Semmerings stand eine Papiermühle die einem Kleyle (11) gehörte, mir scheint einem Neffen des alten Hofrathes (12), desjenigen von dem Großvater Wittmann meinte in seinem Testament: "ein Herz woran eine Schlange saugt".

Doch der Papier Mühler war ein Neffe von ihm.

Dann kam die Vorspann auch 4 Pferde und dann giengs dachsteil hinauf! Rechts und links Marterl von Unglücksfällen, rechts der Abgrund, tief unten rauschte ein wasser - welches? Links giengs steil hinauf.

Wasserln kamen und Holzwege, dann mußten wir oben ein Stück zu Fuß gehen.

Dann endlich oben!

Da war eine alte breite Denksäule da sagte mir Großvater da ist die Grenze zwischen Steiermark und Österreich;

Die Vorspann wurde zurückgeschickt, wir traten in das niedere Gasthaus wo Großvater rief: schnell ein Oar in Schmalz, eine Eierspeise, die er immer aß.

Unser alter Postillon im rothen Frackl von der Post von Wieselburg (Anm.: Ungarisch-Altenburg, Mosonmagyarovar), der alte Hansl, mußte die Pferde wässern, dann gieng es schnell hinab nach Spital-Mürz-Zuschlag.

Dann eine Stunde Mittag wenigstens wegen der Pferde.

Da hieß es: nous viennons a la Mur!

Ein Wortspiel Napoleons! Doppelsinnig, die Wirthin war so schön - eine Amour des Napoleon! so sagte mir Großvater.

3 volle Tage brauchten wir so bis Graz!

In's "Wirtshaus" hieß es zum Erzherzog Johann.

Erst des anderen Tages gieng (sic) es nach Stainz, wozu wir 3 Stunden brauchten.

Ich, der Großvater, sein Sekretär der Toni Mayer und der Schorsch, der Husar am Bock, über Doppelbad (Anm.: Tobelbad), Lannach wo der Baron Mandl war, ein Freund Großpapas. (Anm.: "Baron Mandl" = "Carl Freiherr von Mandell / 1787 - 1828" )


.. am 26. früh


Nun heute wieder von meinen Semmeringfahrten!


Das nächstemal auf der neuen Straße mit Relais in 2 Wagen da war die Tante Lisi (1), Onkel Jean (2) und 3 Kinder mit, Minna, Ida und Julius (3).

Das 3te mal waren wir in Doppelbad (Anm.: Tobelbad) mit der Mutterl (4), Lotti (5) und der Gouvernant;

ob Du schon dabei warst? ich weiß es nicht.

In Stainz war es herrlich!

Die schöne Ebene vom Schlosse aus bis zu dem Kor- und Saugebierg, rückwärts Wald und Gebirg des Rosenkogel! - Obst in Hülle!

Da wurde in großen Kesseln im Hof Lekwar (Anm.: Leckwar, Pflaumenmus) gekocht, Wein wuchs auf der einen Stelle des Schloßberges, südwärts!

Der berühmte Stainzer Schilcher, der dem Onkel Karl (6) (so hieß es) das Leben kostete.

Aber die Tante wollte nicht bleiben in Stainz.

so hat es Großpapa an Erzherzog Johann verkauft, freilich auf sein Drängen.

Noch besitze ich in meinen alten Schriften meines Schwiegervaters (7) solche über die Besprechungen mit dem Erzherzog und Großpapa über den Kauf.

Und das sogenannte Schlüsselgeld, 100 Stück ganz neue Dukaten, bekamen wir: 50 in einem kleinen Röllchen wir, 50 Stück die Wittmannschen.

Mein Fritz. der Oberlt. in Hohenmauth in Böhmen ist, hat mir das Ergebniß seiner Forschung in Joslowitz (Anm.: Jaroslavice, CZ) gesendet.

Dir wohl nichts Neues, doch sende ich es Dir beiliegend.

Aber es war noch ein Bruder, der Anton (8) da; mir scheint der Aelteste.

Der ist gestorben, als Mann schon; - wo er begraben ist? - er war auf der schlesischen Herrschaft Teschen oder Friedeck angestellt.

Ich war mit meinem Großvater einmal als Kind in Schönau (Anm.: NÖ); da zeigte er mir alle seine Schöpfungen wie er aus dem Heuschrecken öden Feld einen Park geschaffen, fahre einmal hin! Betrachte Dirs.

Wittmannsdorf war nur eine Kolonie für Arbeiter ihm zu Ehren so getauft!

Könnte ich nicht was du erwähntest im Wurzbach lesen, wie stell' ich das an?

Und nun verzeih meine Plauderei, wenn es Dir zu viel ist, lese es nicht.

Ich sehe nur mehr auf einem Auge und das schlecht.

Karl bat um deine Protektion; er will nach Salzburg wo eine Stelle ausgeschrieben ist.

Aber nur wenn möglich ohne Mühe.


Deine alte Schwester

Fanni

.."




Der neue Eigentümer der Herrschaft Stainz, Erzherzog Johann

Erzherzog Johann strebte angeblich nach dem Kauf dieser Herrschaft eine unveränderte Besitzstruktur an, die er seinem Sohn und dessen Nachkommen erhalten wollte, in dem ein Fideikommiss errichtet werden sollte.


Der Besitz des ehemaligen Chorherrenstiftes Stainz in der Umgebung von Lankowitz kam zum steiermärkischen Religionsfonds.

Heute steht er im Eigentum der Forstverwaltung Lankowitz, der österreichischen Bundesforste.


Die weitere Entwicklung und Geschichte der Herrschaft Stainz lässt sich aufgrund der Popularität des Erzherzogs Johann sehr gut in weiterführender Literatur zu seiner Person und zum Ort Stainz nachvollziehen.


Diverse Notizen und weiterführende Links



Abbildungen und Dokumente

Kupferstich v. Andreas Trost für Georg Matthias Vischer, "Topographia Ducatus Stiriae", 1675 bis 1678
Kupferstich von Andreas Trost zu Stainz, 1675 bis 1678
Kupferstich von Andreas Trost zu Stainz, 1675 bis 1678
Kartenansicht von Stainz aus der Franziszäischen Aufnahme im Jahr 1834, etwa zur Zeit des Anton Wittmann-Dengláz als Eigentümer dieser Herrschaft.
Kartenansicht von Stainz aus einem Mil.Aufnahmeblatt von 1877
Schloss Stainz auf einer Ansichtskarte von ca. 1941
Schnitt-Ansicht Südtrakt Schloss Stainz, ca. 1795
Quelle: Historischer Verein für Steiermark, 1968, Festschrift für Otto Lamprecht, S.103
Grundriss Schloss Stainz, ca. 1795
Quelle: Historischer Verein für Steiermark, 1968, Festschrift für Otto Lamprecht, S.111
Schloss Stainz im Franziszäischen Kataster.
Man beachte den damaligen Friedhof am unteren östlichen Ende des Südhangs.
Quelle: mapire.eu