"Dr.Friedrich Hinterberger"
Notizen zu Dr.Friedrich Hinterberger
Es handelt sich hierbei um den österreichischen Arzt und Chemiker Dr.Friedrich Hinterberger (* 14. Oktober 1826 in Windern/OÖ - † 19. März 1875 in Wien)
- Dr.Friedrich Hinterberger war mit Natalie geb. Bauer verheiratet (1858). Sie war eine Schwester des Chemikers Dr.Alexander Bauer.
- Orientierung im Familien-Netzwerk
- Abbildungen im "Familien Album"
Friedrich Hinterberger wurde als Sohn des Arztes Dr.Anton Hinterberger und dessen zweiter Gattin Frau Aloisia Ploberger (Blohberger) am 14.Oktober 1826 in Windern 25 geboren.
Er studierte bis nach Absolvierung der philosophischen Jahrgänge in Linz, setzte seine Studien an der medizinischen Fakultät in Wien fort und wurde hier 1851 zum Doktor der Medizin und Chirurgie, sowie zum Magister der Geburtshilfe promoviert.
Außer den allgemein medizinischen Studien betrieb Hinterberger schon frühzeitig sein spezielles Fach, die Chemie; er arbeitete nicht nur in Wien in den Laboratorien von Josef Redtenbacher, Schrötter, Josef Benedikt Frhr. v. Pasqualati zu Osterberg und als Assistent im pathologisch-chemischen Laboratorium Theodor Wertheims, sondern auch in den Laboratorien hervorragender Chemiker Deutschlands, wie beispielsweise in den Jahren 1848 und 1849 in Erlangen bei Professor Eugen Gorup von Besánez und in Gießen bei Justus von Liebig.
Studium bzw. Praktikum in Erlangen, an der heutigen Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Wintersemester 1848
Friedrich Hinterberger war im Praktums- bzw. Studiensemenster (Wintersemester 1848) Student der Medizin bei Dr. Eugen Frhr. v. Gorup-Besánez.
Die Sudierendenliste von 1848 weist Friedrich Hinterberger und Hermann Vielguth (aus Linz) als immatrikulierte Studenten der Medizin aus.
Beide waren mit zwei weiteren Studierenden Franz Schraml (aus Salzburg, Stud. Medizin), sowie Moritz Kudlich (aus Wien, Stud. d. Rechte)und Franz Wurm (aus Riedau, Stud. d. Rechte) die einzigen Studenten aus dem damaligen Österreich.
Studium bzw. Praktikum in Gießen, an der heutigen Justus-Liebig-Universität Gießen, Sommersemester 1849
Friedrich Hinterberger, im Praktums- bzw. Studiensemenster 1849 (Sommersemester) Student der Medizin bei Justus v. Liebig.
Die Sudierendenliste zeigt den Wohnplatz, in dem Friedrich Hinterberger damals einquartiert war: bei "J.H.Aubel" .
Es scheint, als wäre damit ein Zusammehang zu Heinrich Aubel herzustellen, der damals Liebigs Laboratoriumsdiener in Gießen war (vgl. Schwedt, Georg, 2013, Liebig und seine Schüler: Die neue Schule der Chemie, S. 131)
Professor an der k.k. Oberrealschule auf dem Schottenfeld (Wien)
Im Jahre 1851 wurde Friedrich Hinterberger zum Professor der Chemie an der k.k. Oberrealschule auf dem Schottenfelde (Wien) ernannt und verblieb in dieser Berufsstellung bis an sein Lebensende (24 Jahre, bis 1875).
Diese Schule trägt heute die Bezeichnung "Musikgymnasium Wien", Neustiftgasse 95-99, A-1070 Wien)
Seine rege Tätigkeit schaffte sich aber noch einen ausgedehnteren Lehrberufskreis.
Hinterberger habilitierte sich 1869 an der technischen Hochschule in Wien als Privatdozent für Chemie der Nahrungsmittel, in welcher Eigenschaft er in seinen letzten Lebensjahren wirkte und versah in früheren Jahren auch die Professur der Chemie an der Wiener Handelsakademie.
Sein Engagement in seinem Fach war beinahe unermüdlich, stets auf der Suche nach neuesten Erkenntnissen auf diesem Gebiet.
Zur damaligen Zeit gab es bereits sehr rege Forschungstätigkeiten, mit einer großen Zahl an wissenschaftlichen Erkenntnissen.
So konnte auch Friedrich Hinterberger schöne Beiträge zur Chemie leisten, die unter anderem z.B. auch in der Buchreihe Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien veröffentlicht wurden (siehe Angaben weiter unten).
Dr.Med.Friedrich Hinterberger verstarb am 19. März 1875 als "kaiserlicher Rath und Professor der k.k.Oberrealschule" in Wien (Ernennung zum "kaiserl. Rath" kurz zuvor per 14.3.1875).
Sein Grab, das zugleich letzter irdischer Ort eines Teils seiner Familie ist, befindet sich am Wiener Zentralfriedhof vis-á-vis der letzten Ruhestätte des Österreichischen Fußballers Matthias Sindelar.
Erwachsenenbildung für Berufstätige
Friedrich Hinterberger war mit anderen Fachkollegen (Anm.Beispiele anführen) einer der ersten, der nach dem heutigen Begriff der "Erwachsenenbildung für Berufstätige" kostenlosen Unterricht an Wochenden gegeben hatte, im speziellen für das Fachgebiet der technischen Chemie.
Die Teilnehmer dieser Lehrveranstaltungen kamen in erster Linie aus produzierenden Branchen, die damit eine solide Grundlage für chemische Technologien der damaligen Zeit erhalten konnten. Es scheint, dass Friedrich Hinterberger im Verlauf dieser gesonderten Lehrtätigkeit Alexander Bauer kennengelernt hatte, der unter anderem ebenso in diesem Fach unterrichtete.
Friedrich Hinterberger heiratete bald darauf Alexander Bauer's Schwester Natalie.
Im Jahresbericht der k.k.Oberrealschule am Schottenfeld in Wien, für das Studien-Jahr 1857-58 (S.45) findet man zu seinen Tätigkeit kurze und längere Beschreibungen
- S.28 - S.39
- Ein Beitrag von F.H. zum Thema "Ueber die Materialien, welche man zum Anstellen von Kollegien-Versuchen gebraucht.
- S.40 - S.42
- Es folgt ein weiterer Bericht von F.H., mit dem Titel "Ueber pneumatische Wannen". Darin verweist er unter anderem auf eine umfassende Zusammenstellung, die Dr.Friedrich Hinterber gemeinsam mit Dr.Alexander Bauer verfasst hatte (Chemische Technik, 1858).
- S.45
- Eine Auflistung der Lehrenden.
- Friedrich Hinterberger, Doktor der Medizin und Chirurgie, Magister der Geburtshilfe, korrespondierendes Mitglied des physikalisch-medizinischen Vereines in Erlangen, wirkliches Mitglied des Geschichts-Vereines in Kärnten, ordentlicher Lehrer an der Ober-Realschule;
- Lehrte Chemie in der III. Klasse der Unter- und in allen Klassen der Ober-Realschule, wie auch an dem Lehramts-Kandidaten-Bildungskurse;
- Leitete die praktischen Uebungen der Schüler im Laboratorium und ertheilte an Sonntagen den Unterricht in der Chemie für Gewerbetreibende.
- S.50
- F.H.'s Lehrbuch Chemie für Realschulen, 5. Auflage, findet Anwendung im hiesigen Chemie-Unterricht.
- S.50
- Erste Klasse der Ober-Realschule, Klassenvorstand: Dr. Friedrich Hinterberger
- S.51
- In der selben ersten Klasse hält Dr.Friedrich Hinterberger den Chemie-Unterricht, mit dessen Umschreibung "Chemie. Die reine und technische Chemie der Metalloide, Alkalimetalle und ihrer Verbindungen. Wöchtenlich 2 Stunden."
- S.52
- In der zweiten Klasse hält F.H. den Chemie-Unterricht mit dem gleichen, zusammenfassenden Titel wie für die erste Klasse.
- S.52
- In der dritten Klasse hält F.H. den Chemie-Unterricht, mit dem zusammenfassenden Titel "Chemie. Die reine und technische Chemie der organischen Verbindungen, nach Gerhard's Typentheorie. Wöchentlich 2 Stunden."
- S.53
- Es werden F.Hinterberger's freie Unterrichtsgegenstände angeführt.
- "Praktische Uebungen im chemischen Laboratorium. Qualitative Analyse nach Hinterberger's und Schreinzer's qualitativer Analyse; technische Proben. Anfertigung von zum Unterrichte nöthigen Präparaten."
- S.55
- Im Kapitel "Sonntagsunterricht" werden Lehrer-Kollegen gelistet, die - so wie Friedrich Hinterberger -, entsprechende Unterrichtsangebote offerierten.
- "Chemie. Einzelne Kapitel aus der unorganischen und organischen Chemie mit Berücksichtigung des technischen Theiles."
Opianin
Eine kleine Besonderheit ist erwähnenswert: Friedrich Hinterberger gilt in mancher Literatur als Entdecker des von ihm so bezeichneten Opianin (1851), eines chemischen Bestandteils "Ägyptischen Opiums".
Dem ist vorausgegangen, dass der Wiener Apotheker Kugler Jahre zuvor eine große Menge Ägyptischen Opiums zu Morphin verarbeitete, mittels Wasser löste und diese Lösung mit Ammoniak versetzte.
Dadurch erfolgte ein Niederschlag, den Kugler mit Wasser und anschließend mit Alkohol "süßte" und trocknete.
Durch weiteres Lösen des trockenen Niederschlags in Alkohol und Entfärben mittels "Thierkohle" erhielt er "Morphinkristalle", die wie "Narkotin" aussahen.
Bei nochmaliger Umkristallisation mittels Alkohol blieb das Morphin in der Lösung "und heraus fielen die dem Narkotin ähnlichen Kristalle".
Friedrich Hinterberger wies nun nach, dass das von Hrn. Kugler für Narkotin gehaltene Alkaloid eine neue Basis sei und benannte es wegen der äußeren Ähnlichkeit mit Narkotin, das früher auch Opian genannt wurde, Opianin.
Weitere Details zur damaligen Analyse findet man unter anderem ab S.311 in den "Annalen der Chemie und Pharmacie" von 1852 (Dateigröße 12 MB).
Herausgeber sind Friedrich Wöhler, Justus v. Liebig und Hermann Kopp (Heidelberg).
Ausschnitt (500kB): Der Titel seines Textes lautet "Beitrag zur Kenntnis der Quecksilberverbindungen der Alkaloide"
Anmerkung:
Wodurch sich dieses "neu entdeckte" Opianin von jenem unterscheidet, dessen Gewinnung z.B. bereits Hermbstaedt 1823 beschreibt, wäre zu klären (vgl. Hermbstaedt, Sigismund Friedrich, 1823, Elemente der theoretischen und practischen Chemie für Militärpersonen; besonders für Ingenieur- und Artillerie-Officiere: zum Gebrauche bei Vorlesungen und zur Selbstbelehrung. Dritte Abtheilung, welche die Lehre von den Säuren, von den Salzen, desgleichen von den Bestandtheilen der vegetabilischen und der animalischen Naturerzeugnisse enthält, Band 3, S.1123).
Familie
- Dr.Friedrich Hinterberger war mit Natalie Bauer, einer Schwester des Dr. Alexander Bauer verheiratet.
- Natalie war die Tochter von Josepha (Josephine) v. Wittmann-Dengláz.
Trauzeugen waren Joseph Hinterberger "kath.Doctorand der Medizin, Alservorstadt Nr.345", Anton Kahl "Dr.d.Medizin, Chirurg, Mitglied der k.k.Landesmedicinal-Commission, kath., Stadt Nr.1070";
Es unterzeichnen Joseph Hinterberger (? jun.) und Alexander (Joseph) Bauer, der Vater der Braut.
Natalie Bauer war offenbar "seit ihrer Kindheit" in der Kärntnerstraße Nr.1049 (jetzt Nr.14) wohnhaft, wenn auch in Ungarisch-Altenburg (Mosonmagyarovar) geboren.
Dr.Friedrich Hinterberger hatte zu dieser Zeit - "seit 24.4.1855" - die Wohnadresse "Pfarre Schottenfeld, Mariahilfer Hauptstraße Nr.211".
Natalie, seine Frau, lernte er sehr wahrscheinlich über seinen Fachkollegen Dr. Alexander Bauer kennen, mit dem er gemeinsame chemische Untersuchungen und Veröffentlichungen durchführte.
Kinder
Zu seiner familiären Situation sollte noch erwähnt werden, dass er gemeinsam mit Natalie (geb. Bauer) drei Kinder hatte.
- Josepha oder Josephine, geb. 29.8.1859, bereits am 19.1.1867 im Alter von sieben Jahren in Wien Schottenfeldgasse 15, angeblich an den Folgen von Scharlach verstorben.
- In der Sterbematrik ist "Rachen-Bräune" als Todesursache vermerkt, was eher auf Diphterie hinweist (vgl. Abbildung unten, Auszug aus der Sterbematrik).
Weitere Infos
Angaben zu Personen der Familie Redtenbacher Teil 1, Teil 2, Teil 3
Aufnahme in den Verein für Naturkunde zu Presburg
- Friedrich Hinterberger wurde - zeitgleich mit seinem zukünftigen Schwager Alexander Bauer - am 21.4.1856 in den "Verein für Naturfreunde zu Presburg" aufgenommen.
Dieses Aufnahmedokument wurde unterzeichnet, durch den Vereinspräsidenten Herrn k.k. Ministerialrathe Ignaz Edler v. Plener, durch den Vizepräsidenten k.k. Statthalterei-Rath Felix Reiser, sowie durch den Vereinssekretär Dr. Andreas Kornhuber.
Kornhuber war drei Jahre zuvor im Jahr 1853 mit dem etwa 17jährigen Alexander Bauer auf einer längeren Studienreise unterwegs, dessen fördernder Freund und Lehrer er war. Kornhuber war zudem auch ein besonderer Freund der Familie Bauer, speziell in Richtung von Alexander's Schwester, Natalie Bauer, die später mit dem hier genannten Friedrich Hinterberger verheiratet war.
Friedrich Hinterberger dürfte etwa zwei Jahre später 1858 aus diesem Verein ausgetreten sein (vgl. Verein für Naturkunde (Preßburg) 1858, Verhandlungen des Vereins für Naturkunde zu Presburg. S.51).
Notiz: Im Jahr 1857 ist sein Name noch in der Mitgliederliste zu finden (vgl. Verein für Naturkunde (Preßburg), 1857, Verhandlungen des Vereins für Naturkunde zu Presburg, S.VI)
Veröffentlichungen von Dr.Friedrich Hinterberger (Chemiker, Wien)
a) Beiträge für Stitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien:
Über Blutanalyse (1849, "Vergleichende Untersuchungen über einige Methoden der Blutanalyse", "unter v. Gorup - Besanez' s Anleitung" in Erlangen.)
Untersuchungen des Ochsenhornes (in Liebigs Annalen 1849, Studium / Praktikum in Gießen)
Beitrag zur Kenntnis der Quecksilber-Verbindungen der Alkaloide (vgl. Wöhler, Liebig, Kopp, 1852, Annalen der Chemie und Pharmacie, S.311)
Über einige Doppelsalze des Cyanquecksilbers (1852)
Einwirkung der Senföle auf Aethylamin und andere organische Basen (1852)
Über den Zuckergehalt der Kastanien (1854)
Analysen von Quell- und Flusswasser (1854)
Beiträge zur chemischen Technik (1861, 1862, 1865)
Zersetzung des Terpentinöles in der Glühhitze (mit Studienkollegen und Freund Prof. Hlasiwetz, 1868)
Über Excretin (1873)
b) Weitere Veröffentlichungen:
Kurze Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse anorganischer Substanzen (1852)
Bier- und Weinanalysen (1853)
Einiges über Seide und Seidenzucht (1853)
Lehrbuch der Chemie für Realschulen, sowie zum Selbstunterrichte (1853)
Lehrbuch der Chemie für Realschulen. 2. verb. Aufl. (1854)
Chemische Notizen (1854)
Lehrbuch der technischen Chemie für Ober-Realschulen (1855)
Lehrbuch der technischen Chemie (1855 - 1857)
Kurze Anleitung zur qualitativen und quantitativen chemischen Analise (Anm.: Analyse) (1856)
Kurze Anleitung zur qualitativen und quantitativen chemischen Analise. 2. verb. Aufl. (1856 - 1860)
Lehrbuch der Chemie für Realschulen. 4. verb. Aufl. (1857)
Ueber die Materialien, welche man zum Anstellen von Kollegienversuchen gebraucht (1858)
Ueber pneumatische Wannen (1858)
Lehrbuch der Chemie für Unterrealschule (etc.) 6., umgearb. Aufl. (1859)
Lehrbuch der Chemie. 7., ... umgearb. Aufl. (1859)
Lehrbuch der technischen Chemie für Oberrealschulen. 2., verb. Aufl. (1860)
- Behandlung der Lehre über die chemischen Aequivalente (1861)
- Beiträge zur chemischen Technik (1861, 1862)
- Beiträge zur chemischen Technik (1865)
- Beitrag zur Naturgeschichte der Hühner (1866)
- Bereitung des Zwetschkenbranntweines, Kirschengeistes und Cognac (1866)
- Lehrbuch der technischen Chemie für Ober-Realschulen. 3. ... Aufl. (1868 - 1869)
Lehrbuch der Chemie. 10. ... Aufl. (1868)
Das Trinkwasser der Auslaufbrunnen am Schottenfelde im Studienjahre 1873/74 (1874)
Gemeinsame Herausgabe mit Dr.Alexander Bauer
- Geschichte des wissenschaftl. Theiles der Chemie in Verbindung mit allg. Geschichte (1866)
- Gemeinsame Herausgabe mit Ludwig Schmued (Professor an der "Schottenfelder Oberrealschule", jetzt "Musikgymnasium Wien"):
Weitere Abbildungen
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