Datenwolke "Familien Hinterberger, Frank"

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Arbeitssammlung zu den Familien Frank und Hinterberger.

Beispiele spezifischer Seiten zur Familie Frank: Über Dr.Rudolf Frank oder Prof.Josef Frank kann man mehr erfahren.


Eine Strukturierung und verbesserte Aufbereitung folgen ...




Datenwolke "Familien Hinterberger, Frank"

Vorab eine Beispiel-Beschreibung zur Person des Dr. Rudolf Frank, wobei hierfür bereits eine eigene Seite erstellt wurde, siehe dazu Dr.Rudolf Frank.

Rudolf Frank (Dr.med.)

Hatte Hilda Lecher auf "dringendes Anraten" von Adolf Lorenz geheiratet.

Hilda Lecher ist die Schwester von Emma Lecher (Gattin von Adolf Lorenz), Berta, Elsa und Ernst Lecher (Physiker)


Zitat aus Deutsche Biographie

"...

Frank, Dr. Rudolf Anton

Chirurg, * 23.6.1862 Linz, † 13.2.1913 Wien. (katholisch)

Vater: Josef Frank, Oberrealschullehrer, Sohn des Mühlenbesitzers Anton in Heidenpiltsch/Mähren;

Mutter: Aloisia, Tochter des Arztes Dr.Anton Hinterberger.


Leben

Frank studierte in Wien Medizin. Noch vor der Promotion erschienen seine „Beiträge zur Anwendung der Dialyse in gerichtlich-chemischen Untersuchungen“ (1885). Der Student Frank arbeitete außerdem noch an der Klinik H. Nothnagels. Nach seiner Promotion trat Frank als Operationszögling bei E. Albert ein. Nach 3 Jahren wurde er dessen Assistent und 1892 habilitierte er sich mit der Arbeit „Über die angeborene Verschließung des Mastdarms und die begleitenden inneren und äußeren Fistelbildungen“. Seine hier in einem Grenzgebiet von Embryologie und Chirurgie vertretene Ansicht, daß eine große Anzahl solcher Mißbildungen nicht auf eine fehlerhafte Keimanlage, sondern auf sekundäre Verklebungen zurückgehe, blieb nicht unwidersprochen, jedoch wurde auch die Stichhaltigkeit dieser Ansicht anerkannt. Durch seine 1893 erschienene Arbeit „Über die Radicaloperation von Leistenhernien“ eröffnete er eine neue Perspektive in der Chirurgie der Leistenbrüche. F. Friedländer sagt, daß er „das ganze diffizile Rüstzeug der alten Chirurgie durch die Behandlung des eingeklemmten Leistenbruches nach den Prinzipien der Radikaloperation der freien Hernie überflüssig gemacht oder doch entwertet“ habe. 1893 wurde Frank Vorstand der chirurgischen Abteilung des eben gegründeten Kaiser-Franz-Josephspitales in Wien. Später hatte er die gleiche Stelle in der Krankenanstalt Rudolfstiftung inne, die er wieder mit der Leitung der 3. Chirurgischen Abteilung des Wiener Allgemeinen Krankenhauses vertauschte. Von bescheidenem Wesen, veröffentlichte er als unauffälligen Schlußartikel einer kasuistischen Arbeit die Modifikation der Darmnaht, die nach ihm von vielen Chirurgen ausschließlich geübt wurde. – Professor (1911).


Werke

W u. a. Zwei seltene Fälle v. Brucheinklemmung, in: Wiener klin. Wschr. 2, 1889, Nr. 5 u. 13; Btr. z. d. Operationen wegen Gallensteinen (Choledochotomie), ebd. 4, 1891, Nr. 51; Einige Darmoperationen mit Bemerkungen üb. d. Darmnaht, ebd. 5, 1892, Nr. 27; Eine Modification d. Radicaloperation v. Leistenhernien nach Bassini, ebd., Nr. 29; Perforationsperitonitis durch Ruptur d. Darmes b. d. Taxis, Hernio-Laparotomie, Heilung, ebd., Nr. 36; Ober d. Rückwirkung d. Radicaloperation v. Bassini auf d. Herniotomie d. eingeklemmten Leistenbruches, ebd. 7, 1894, Nr. 28 u. 29.


Literatur

J. Schnitzler, in: Wiener Med. Wschr. 63, 1913, S. 609; F. Friedländer, in: Wiener klin. Wschr. 26, 1913, S. 311; Fischer; ÖBL.


Autor

Wyklicky, Helmut, „Frank, Rudolf Anton“, in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 344 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd132522217.html


..."


Familiäres Umfeld


Familiäre Knotenpunkte

  • Eheleute Joseph Frank und Aloisia geb. Hinterberger, siehe dazu unter "Familie Frank"
  • "Sommerfrische" in Windern / OÖ: Fam. Frank und Hinterberger; teilweise dort wohnhaft auch während des Jahres, nicht nur im Sommer.



Örtliches Umfeld der Familien Hinterberger und Frank

  • Wien
  • Windern
  • Graz
  • Marburg (Maribor, SL)
  • Horn / NÖ
  • Garsten
  • Steyr
  • Altenberg bei St.Andrä-Wördern (Dr. Rudolf Frank)
  • Innsbruck (z.B. Dr. Joseph Hinterberger)
  • Linz



Altenberg bei St.Andrä-Wördern

Hier wohnten die benachbarten und befreundeten Familien Zacharias Konrad Lecher und Adolf Lorenz.

Dieser Ort kann als "Drehscheibe" für zahlreiche Zusammenkommen aufgefasst werden.

Richard Engländer fand nach einer Überlieferung durch seine Begegnung mit Berta "Peter" Lecher in Altenberg den Grund für seine Namensänderung auf Peter Altenberg.



Das "Frankhaus" in Windern / Oberösterreich

Das Haus Windern 25, neben dem Schloss Windern, möglicherweise um etwa 1850/60 (?)

Das sogenannte "Frankhaus" (Windern Nr. 25), wie es oftmals auch heute noch so benannt wird, bezeichnet das ursprüngliche "Hinterberger-Haus" in Windern, das sich heute in gleicher Weise "Hofbauer-Haus" benennen könnte.

Unabhängig davon und wie auch immer Gegenständliches wie Gebäude diverse Namen tragen, erfolgte doch über einen sehr langen Zeitraum eine Identifikation mit dem Namen "Frankhaus", ähnlich wie bei "Hausnamen", die über einen sehr langen Zeitraum tradiert wurden.

Dabei kann vordergründig also "nur ein Name" für ein Haus verstanden werden.

Etwas weitläufiger kann mit dieser Bezeichnung jedoch auch der Ausdruck einer bestimmten sozialen Situation in Zusammenhang gebracht werden, zusammengesetzt aus dem familiären Leben der Familien Hinterberger und Frank, eingebettet im ruralen Umfeld innerhalb des Orts Windern.


Enstehungszeit des Gebäudes

Gemäß "Hinterberger, Hugo, 1921, Familienbuch Hinterberger, Braumüller Wien" stand vor 1823 auf diesem Grundstück ein Getreidestadel des Baron Kaspar von Lempruch, der damalige Eigentümer des Schlosses und übergeordneterweise der Eigentümer der Herrschaft Windern.

Dieser Getreidestadel brannte ab - wahrscheinlich als Folge (oder ?Ursache) des benachbarten Großbrandes der Schlossanlage Windern im Jahr 1817 - und wenig später wurde das zugehörige Grundstück am 4.Juli 1823 an Dr.Anton Hinterberger verkauft, der darauf ein Wohnhaus errichten ließ.

Anmerkung: Dr.Anton Hinterberger war ein Wundarzt, Bader und "Secundarius für Augenheilkunde am allgemeinen Krankhaus in Wien (Altes AKH)" und hatte zuvor im benachbarten Schloss Windern wohnen bzw. von dort aus als Wundarzt praktizieren können.

Im Franziszäischen Kataster, der für Oberöstereich und Salzburg in den Jahren 1823 bis 1830 erstellt wurde, ist dieses neue Gebäude bereits eingetragen.


Vererbung des Hinterberger-Hauses und Wandel zum "Frankhaus"

Anton Hinterberger war am 28.6.1856 in Windern verstorben und das Gebäude war in Folge in das Eigentum seiner Gattin Aloisia Hinterberger (geb. Blohberger, 1794 - 1863) übergegangen.


Deren Tochter wiederum - Aloisa Hinterberger (1832 bis 1870) - erbte das Familienhaus im Jahr 1863, nachdem ihre Mutter Aloisia geb. Blohberger am 11.2.1863 in Windern verstorben war (Anm.: Der Eigentumsübergang war lt. Hugo Hinterberger's Familienbuch im Jahr 1865 vorgenommen worden).

Jene Tochter, Aloisia Hinterberger ("jun."), war mit dem ("k.k. Realschuldirektor") Prof. Josef Frank verheiratet.

Damit war nach dem Ableben der Aloisia Hinterberger im Jahr 1870 das "Hinterberger Haus" an ihren Gatten bzw. in weiterer Folge an ihre gemeinsamen Kinder - "Familie Frank" - übergegangen.

Vielleicht war seit diesem Zeitpunkt der Hausname "Frankhaus" geläufig und für weitere Zeiten tradiert worden.



Lange Zeit waren noch wenige, aber funktionelle Überreste des ehemaligen, abgebrannten Stadels zu sehen, wie z.B. ein verbliebener Werkzeug- und Holzschuppen, bzw. Hühnerstall, oder ein Mauerrest, der eine Überdachung für eine Sitzgelegenheit hofseitig bieten konnte.


Die Überreste des ehemaligen Stadels wurden zur Zeit von Anton Hinterberger angeblich als Stall für ein Pferd und zwei Kühe genutzt, sowie als Wirtschaftsräume, die zusammen mit dem neu errichteten Wohnhaus, sowie zugehörigen Wald-, Acker- und Wiesenflächen (die "Point"), eine kleine Landwirtschaft darstellten.


Im Wohnhaus befand sich nach Überlieferungen auch eine kleine Apotheke.


Struktureller Wandel der Liegenschaft Windern 25, "Frankhaus", "Hinterberger-Haus"

Anm.: Launische Gedanken über "gebaute und strukturelle Spuren", die vielleicht mit Familiengeschichte in Verbindung gebracht werden können.

1904 wurde die Holzkonstruktion des Stadls zum Großteil abgetragen und es verblieben die gemauerten Überreste, die wie oben erwähnt noch lange Zeit in Verwendung standen.

Dr. Rudolf Frank, ein Bruder von Aloisia Frank, ließ 1899 hofseitig eine sogenannte "Veranda" errichten, als gedeckten, jedoch offenen Aufenthaltsraum.

Ein zugehöriger Obst- und Gemüsegarten wurde angeblich zur Zeit Dr.Anton Hinterbergers auch als Arzneigarten genutzt.

Die landwirtschaftlichen Flächen (Acker und Wiesen) wurden nach Anton Hinterberger verkauft, später 1895 schließlich auch der zugehörige Wald.

Zu diesem Zeitpunkt wandelte sich das Haus aus sozial-struktureller Sicht von einer kleinen Landwirtschaft im Sinne von Produktion für den Eigenbedarf (Futter für Pferde etc.) - ähnlich mit "Häuslern" -, zu einem Ort des "Wohnens" mit Subsistenz wie Hühnerhaltung oder Obst- und Gemüsewirtschaft für den Eigenverbrauch.

Doch der Wandel dieser Liegenschaft war damit noch nicht zu Ende.


Sommeraufenthalt, "Sommerfrische"

Umgeben von Nutzungsstrukturen vorwiegend bäuerlichen Wirtschaftens, stellte das Wohnhaus mehr oder weniger einen Ort für "Sommerfrische" dar, soweit die Familie Frank einerseits berufsbedingt, andererseits aufgrund weit entfernter, neuer Wohnorte keinen permanenten Wohnsitz in Windern verzeichnete.

Natürlich gab es hierbei Ausnahmen, da angeblich Bertha Frank ihren ständigen Wohnsitz hier hatte, ebenso wie Wilhelmine Frank vulgo "Tante Wilma" .

Dies muss im Detail noch verifiziert bzw. recherchiert werden.

Dennoch fungierte das "Frankhaus" als zentraler Punkt für Familienbesuche, Sommerfrische und Treffpunkt, wie noch so manche alten Fotographien, oder Erzählungen von "Luiserl" (Luise Horna jun.) bzw. Briefe aus dieser Zeit dokumentieren.

Dr. Rudolf Frank war z.B. in Wien ansässig, da er dort als Arzt tätig war und kam manchmal nach Windern zu Besuch. Ebenso auch die Familie Horna, die in Graz wohnhaft war und nach Windern auf Sommerfrische eintraf. Dabei war z.B. das Ritual des Sich-Abwägens zu Ferienbeginn ("beim Reitknecht", in Windern, Fam. Pabst) und wiederholt zu Ferienende eine gerne erzählte Anekdote mit großem Unterhaltungswert.

Auch Hugo Hinterberger und sein Bruder Dr. Alexander Hinterberger, die beide auch eher die sommerliche Zeit in Windern (Nr.13) verbrachten, waren hier Gäste und mit der Familie Frank nicht nur verwandt, sondern auch gut befreundet.


Gedanken zum Wandel des Gebäudes

Ein kleiner Versuch, den Wandel des besagten Gebäudes (das "Frankhaus") aus etwas landschaftsplanerischer oder struktureller Sicht zu analysieren.

Einzelne kritische Betrachtungen stellen keineswegs eine eventuell verminderte Wertschätzung oder dergleichen gegenüber früheren BewohnerInnen dar!

Eine Unschärfe in der Auseinandersetzung ist gegeben, aber vielleicht gelingt tendenziell eine Klarheit aus den folgenden Überlegungen.


Der Beginn einer "Entkopplung"

Aus der ursprünglich landwirtschaftlich genutzten Liegenschaft in "herrschaftlichem" Besitz (Gebäude samt Grundstück und Wirtschaftsflächen zum Schloss Windern zugehörig) entstand durch Verkauf dieser Liegenschaft zunächst ein bürgerlicher Wohnort mit landwirtschaftlichen Wirtschaftseinrichtungen zum Selbsterhalt.

Dazu dienten zugehörige Wald-, Acker- und Wiesenflächen als Versorgungsgrundlage für den landwirtschaftlich gestützen Erhalt eines "Bader und Chirurgen"-Betriebs, dessen geographisch weitläufiges Betreuungsgebiet Hilfsmittel wie Pferde und Wagen erforderte.

Für den eigenen Lebensunterhalt dienten dabei einerseits Geldmittel aus ärztlichen Hilfeleistungen, wie auch Naturalien als Gegenleistung für medizinische Betreuung.

Zusätzlich konnte der eigene Haushalt mittels Subsistenz durch Obst-, Kräuter- und Gemüsegarten ergänzt werden.

Im Umfeld landwirtschaftlicher Produktion, die um 1800 noch unter feudalistisch, herrschaftlichen Zwängen (Lehenswesen) zu bewerkstelligen war, konnte sich die Liegenschaft des Baders und Arzts Anton Hinterberger davon bereits entkoppeln und damit mehr oder weniger frei bewirtschaftet werden (Diese "Entkopplung" bzw. "Befreiung" gilt es noch sicherzustellen).

Damit tritt in Windern eine neue soziale Ausprägung in Erscheinung, die weder rein landwirtschaftlich produzierend, noch rein bürgerlich agierend hervortritt.

Eine Neuordnung durch eine neu entstandene soziale Sonderstellung im örtlichen Kontext kann jedoch verzeichnet werden.

Die "Volksnähe" eines Baders - wie es von Anton Hinterberger behauptet wird - kann darüber nicht hinwegtäuschen, dass Eigenständigkeit fördernde, von herrschaftlichen Systemen eher unabhängige soziale Voraussetzungen für das Wirken eines Baders, einen sozialen Unterschied zur vorwiegend herrschaftlich abhängigen bäuerlichen Bevölkerung hergestellt hatten.


Freiheit vs. Leibeigenheit im nahen Umfeld - merkliche, soziale Unterschiede vor Ort, die sich im Laufe der Zeit gefestigt hatten?

Das Spannungsfeld zwischen "Freiheit" und "Leibeigenheit" kann sich im Grunde nach 1848 durch die "Befreiung aus der Leibeigenschaft" auch in Windern nicht auflösen.

Sofern der bäuerliche Betrieb mit den nicht aufbringbaren Kosten für den Rückkauf der vormals bewirtschafteten Güter konfontiert war und damit erneut in eine Abhängigkeit der lokalen Grundherrschaft geraten war, konnte auch die später erfolgte und als solches bezeichnete "Grundentlastung" keine adäquaten Entlastungen der Landwirte mit sich bringen.

Eher das Gegenteil war der Fall, wobei man im Kontext dieser Thematik die Komplexität des Übergangs von "Grundherrschaft" (vor 1848) und "Gutsherrschaft" (nach 1848) berücksichtigen sollte und vieles in diesem Zusammenhang in tiefergehenden Details erklärungsbedürftig wäre.

In hiesiger Betrachtung soll - kurz "angerissen" - etwas überzeichnet werden, ob und wie - für den Fall - soziale Unterschiede zwischen unmittelbarer Nachbarschaft bestanden hatten, oder eben nicht.


Eine Vereinfachung der Zusammenhänge kann zu leicht geschehen, aber es wird eventuell etwas deutlicher, dass es durchaus vor Ort soziale Unterschiede innerhalb der Dorfgemeinschaft gegeben haben kann, die sich in Folge innerhalb der Familien auch replizieren konnten.

Dieser Punkt scheint dem Verfasser nicht unwesentlich zu sein, da in der teilnehmenden Wahrnehmung "von aussen" ein gewisses Maß an sozialen Unterschieden vor Ort als nicht unbedeutet einzuordnen wären.


Die Liegenschaft des "Frankhauses" scheint jedoch bis zu einen gewissen Grad außerhalb dieser "Grundherrschaftlichen" oder "Gutsherrschaftlichen" Zwänge einzuordnen zu sein und könnte bereits zur Zeit von Anton Hinterberger unter diesen Voraussetzungen ein soziales Spannungsfeld gegenüber der vorwiegend bäuerlichen und der damit herrschaftlich beeinflussten Umgebung widergespiegelt haben.

Angesprochen ist in diesem Zusammenhang beispielsweise eine Art "Steuerbefreiung" von Badern oder Wundärzten, oder andere Freiheiten dieses Gewerbes, wobei in diesem Berufsstand auch anderweitige, bindende Verpflichtungen gegenüber Grund- oder Landesherrlichkeiten usw. vorzufinden waren.


Betreffend der Örtlichkeit und "sozialer" Zusätzlich kann eine "Reproduktion sozialer Handlungen" (im Sinne von Begrifflichkeiten in der Soziologie) im Hause "Frankhaus" festgestellt werden, als bestimmte Nachkommen nach Anton Hinterberger ebenso im medizinischen oder wissenschaftlichen Bereich ausgebildet wurden und darin tätig waren.

Hier könnte man eine Wiederholung, oder eine Art "Manifestation" des oben angesprochenen sozialen Spannungsfelds feststellen.


In weiterer Folge verlassen die meisten Erben der Liegenschaft diesen Ort und kehren nur mehr zur Ausübung ihrer Freizeit, ihres Erholungsbedürfnisses und zwecks familiärer Kontaktpflege zurück.

Die Landwirtschaft, zumeist von der urspünglich herrschaftlichen lokalen Autorität kontrolliert, bleibt vorwiegend in ihrer Struktur und Abhängigkeit erhalten (Frondienste etc.) und findet sich im kaum unterbrochenen Arbeitsfluss, um den Lebensunterhalt zu sichern.

Urlaube, Freizeit oder Muße für persönliche Interressen außerhalb von Arbeit, konnten für diesen Teil der Bevölkerung keinen weitgehend erfüllenden Raum finden. Dies zum Teil auch bedingt durch "Vorschriften", jahrhundertelang tradierter und zum Großteil herrschaftlich instrumentalisierter Religiosität.


Im Gegensatz dazu, bildete sich in der örtlichen Wahrnehmung das "Frankhaus" gewissermaßen zu einer sozialen Insel heraus, deren BesucherInnen nur mehr temporär mit der eher konstant vorzufindenden Bevölkerung sozial verwoben war.

Zusätzlich entstand daraus ein Ort der Freizeit im beinahe "freizeitlosen" Umfeld, allerdings mit durchgängiger "Verwaltung" durch verbliebene BewohnerInnen ("Tante Wilma", etc.).

Durch den Wegfall von landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Nutzflächen, werden zunehmend Möglichkeiten zur Selbsterhaltung eingeschränkt und in Folge des "Abwanderns" und Etablierung neuer wirtschaftlicher Grundlagen auch nicht mehr benötigt.

Dadurch scheint nicht nur ein repräsentativer Ort eines "bürgerlichen Alltags" entstanden zu sein, sondern es kann dadurch auch gewissermaßen ein Ort "bürgerlicher Reproduktion" entstanden sein, im Unterschied zum relativ konstanten sozialen Umfeld örtlich kontinuierlich situierter BewohnerInnen in Windern.


Ein ähnlicher Prozess ist auch für das Gebäude Windern Nr.13 (Dr.Friedrich Hinterberger und Natalie Hinterberger geb. Bauer e.a.) festzustellen.


Die Situation "heute"

Der bisher beschriebene Prozess hatte sich jedoch nicht in der gleichen Ausprägung kontinuierlich fortgesetzt, sondern es sind durch eine neue soziale An-Ordnung auf der Parzelle selbst und im benachbarten, örtlichen Umfeld neue soziale Strukturen entstanden.


In Windern gab es bespielsweise einen Bevölkerungszuwachs durch weitere Ansiedlung von EinwohnerInnen, die nicht in der landwirtschaftlichen Produktion tätig waren.

Zusätzlich ist die Autorität der ehemaligen "Herrschaft Windern" zu Ende gegangen und hat selbst das Schloss als Verwaltungszentrale dieser Machtausübung auf ein Wohnhaus reduziert, allerdings mit veränderten "Machtstrukturen" bzw. tradiertem Habitus "Macht und Herrschaft" - der solcher Art Liegenschaft nach wie vor zu eigen ist, in der Außenwirkung und "innen" -, die also bis heute zum Teil angehalten haben (Anm.: Habitus eines Gebäudes, dessen soziale Handlungsgeschichte, dessen "Inneres", die Wirtschaftsweise seiner BewohnerInnen und deren Wirkung auf das "Äußere", auf das "Außen").

Zum Schloss Windern kurz angemerkt und an anderer Stelle etwas detaillierter ausgeführt: Ein sozialer Wandel hatte nicht nur die Parzelle des "Frankhauses" erreicht, sondern auch die nahe und ferne Nachbarschaft im Ort.

In unmittelbarer Nachbarschaft liegt die Parzelle "Schloss Windern", die ebenso eine Vielzahl an Veränderungen aufzuweisen hat.

Deren Potential für eine soziale Vernetzung mit der Nachbarschaft oder für eine neue An-Ordnung im Hinblick auf verbesserte strukturelle, örtliche Notwendigkeiten, war spätestens zum Zeitpunkt der "Reduktion des Schlosses vom Ort einer zentralen Verwaltungsmacht auf ein Wohnhaus" vorhanden.

Dieses Potential wurde aber bis heute nicht effektiv genützt und Mechanismen des "Habitus" der "Herrschaft Windern" blieben damit nach wie vor im Grunde erhalten und wurden zum Teil auch wieder bestärkt.

Ein raumplanerischer Detailaspekt (Hinterberger.org - Eine raumplanerische Betrachtung für Windern aus diesem Zusammenhang kann dazu nachgelesen werden.


Das "Frankhaus" ist nunmehr ein permanent genutztes Wohnhaus mit Subsistenz, ähnlich anderer, zu dieser Nutzungsart gewandelter oder neu errichteter Gebäude in Windern.

Es unterschiedet sich damit kaum oder nicht mehr vom sozialen Umfeld, wie es noch etwa bis in die Vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts anzunehmen ist.

Einzig das sichtbare Äußere des Hauses, die Fassadengestaltung analog zum ursprünglichen Erscheinungsbild, lässt die dahinterliegende Komplexität wie oben beschrieben noch etwas erahnen.


Conclusio

Diese kurze Auseinandersetzung sollte wenn möglich folgendes näher gebracht haben:

  • Der Wandel vom herrschaftlichen "Stadl", zu einem "freien" Hof mit landwirtschaftlicher Produktion für den Eigenbedarf - als ein Gebäude mit der Funktion eines Wohnorts für einen Landarzt -, bis hin zum Wohnhaus mit Subsistenz.
  • Dieser Wandel sollte stets im Kontext mit dem jeweiligen sozialen Umfeld und politischen Gegebenheiten verdeutlicht und verstanden werden.
  • Dieser Prozess kann oftmals ganz allgemein Gebäuden zu Grunde liegen bzw. von Anordnungen auf der Parzelle abgelesen werden, die im Laufe ihres Bestehens eine veränderte Nutzung durch ihre BewohnerInnen erfahren haben.


Es gibt einige Beispiele für einen Wandel dieser Art:

  • Lofts in ehemaligen Industriegebäuden,
  • Umnutzung von Schlössern zu einem Mehrfamilienhaus oder zu kommunalen Wohnungen,
  • Umwandlung von landwirtschaftlichen Liegenschaften oder Anlagen, zur Nutzungsform Wohnen oder zur industriell-gewerblicher Nutzung,
  • oder z.B. Gebäude aus den Neunzehnfünfziger Jahren, die durch Nachverdichtung (für die Folgegeneration) und Nutzungsänderungen ("Garage wird Wohnung") eine neue soziale Struktur eingeschrieben bekommen.


Hierbei sollte das Augenmerk auf die Nutzung und sozialen An-Ordnungen auf der Parzelle gelegt werden, damit man mit dem Verstehen von kleinmaßstäblichen Strukturen auf großmaßstäbliche Zusammenhänge im Ort oder in der Stadt schließen kann, sowie deren innewohnenden sozialen Strukturen, die nicht nur ablesbar, sondern auch in der Umkehr der Wirkungskette zum Teil "planbar" oder "beeinflussbar" sind, ob erwünscht, beabsichtigt, oder nichts dergleichen.


Vielleicht ist dies eine kleine Anregung dafür, darüber nachzudenken, auf welche Weise große Zusammenhänge im dörflichen oder städtischen Umfeld mit kleinen Veränderungen oder An-Ordnungnen auf der Parzelle einhergehen können.

Wenn dieser Beitrag auch keinesfalls vollständig ist und grundsätzliche Aussagen, Ursachen und zugehörige Wirkungen etc. vorenthält, so ist es so etwas wie ein erster kleiner Schritt für einen weitreichenderen Diskurs.


Die Möglichkeit einer "Synthese neuer sozialer Handlungen" scheint oft in unterschiedlichem Umfang gegeben zu sein und gibt Hoffnung auf gut geplante, örtliche Entwicklungen für ein menschengerechtes Umfeld.


Abbildungen zum Hinterberger-Haus oder "Frank-Haus"

Das Hinterberger-Haus oder "Frankhaus" in Windern, 1978. Erbaut durch Dr.Anton Hinterberger; Quelle: Bruno Hinterberger
Das Hinterberger-Haus oder "Frankhaus" in Windern, 1978. Erbaut durch Dr.Anton Hinterberger; Quelle: Bruno Hinterberger
Das Hinterberger-Haus oder "Frankhaus" in Windern, 1978.
Im Bild die Kinder von Magdalena und Bruno Hinterberger: Andrea, Johannes und Gudrun.
; Quelle: Bruno Hinterberger
Das Hinterberger-Haus oder "Frankhaus" in Windern, 1978. Erbaut durch Dr.Anton Hinterberger; Quelle: Bruno Hinterberger
Das Hinterberger-Haus oder "Frankhaus" in Windern, 1904. Links Hugo Hinterberger, Zweiter von rechts sein Bruder Dr.Alexander Hinterberger. Die weiteren Personen sind aus der Familie Frank. Im Hintergrund das hölzerene Brunnen-Häuschen des Dorfbrunnens.
Das Haus Windern 25, neben dem Schloss Windern, ca. 1900 (?).
Das Haus Windern 25, neben dem Schloss Windern, möglicherweise um etwa 1850/60 (?). Erbaut durch Dr.Anton Hinterberger; Es kann sein, dass diese Skizze / Aquarell Sidonie Hinterberger angefertigt hatte, eine Tochter des Arztes Dr.Rudolph Hinterberger.