Johann Joseph v. Bauer

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Vorwort

Das Wappen des Johann Joseph von Bauer, "Vice-Hafenkapitän in Triest",
Quelle: Bruno Hinterberger, Hugo Hinterberger bzw. Dr.Alexander Bauer


Johann Joseph v. Bauer war in den Familienunterlagen eher kurz und kurios aufgetaucht, als Anekdote und in Form einer offensichtlichen Erhebung in den Adelsstand, gemeinsam mit seinem Cousin, dem "Advocaten" Mathias Bauer, beide aus Ödenburg / Sopron / HU stammend.

Der eher kurios anmutende und überlieferte Teil zu seiner Person war einer blumigen Erzählung über seine Audienz bei K. Maria Theresia zu entnehmen, als weltreisender Seemann mit kaufmännischen Visionen für einen weltweit ausdehnbaren Seehandel der österreichisch-ungarischen Monarchie.

Seine Arbeitsstellung als Vize-Hafenkapitän in Fiume und schließlich in Triest, ein Handelhaus in Pressburg/Bratislava, seine Gattin "in London" etc. hatten im Verbund mit Anekdoten trotz weiterer Unkenntnis zu seiner Person das Interesse geweckt, vielleicht doch mehr über ihn erfahren zu können.

Aus Mangel an Möglichkeiten konnte innerhalb der Familie bislang nichts weiter zu Johann Joseph v. Bauer berichtet werden, wie oben angedeutet.


Das Blatt wendet sich nun erfreulicherweise und es macht sukzessive erkennbar, mit welchen umfangreichen, abenteuerlichen und - man könnte durchaus behaupten - politisch weltverändernden Vorgängen und Geschichten sein Auftritt in der internationalen Handelsseefahrt verknüpft ist.


International agierende Handels-Compagnien

Genau hier entstehen neue und äußerst interessante Themenbereiche, die direkt in die Geschichte des internationalen Seehandels der österreichisch-ungarischen Monarchie führen, in Mitten internationaler Handelsgrößen wie England, Dänemark, Schweden, Spanien, Portugal, etc. etc.
Die politische Tragweite, die dieser Seehandel mit sich gebracht hat - nicht zuletzt auch in der Zeit als Johann Joseph v. Bauer auf den Weltmeeren auf Handelsreisen war - berührt schließlich sogar Ereignisse wie die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika.


Das historische Bündel, das es zu Johann Joseph v. Bauer notwendigerweise zu erzählen gibt, erscheint also etwas ausufernd.

Vielleicht gelingt dennoch die Vermittlung eines guten, konzentrierten Eindrucks über zahlreiche, historsche Aspekte zu Johann Joseph v. Bauer.


Zunächst biographische Notizen zu seiner Person

Geb. 16.7.1751 (Ödenburg, Sopron, HU) - verst. 29.11.1808 (Triest, Trieste), der Eltern Johann Adam Paur (Bauer) (* 1724 - ) und der Sophia Catharina Balint (Tochter des Michael Balint, Mutter: Maria Rosina ....(Nachname noch unbekannt)).


Eintrag in der Taufmatrik Ödenburg/Sopron: Geburt des Johann Joseph Paur (Bauer), am 16.7.1751.
"Eintrag in der Taufmatrik Ödenburg/Sopron: Geburt des Johann Mathias Paur (Bauer), am 13.3.1755. Ein Cousin des Johann Joseph Paur (Bauer)
  • Ungarisch-Österreichischer Seefahrer, spätestens ab dem Jahr 1775 z.B. unterwegs nach (Ost-)Afrika, Indien und China, etc. .
  • Die "Münchner Zeitung" vom 13.4.1780 berichtet über Josef Bauer's Audienz bei Maria Theresia in Wien, bei der er ihr seine Erfahrungen als Seefahrer schilderte, vor allem aber über die Möglichkeiten eines ausgedehnten Handels der österreichisch-ungarischen Monarchie mit Asien.
(Johann) Josef Bauer wird im Zuge dieser Audienz von Maria Theresia reich beschenkt, worüber auch ein eigenes Donations-Dokument berichtet (vgl. nächster Punkt).
Mit diesem Zeitungsbericht kommt nun zum ersten Mal mehr Licht in Josef Bauer's Leben als Seefahrer bzw. Kapitän.
Ab hier entsteht ein großer Spannungsbogen zur Österreichisch-Ungarischen Handelsgeschichte um 1780, verbunden mit dem damals enormen Einflussbereich der englischen Ostindien Kompagnie.
Johann Joseph Bauer war hierdurch, z.B. als Handelsreisender des relativ berühmten Schiffes "Joseph und Theresia" und später als Kapitän der ("kleinen") Kaunitz, in dieses spannende Themenfeld gerückt.
Als Beginn und zu diesem Anlass sind hier weiter unten unter "Johann Joseph Bauer, zwischen Asien und Österreich um die halbe Welt" die ersten Details aus einem Zeitungsbericht nachzulesen, dem bald umfassendere Berichte und Zusammenhänge folgen werden, was mit diesen Handelsreisen für die damalige österreichisch-ungarische Monarchie einhergegangen war.
  • Schenkung einer königlichen Kurie in der (protestantischen) Gemeinde Nemes Csó bzw. Nemescsó (HU) an Johann Joseph v. Bauer und an seinen Cousin Mathias v. Bauer (Hintergründe sind z.T. noch zu klären, auch event. z.B. zum Wappen von Nemescsó, etc.). Siehe dazu auch "Donations-Dokument Nemes Csó", im Text unten.
  • Johann Joseph v. Bauer wäre beinahe der erste österreichisch-ungarische Kapitän gewesen, der eine Weltumsegelung zum Zweck des Handels als auch für eine Expedition vollbringen durfte. Alles weitere dazu wird hier noch erzählt werden.
  • Zur Zeit der "Revolutionskriege" (Datum ergänzen) wurde Johann Joseph v. Bauer als englischer Kauffahrer mit seinem Handelsschiff bei der Insel Bourbon von einem französischen Kriegsschiff "Audacieuse" (L'Audacieux) aufgebracht und als Gefangener nach Frankreich gebracht.
Nach seiner Freilassung, im Zuges des Friedens von Amiens, kehrte er nach Österreich zurück.


  • "Vice-Hafenkapitän" in Fiume (Rijeka) und später bis zu seinem Lebensende Vize-Hafenkapitän in Triest



Familie, Kinder

Über seine Familie ist bis dato leider nur kaum etwas zu erfahren.

Aus einer Todesnachricht in der Zeitschrift "Intelligenzblatt der Annalen der Literatur und Kunst in dem österreichischen Kaiserthume" (Mai 1809, S.203ff) erfährt man, dass sich seine Gattin zum Zeitpunkt seines Sterbens in Gravesend bei London (Anm.: Bezirk Kent), gemeinsam mit der "einzigen Tochter" aufgehalten hatte.

Es dürfte dies ein fixer Wohnsitz gewesen sein, da nach Angaben von Hugo Hinterberger bzw. von dessen Onkel Dr.Alexander Bauer abzuleiten ist, dass Bauers' "Schriften und Effekten" über eine Handelsgesellschafft in Pressburg an seine Gattin nach London gelangt waren (vgl. Notiz unten "Erhebung in den Adelsstand").



Nähere Verwandtschaft



Johann Joseph Bauer, zwischen Asien und Österreich um die halbe Welt

.. [ist laufend zu ergänzen] ..

Der oben erwähnte Zeitungsbericht der "Münchner Zeitung" vom 13.4.1780 berichtet über Johann Joseph Bauer - hier als "Kapitän Bauer" genannt - folgendes.

"..

Pressburg, den 25.März (1780)


Den 18. dieses ist Herr Kapitän Bauer, welcher das bekannte Handlungsschiff Kaunitz mit einer sehr reichen Ladung aus Ostindien nach Livorno zurückgeführet hat, aus Liebe zu seinen Freunden anhergekommen, worauf er den 18. das hohe Glück hatte, durch Se. Excellenz Herrn Grafen von Ballascha, Sr. königlichen Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Teschen, vorgestellt zu werden.

Noch zur Zeit haben Ungarn wohl selten eine so weite Reise unternommen, weil sie bisher keine Veranlassung dazu hatten.

Eine umständlichere Nachricht von gedachtem Herrn Bauer dürfte also den meisten sehr willkommen seyn.

Den 24. September 1776 wurde Herr Kapitain Bauer als Kaufmann auf dem Schiffe Joseph und Theresia, welches nach Indien segeln sollte, mitgenommen.

Unterwegs verunglückte dieses Schiff, und es wurde an der Küste von Malabar ein anderes erkauft, welches izt (jetzt) unter dem Namen Kaunitz bekannt ist.

Dieses Schiff kann ganz füglich mit 600 Tonnen (jede Tonne zu 20 Centner oder 2000 Pfund gerechnet) beladen werden, und die Mannschaft, die sich darauf befindet,

besteht überhaupt aus 100 Mann, 1 Kapitain, 3 Lieutenant und einem Doktor.

Im Jahr 1778 den 9 May, segelte es von Bombay an der Küste von Malabar ab, und gieng von da nach Kanton in China.

Die Zurückfahrt nach Europa, welche mit diesem Schiffe glücklich gemacht wurde, gieng vorzüglich zwischen der Halbinsel Malacca und der Insel Sumatra an der Küste Koromandel (heute: "Madras", Chennai, Indien), bey Ceylon und Madagaskar nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung zu;

von hier nach dem grünen Vorgebirge, und so bey den Azorischen und Kanarischen Inseln, und bey Madera vorbey, nach Kadix (Anm.: Cadiz);

endlich nach dem mittelländischen Meere und nach Livorno, woselbst es überwinterte.


In dem Haven von Kadix (Anm.: Cadiz), an dem Vorgebirge der guten Hoffnung, und in Kanton, hielt es seine Hauptstationen.

Von den verschiedenen Handlungsartikeln, die es aus Ostindien mitgebracht hat, ist bereits zu einer andern Zeit Erwähnung geschehen;

die Waaren aber, die es izt (jetzt) nach Indien und China führt, sind Kupfer, Eisen, Stahl, Bley, Flinten, Kanonen, wollene Waare und viele andere Artikel, deren umständliche Benennung zu weitläufig seyn würde.

Herr Kapitain Bauer hat, nach seinem eigenen Geständnisse, keinen von seinen Landsleuten in irgend einer Gegend von Ostindien zu Gesicht bekommen.

Bey seiner Ankunft in Wien hatte er bey beyden kaiserlichen Majestäten die allergnädigste Audienz, wobey er Allerhöchstdenselben verschiedene Chinesische Seltenheiten unterthänigst zu Füßen legte, und Bericht von dieser Reise abstattete.

Er erhielt dafür von Ihrer Majestät der Kaiserinn Königinn reichliche Geschenke.

Sein Geburtsort ist Oedenburg (Anm.: Sopron) und er hat daselbst seine Mutter bereits vorher besucht.

Er eilt izt (jetzt) wieder nach Livorno, um von dort auf's neue nach China abzusegeln.


Herr Kapitain Bauer ist noch nicht 30 Jahre alt.


Nach seinem Berichte, trifft man in Ostindien, ausser verschiedenen andern Münzen, auch k. k. und spanische Thaler, und venetianische Dukaten an.

Unter allen Seekarten, auf denen die Gegenden des Meeres, die Klippen, Sandbänke und abwechselnde Winde aufgezeichnet sind, und den Seefahrern zum Unterrichte dienen, lobte er diejenigen am meisten, die in Frankreich und England verfertigt werden.


.."

Soweit aus diesem Zeitungsartikel vom 13.4.1780.

[pdf-Datei wird nachgereicht]




Erhebung in den Adelsstand

Zu Johann Joseph v. Bauer bzw. zu dessen Cousin Matthias v. Bauer liegt eine überlieferte Notiz von Hugo Hinterberger vor.

Darin werden Urkunden zu besagten Herren erwähnt, über die glücklicherweise sein Onkel Dr.Alexander Bauer verfügt hatte und Auskunft geben konnte.


"..

.. befindet sich eine Urkunde, welche bestätigt, dass Matthias "Paur" in Sopron (Ödenburg) am 18. Juny 1779 den Eid als Procurator und Advocat geleistet hat, weiters ein großes, auf Pergament gemaltes Wappen, das folgende Aufschrift trägt: Pac G. D. Mathias Bauer C. F. utr. J. Advoc. et L.R.C. sopr. Rat. Revisor., Nat. 12. Mart. 1755., Denat. 28. Apr. 1784


Über die Adelsverleihung beider (Anm. Johann Joseph v. Bauer und Matthias v. Bauer) handelt ein sehr umfangreiches, in lateinischer Sprache abgefasstes Schriftstück in Heftform und folgender Briefwechsel: (Ing.) Martin (Martón) Hasenauer schreibt am 10.10.1834 aus Ödenburg an seinen Vetter (?), dass er in Erfahrung gebracht hat, dass nach Ableben des Triester Hafenkapitäns Josef v. Bauer dessen Schriften und Effekten nach Pressburg an ein Handelshaus und von dort dieselben - wahrscheinlich auch der Adelsbrief - an die Gemahlin des Hafenkapitäns nach London gesandt wurden.

Hasenauer erhielt vom Comitatshaus in Ödenburg, resp. dem Archivar dieser Behörde, folgenden Extract des Adelsbriefes:


Extractus


Protocolli Generalis Congregationis Diei 11. 12. u. 13. Mensis Decembris 1780 mi, in

Possessione Nemeskér continuative celebratae.

Donationales Gloriosae Reminiscentiae Romanorum Impetricis Viduae et Reginae Hungariae

Apostolicae Maria Theresiae, pro parte Egregiorum Josephi et Mathiae Bauer

clementissime emanatae, hacce occasione nemine contradiciente publicatae sunt.


.."

Anm.: Martin Hasenauer war ein für Sopron / Ödenburg zuständige Gemeindegeometer, zuständig für Vermessungs- und Planungsaufgaben im Gemeinde- bzw. Komitatsgebiet Ödenburg.


Soweit die Notizen.


Aus einem Zeitungsartikel zum Vice-Hafenkapitän Johann Joseph von Bauer

Aus einem Zeitungsartikel der "Wiener Theaterzeitung" (Bäuerle), 52.Jahrgang, Nr. 158, vom 14.7.1858:

Der Vice-Hafencapitän von Triest


"...

Am Abend ihres Lebens, nachdem sie schon durch mehr als zwanzig Jahre das Witwengewand getragen, befand sich wie die "Tr.Zeitung" mitteilt, Kaiserin Maria Theresia einmal wieder, "kaum daß die ersten Lerchen schwirrten", in ihrem geliebten Schönbrunn.

Sie liebte es, nicht allein, weil es ihre Schöpfung, sondern hauptsächlich, weil es der Schauplatz der glücklichsten Szenen ihres Familienlebens war. Wie oft hatten ihre Kinde sie und den seligen Gemahl mit kindischem Mutwillen umschwärmt, wie oft hatten Franz und Theresia dieselben bewundert, wenn sie im Schlosstheater in allerliebsten Reifröckchen ein Nooerre'sches Ballett tanzten; wie manche unter ihnen hatte später die Kaiserin in der Kapelle des Schlosses den Ehebund eingehen sehen, der für einige kaiserliche Kinder Grund eines tragischen Schicksales wurde.

Maria Theresia, dankbar für das, was ihr an Leben blieb, besuchte gerne die Stätten, wo die Vorausgegangenen mit ihr geweilt hatten.

So ging sie denn eines Morgens in aller Stille hinaus aus der Parterrestube in den mit Laubentreillagen reich versehenen reservierten Garten.

Sie trug an seinen Bändern, die von den Achseln niederwallten, vor sich, gleich einer Tabulettkrämerin eine Schatulle, in der die Bittschriften lagen, die sie heute erledigen wollte.

Sie arbeitete lange und eifrig, ganz allein in der Laube. Als sie zu Ende war, zog sie eine Glocke, die in der Laube hing. Zwei Diener kamen und trugen die Schatulle fort, nachdem die Kaiserin dieselbe verschlossen hatte. Die Schatulle kam zum Inhaber des zweiten Schlüssels, Staatskanzler Fürst Kaunitz.

Sie aber erhob sich, sichtbar ermüdet von der geistigen Anstrengung und blickte um sich.

Zwei ihrer Damen nahten, des kaiserlichen Winkes gewärtig. Sie grüßte flüchtig und schritt auf einen Herrn zu, der bescheiden im Hintergrund stand.

"Grüß Gott, Schwarzenberg", hub die Kaiserin an, "ich weiß, warum er kommt, ich bin bereit.

Ist aber auch alles wahr, was er mir von dem Manne erzählt hat?"

"Ich kann Ew. Majestät nur wiederholen", erwiderte Fürst Josef Schwarzenberg, der Oberhofmeister der Kaiserin, in dem er sich ehrfurchtsvoll ihr zur Seite hielt, die mit raschen Schritten dem Gloriettenhügel zuschritt, "daß alle Erkundigungen, die ich einzuziehen im Stande war, zu Gunsten des Mannes und seiner Glaubwürdigkeit lauten. Was er mit allerhöchster Erlaubnis der Kaiserin zu Füßen legt, ist so wertvoll, daß schon deshalb die Gnade Ew. Majestät nicht verschwendet ist.".

"Wir wollen sehen, wir wollen sehen!" sagte Maria Theresia mit einiger Ungeduld und sie und ihre Begleitung wandten sich nach rechts gegen die kaiserliche Menagerie.

In der Mitte des Menageriehofes stand und steht noch jener achteckige Pavillon, in welchem sie mit ihrem Gemahle so gerne das Frühstück einnahm, von lustigen Affen und plaudernden Papageien umgeben.

Sie schritt die neun Stufen hinauf in den Saal des Pavillons. Dort stand ein junger Mann in demütiger Stellung. Während er sich fast bis zur Erde bückte, mußte es der Kaiserin ein Lächeln entlocken, zu sehen, wie er Mühe hatte, die beiden Gegenstände nicht zu verlieren, die er trug oder hielt.

"Johann Joseph Bauer, der um die Gnade bittet, ein paar Seltenheiten Ew. Majestät zu Füßen legen zu dürfen", referierte Fürst Schwarzenberg.

"Er ist ein Ungar?" fragte die Kaiserin.

"Aus Ödenburg", erwiderte der Gefragte.

"Er hat große Reisen gemacht? Davon soll er mir etwas erzählen, ich höre gerne davon reden. Bei Türken und Heiden soll er gewesen sein, aber ich hoffe, er bringt ein gut christliches Gemüt aus der Ferne zurück?".

Der junge Mann verbeugte sich einige Male verlegen.

"Vor allem sei er nicht blöde, mein Sohn und tue seinen Mund auf. Ich höre."

Sie ließ sich auf einen Stuhl nieder.

"Majestät!" begann der Jüngling sich fassend.

"Von frühester Jugend auf träumte ich von dem Glücke, fremde Länder zu sehen, dem Meere mich anazuvertrauen und die Wunder der Schöpfung in anderen Weltteilen anzustaunen".

Er erzählte nun, wie dieser Wunsch bei seinem Eintritte in das Jünglingsalter in Erfüllung gegangen. Die Kaiserin hörte aufs aufmerksamste zu, als er berichtete, er sei einer der ersten ihrer Untertanen gewesen, der von Triest aus den weiten Ozean befahren habe. In China und Brasilien sei er zum widerholtem Male gewesen und immer mit glücklichstem Erfolge.

Bauer wurde warm und sprach mit Begeisterung von der Rolle, welche die gute Stadt Triest noch zu spielen berufen wäre, wie der österreichischen Industrie ein Mittel gegeben sei, sich an dem Welthandel zu beteiligen.

"Im fernen Indien", so schloß er treuherzig seine Rede, "dachte ich an meine huldvolle Königin und sann hin und her, ob es mir nicht möglich, ihr eine kleine Freude zu bereiten, ihr, die an Schätzen so reich ist. Da ist das, was ich mitgebracht und die Königin inständigst anzunehmen bitte."

Mit disen Worten ließ er sich auf ein Knie nieder und richtete Maria Theresia die beiden Gegenstände, die in seinen Armen schon sehr unruhig zu werden begannen.

Es war ein kleiner allerliebst Kapuzineraffe und ein dreifarbiger Ara.

Maria Theresia lächelte und sprach: "Stehe er auf, Bauer! Ich nehme seine Präsente recht gerne an. Schwarzenberg wird dafür sorgen, daß sie an ihre Stelle in meiner Menagerie kommen und daß dafür Bauer seine Entschädigung erhalte. Nochmals meinen Dank für die Aufmerksamkeit, die ich von einem Ungarn wohl erwarten durfte. Aber mehr als sein herziger Affe und sein schöner Papagei hat mich das interessiert, was er mir von Triest und seinem Handel gesagt hat. Das wird er dem Staatskanzler ausführlicher erzählen. Denn ich verstehe es nur halb, weil ich eine Frau bin und nicht vom Seehandel weiß, auch nicht einmal in meinem Leben auf der See war. Gehe er nur morgen zum Fürsten Kaunitz und sage er, daß ich ihn schicke. Adieu!".

Die Folge von dieser Audienz war ein reichliches Geschenk für Bauer und seine Erhebung in den ungarischen Adelstand. Die weiteren Schicksale dieses merkwürdigen Mannes sind nicht ohne interesse.

Er fuhr auch während Josefs II. Regierung fort, die ost- und westindischen Meere, meistens auf englischen Schiffen, zu befahren.

Als die Revolutionskriege ausbrachen, geschah es ihm, daß ein französisches Kriegsschiff, die "Audacieuse" (L'Audacieux), unfern der Insel Bourbon den englischen Kauffahrer aufbrachte, auf dem er sich befand.

Er wurde als Gefangener nach Frankreich gebracht und lange daselbst festgehalten. Erst nach dem Frieden von Amiens wurde er wieder freigelassen.

Er sehnte sich nach einer bleibenden Heimat und kehrte deshalb nach Österreich zurück.

Kaiser Franz I. ernannte ihn 1804 zum Vice-Hafenkapitän zuerst von Fiume, später von Triest.

Vier Jahre brachte er in dieser Stellung zu. 1751 geboren, starb er am 29. November 1808 zu Triest in seinem 57. Lebensjahre.


..."



Johann Joseph v. Bauer als Schreiber und Kapitän auf dem Schiff Joseph und Theresia und (kleine) Kaunitz

Aus verschiedenen Quellen, die hier später hinzugefügt werden, erfährt man über die für die österreichisch-ungarische Monarchie nicht unwesentliche Handelsreise des Schiffes Joseph und Theresia.

Ziel war im Sinne einer "Austrian East Indian Company" mit dem Hafen Triest ein neues Handelsnetz erstehen zu lassen.

Hiermit könnte durchaus ein Anknüpfungspunkt an frühere österreichisch-niederländische Seehandelsambitionen gefunden werden, die einst durch den zweiten Vetrag von Wien 1731, der das Ende der Ostender Kompanie zur Folge hatte, mehr oder weniger zum Stillstand gekommen waren.


Die Überlegung zur Gründung einer neuen Handelskompanie, sollte auch die Schaffung österreichisch-ungarischer Kollonien und "Faktoreien" in Afrika und Indien zum Ziel haben, samt dem Vorhaben einer kolonialen Landnahme, nach dem Vorbild anderer Länder, allerdings in wesentlich kleinerem Maßstab und wenn möglich in "friedlicher" Weise (Anm.: Bedenken Joseph II.).

Inseln der Nikobaren sollten besetzt oder vereinnahmt werden, damit strategische Seefahrtspositionen im Sinne von Faktoreien errichtet werden konnte.


Unter der Leitung von William Bolts, der bei der englischen East India Company aus unterschiedlichen Gründen etwas in Misskredit gekommen war, sollte im Auftrag der Kaiserin Maria Theresia und ihres Sohnes und Mitregenten Joseph II. ein Schiff nach Ost Indien und weiter nach China geführt werden, um im Sinne eines Exempels Anteil am angeblich reich florierenden Seehandel zu haben und vor allem, so auch ein Ziel der motivierten Minister und Projektteilhaber, dem Hafen Triest eine neue, übergeordnete Bedeutung für diese Handelsagenden zukommen zu lassen.


William Bolts konnte im Zuge mehrerer vorangegangener Vorträge und Audienzen am Wiener Hof schließlich so weit Überzeugungsarbeit leisten, dass er durch die Finanzkraft der Kaiserin, Minister und Bankgarantien (Karl Proli etc.) das Projekt dieser Handelsfahrt im Jahr 1776 beginnen konnte.


Einem Zeitungsartikel zu Folge ("Münchner Zeitung" vom 13.4.1780, vgl. Text oben) war Johann Joseph Bauer hierfür mit an Board des Schiffes Joseph und Theresia, das für diesen Zweck gekauft und mit entsprechenden Handelswaren bestückt worden war.

In "Goa" / "Bombay" wurde von William Bolts ein weiteres Schiff gekauft, die ("kleine") Kaunitz, mit der Johann J. Bauer nach China / Canton / Guangzhou weiterreisen sollte.


Unterscheidung zwischen dem Schiff der "kleinen" Kaunitz und der "großen" Kaunitz, gewisse Unklarheiten hinsichtlich Kapitän und Ankunftsdatum.

  • In manchen Zeitungsberichten und anderen Quellen herrscht eine gewisse Unklarheit hinsichtlich der "kleinen" und "großen" Kaunitz, bzw. deren jeweilige Kapitäne und Eigner bzw. Auftraggeber.
Dem erwähnten Zeitungsartikel und anderen Quellen zu Folge, war Johann Joseph Bauer mit der "kleinen" Kaunitz (Schiff von William Bolts, ca. 600 Tonnen Transportvolumen, gekauft in Bombay) am 9.5.1778 von Bombay nach Canton (China) unterwegs und erreichte den heimatlichen Zielhafen Livorno am 30.6.1779, wo das Schiff überwinterte.
Es wird berichtet, dass diese "kleine" Kaunitz im Hafen von Livorno überwintert worden war, von einer Überstellung nach Triest ist (noch) nichts zu erfahren bzw. wurde solche "abgelehnt".
In den Tagebüchern von Graf Zinzendorf ist ebenso bemerkt, dass die "kleine" Kaunitz von Bolts nach China beordert wurde und schließlich in Livorno angekommen war.
Zudem wird an anderer Stelle berichtet, dass am 8.2.1780 ein "Kaunitz" genanntes Schiff in Triest eingelangt war, dessen Kapitän Bauer unter anderem auch zwei chinesische Männer von der langen Reise mitgebracht hatte.
Wäre Johann Joseph Bauer noch im Juli 1779 mit der "großen" Kaunitz erneut nach China und wieder zurück gefahren, wäre es sich aufgrund der gesamten Reisedauer nicht ganz möglich gewesen, bereits im Februar 1780 in Triest zurück zu sein.
Andererseits könnte es dennoch möglich sein, wenn sämtliche Zwischenaufenthalte zwecks Proviantbesorgungen sehr kurz ausgefallen waren.


Diesen Feststellungen geht auch einher, dass Johann J. Bauer mit seinem Schiff Kaunitz im "Herbst 1780" in Triest angelangt wäre.
Bei jenem Schiff, welches in Triest im Herbst 1780 eingetroffen war, handelte es sich jedoch um die "große" Kaunitz (Schiff von Karl Proli) mit etwa doppelter Transportlast (ca. 1200 Tonnen).
Der Kapitän der großen Kaunitz war zumindest zum Zeitpunkt ihres Reisebeginns aus Lorient (F, Bretagne) "Kapitän Angelus Leep".

Diese vorerst noch bestehende Diskrepanz wäre also zu klären.


Den Reiseverlauf des Schiffs Joseph und Theresia wird im nächststehenden Artikel kurz umrissen.

Dabei sei erwähnt, dass für weitere Erkenntnisse das Tagebuch des Schiffsarztes Nicolaus Fontana hilfreich sehr sein kann.


Etappen der Reise des Schiffes Joseph und Theresia

Wenn auch einiges noch an Recherchen zu dieser Seefahrt zu bewerkstelligen sind und hier wiedergegebene Details in Datumsangaben, zu Vorhaben einzelner Personen und zur Handelsgesellschaft noch sehr vage erscheinen, so kann zumindest eine erste Skizzierung dieser Handelsfahrt der Joseph und Theresia vorgenommen werden.


Das Schiff, in seiner Größe und Konstruktion als "(East) Indiaman" beschaffen, wurde von William Bolts zunächst in London im November 1774 um ca. 25.000 Pfund gekauft, welches vorerst den Namen "Earl of Lincoln" getragen hatte. Es war ein Schiff, das etwa 680 Tonnen Ladungskapazität vorweisen konnte (nach anderen Quellen 1100 Tonnen, wahrsch. eher 680), mit einer Mannschaft von zunächst 60 (andere Quellen berichten von bis zu 200) Personen "british seamen" belegt war und mit 32 Kanonen bestückt war.

Der Kauf des Schiffes in England dürfte erst in zweiter Instanz vorgenommen worden sein, nachdem ein gewisser Francis Ryan ca. 1774 am Wiener Hof den Bau eines geeigneten Schiffes in Triest vorgeschlagen hatte - er war mit Schiffsbau-Plänen von (?)Ostende(?) nach Wien gekommen - und dieser Schiffsbau jedoch letzten Endes nicht möglich war (vgl. "Protokoll 26.5.1775").

Die Voraussetzungen für den Bau eines adäquaten Schiffes in Triest waren damals offenbar nicht gegeben.


  • 14.3.1776, London > Die "Earl of Lincoln" begann ihre Reise von London nach Livorno am 14.3.1776, mit Kapitän Samuel Butler. Kurz nach der Abreise aus dem englischen Hafen hatte William Bolts angeblich angeordnet, den Namen des Schiffes auf "Joseph und Theresia" umzubenennen, als auch an Board eine österreichisch-ungarische Flagge zu hissen.

Gleichzeitig wurde der englische Kapitän an Board seiner Aufgabe enthoben und von Bolts durch einen neu Ernannten ersetzt (vgl. Hallward, S.193).

Diese Anordnungen hatten eine kurze aber letzten Endes geklärte Unstimmigkeit in der Schiffmannschaft zur Folge, aber auch die Tatsache des Verlusts des englischen Versicherungsschutzes.


  • Lissabon > Das Schiff war auf seiner Fahrt mit Ziel Livorno zunächst in Lissabon eingelaufen, bereits unter österreichischer Beflaggung, wie auch eine Zeitung berichtete.
In Lissabon wurde die (englische) Mannschaft des Schiffes durch eine englische Fregatte gänzlich abzogen und es wurde eine neue Mannschaft, bestehend aus durchwegs italienischen Seeleuten, bereitgestellt (vgl. Hallward, S.193).
Hier in Lissabon hatte William Bolts noch weitere Härten zu bewältigen, die ihm möglicherweise durch die englische East India Company entgegengetreten waren und hier aber im Detail noch nicht genannt werden können.
Währenddessen waren in Livorno Schiffe eingelangt, deren Waren für den Weitertansport mit der Joseph und Theresia vorgesehen waren.


  • Ende Juni 1776, Livorno > Die nächste Etappe führte in den Hafen von Livorno (engl. "Leghorn"), um dort das Schiff mit weiteren Waren zu bestücken.

Die Ankunft des Schiffes in Livorno war Ende Juni 1776 (vgl. N. L. Hallward, 1920, William Bolts, A Dutch Adventurer, Under John Company, S.139).

Einer Auflistung aus einem Brief von xyz (ist nachzutragen) zu Folge war das Schiff bereits in London mit "Ankern, Tauwerk, Liqueurs, Galanterie- und Stalwaren (sic) etc,. auch baren Piasters zum Einkauf in Indien" beladen worden.

Hier in Livorno wurden um eine Summe von etwa 48000 (?)Pfund "an Korallen, Safran, Corsica Wein, Oel, Opium, Papir, Syrup, riechende Wassern, Oliven, Käsen, Würsten etc." gekauft.

Schiffe aus Triest und Rotterdam hatten nach Livorno "Rosetten- und Platten Kupfer, Stal, Eisenbrat, Eisen, Kanonen, Kugeln, Flinten, Pulver und Cochenille" mitgebracht, die ebenso in die Joseph und Theresia umgeladen wurden.

An anderer Stelle wird erwähnt, dass vor allem Kupfer, (34) Kanonen und Gewehre beladen wurden, samt einer militärischen Besetzung von 25 kaiserlichen (vorwiegend protestantischen) Soldaten.


William Bolts war hierfür seitens der k.k.-Regierung für die Dauer der Handelsfahrt in den Offiziers-Rang eines Oberst-Lieutenant ernannt worden, um diese Soldaten befehligen zu dürfen.

Der Schiffswundarzt Nikolaus Fontana, der an Board der Joseph und Theresia die gesamte Handelsreise durchgehend miterleben konnte, notierte in seinem Tagebuch, dass ab Livorno 155 Personen Besatzung an Board war, "größtenteils Italiener" (vgl. Eyerel, Joseph, 1782, Tagebuch der Reise des kais.kön. Schiffes Joseph und Theresia nach den neuen österreichischen Pflanzorten in Asia und Arika. Von Nikolaus Fontana, gewesenen Schiffwundarzt an Herrn Brambilla, Leibwundarzt Sr.Majestät des aAisers und Protochirurgus der k. Armeen, S.4).


  • Am 24.9.1776 hatte das Schiff aus Livorno schließlich seine Reise begonnen, mit anfänglicher Eskorte durch den toskanischen Herzog Leopold II., an Board der L'Etruria, bis einige Meilen über die Meerenge von Gibraltar.

Unter der großen Zahl an Personen, die für dieses Schiff angeheuert wurden, befand sich auch der Schiffarzt als Wundarzt Nicolaus Fontana, dem über sein viel später wiederentdecktes Tagebuch zu verdanken ist, Details über diese Reise erfahren zu dürfen. Sobald diese Angaben verfügbar sind kann die Reisebeschreibung nach diesen Aufzeichnungen detailliert wiedergegeben werden.


  • Die nächste Zwischenstation war Madeira, zwecks Ladung von Proviant, vor allem Wein. Dieses Vorhaben wurde aus noch nicht erörterten Gründen anfänglich seitens der portugiesischen Regierung boykottiert, die Hintergründe wären hier noch zu recherchieren.

Schiffsladungen von anderen Schiffe, die ebenso nach Madeira gekommen waren, wurden auf die Joseph und Theresia umgeschlagen, so auch weitere Passagiere an Board gekommen waren (z.B. ein gewisser


  • Schließlich konnte im Dezember die eigentliche Reise begonnen werden, mit dem Etappen-Ziel Rio de Janeiro, wo die Schiffsmannschaft Weihnachtenverbracht hatte.


  • Über den Südatlantik, weiter über "Tristan d'Acunha Archipelago" bzw. Kap der guten Hoffnung, 28.2.1777, wurde zunächst der afrikanische Hafen Cape Town "übersprungen" - Österreich wurde die Landung verweigert -, somit erreichte man im März 1777 die Delagoa Bay (Maputo-Bucht, Mozambique) an der Westküste Afrikas.

Hier sei angemerkt, dass diese Flussmündung vorsetzlich als handelsstrategischer Ort ausgewählt wurde, um nicht nur über Landkauf und Landwirtschaft, sondern auch über den Sklavenhandel z.B. mit Indien Geschäfte betreiben zu können. Mehr dazu später an anderer Stelle.

Bei der Fahrt flussaufwärts in Delagoa Bay - Fluss Komati - war die Joseph und Theresia auf eine Sandbank aufgelaufen und konnte erst nach weitgehender Entladung von Waren und bei erneuter Flut wieder freibekommen werden.

Dadurch waren kleinere Schäden am Schiff entstanden, die spätestens in Indien (oder vl. doch noch in der Delagoa Bay) einer Reparatur unterzogen wurden.


  • Ende Juli 1777 (?) hatte man die Delagoa Bay wieder verlassen.
  • Am 6.9.1777 hatte man schließlich Westindien erreicht, den Hafenort Surat ( .. ), an der "Küste von Malabar".

Dort wurden allerdings keine Gewehre verkauft, wie berichtet wird. Warum diese Anmerkung bedeutsam ist, muss noch geklärt werden.


  • Der nächste Zielhafen war Goa (Bombay, Panajii), nach dem man mit dem Schiff Joseph und Theresia angeblich vorher in einen fast unheilvollen Sturm geraten war und eine Landung erforderlich geworden war.

In Goa wurde nun ein zusätzliches Schiff gekauft, mit dem Namen Kaunitz.

Dieses Schiff wird in diversen Quellen als die "kleine Kaunitz" bezeichnet.

Mehr dazu später, denn mehr oder weniger "zeitgleich" wurde im Juli 1779 aus Loriant in der Bretagne im Auftrag von Karl Proli ein weiteres Schiff namens Kaunitz (die "große" Kaunitz) auf eine Reise nach China geschickt.



Kauf der "kleinen" Kaunitz in Bombay, mit Johann Joseph Bauer als Kapitän

Johann Joseph v. Bauer hatte nun die Aufgabe, als Kapitän der (kleinen) Kaunitz nach China / Canton weiter zu fahren, um dort auch einen entsprechenden Handelserfolg verzeichnen zu können.

Wie oben vermerkt, wurde das neue Schiff - die "Kaunitz" - in Bombay 1777 angekauft.

Mit diesem Schiff war Kapitän J.J. Bauer weiter nach "Canton" in China gesegelt, wo er im Juli 1778 angekommen war.

Er war dort bis 12. Dezember 1778 geblieben und trat anschließend seine Rückreise nach Europa an.

Zwischenstopps waren die Ankunft am "Vorgebirg der guten Hoffnung", am 7.3.1779 und

die Ankunft in Lissabon, am 16.5.1779, wo er sich bis 30.6.1779 aufgehalten hatte.


Am 30. Juni 1779 war J.J. Bauer "mit einer sehr reichen Ladung" in Livorno eingelangt.

Am 23.11.1779 begann der Verkauf der Ladung "an die Meistbietenden", sowie an die "Haupinteressenten" wie dem k. k. Hof, Graf Proli und William Bolts.

1780 wurde das Schiff nach Triest verbracht.


(vgl. "Staats und gelehrte Zeitung des hamburgischen unpartheyischen Correspondenten", Freitag 29.6.1783, Nr. 98, s. 3)


Notizen zur "großen Kaunitz"


Zwei Jahre später, 1782, erfährt man über die "große Kaunitz" - möglicherweise ist damit ein anderers Schiff gemeint -, dass sie mit Kapitän von Lumann ("einem gebürtigen Wiener") nach Amerika abgesegelt war.

Von dieser Reise kehrte das Schiff aber nicht mehr zurück.

Die "große Kaunitz" war auf der Fahrt von Haiti nach Frankreich am 21.1.1783 bei der portugisieschen Insel Corvo / Azoren gesunken.


Schiffsnamen wurden im Laufe der Zeit wiederverwendet, auch abhängig davon, wer sozusagen der Investor der jeweiligen Handelsfahrt war.

1783 verfügte Österrreich über 12 Ostinidienfahrer, wie dieser Schiffstyp genannt wurde (im Grunde war es ein "Eastindiaman"):

  • Joseph und Theresia
  • Die große Kaunitz
  • Die kleine Kaunitz
  • Kolowrat
  • Baron Binder
  • Belgioioso
  • Maximilian
  • Die Stadt Wien
  • Der Ungar
  • Der Kroate
  • Graf Neni




Zurück zur Handelsfahrt des Schiffs Joseph und Theresia

  • Währenddessen hatte sich William Bolts nach Zwischenstopps in Surat nach Bombay begeben (Ankunft am 10.3.1778).

Dort, in Bombay wurde ihnen die Aufnahme von Salz als Ballast verweigert. Die Fahrt wurde schließlich am 4.4.1778 fortgesetzt.


Die Reise führte damit weiter nach Malabri an der westindischen Küste, Karvar, Bangalore und Ballipatam Island (Ankunft 21.4.1778, Vorhaben Pfeffer aufzunehmen) und schließlich auf den Weg zu den berühmten Nikobaren, zu deren Besuch W. Bolts von der Küste Malabar am 20.5.1778 abgereist war (Aufenthalt bis 12.7.1778 ?).

Die Nikobaren lagen für den Seehandel an einer strategisch sehr günstigen Stelle zwischen Indien bzw. Afrika und China. Wiederholte Versuche, diese Insel mit einer kleinen Bevölkerungsgruppe oder Einzelpersonen zu besetzen oder zu bewohnen, waren in der Vergangenheit aufgrund des dort herrschenden Klimas immer wieder fehlgeschlagen. Länder wie z.B. Dänemark hatten bereits vor Österreich versucht, Siedlungen und Landwirtschaft auf dieser Inselgruppe zu etablieren.

Nun galt es seitens der österreichisch-ungarischen Monarchie Inseln durch die Seefahrer Nikobaren Inseln wie einige Nancowry, Camorta, Trinket, Katchal und Teressa - nach Maria Theresia beannt - zu "erwerben" bzw. als "österreichische Kronkolonie" zu ernennen.


  • Am 6.6.1778 wurde auf der Insel "Naukri" (Nancowry ?) ein gewisser Gottfried Stahl aus Österreich und ein Herr namens Van Soest, samt fünf weiteren Landsmännern als "Residenten" zurückgelassen, im Sinne einer kolonialen Entsendung und örtlicher Repräsentanz.


Es wird erwähnt, dass William Bolts entgegen der vereinbarten Vorhaben einer weiteren Reise nach China, tendenziell die Rückreise nach Europa angetreten hatte, mit den Zwischenstopps in Indien Malabar, Bengal, Koblen ("Koromandel Küste") und Calcutta.

William Bolts, der zu dieser Zeit offenbar bereits (oder "wieder einmal") in finanzelle Verwickelungen gelangt war, hatte in Calcutta so etwas wie eine "alte Schuld" zu begleichen und um die Gefahr einer Gefangennahme vor Ort abzuwenden, musste er sich mit ca. 40000 Gulden freikaufen.


  • Über Madras an der indischen Küste gelangte die Joseph und Theresia weiter nach Mauritius, bereits auf westlichem Kurs im Sinne einer Heimkehr.
  • In Maurtius wurden durch William Bolts weitere Schiffe gekauft. Es waren dies die "Kolowrath", "Binder" und ein drittes (noch unbekannt), benannt nach weiteren österreichischen Staatskanzlern.

Die Kolowrath und die Binder begleiteten die Joseph und Theresia auf ihrer Rückreise, das dritte Schiff wurde für eine Fahrt nach China beauftragt, von der sie erst im Mai 1781 in Livorno eintreffen sollte.

Die Hintergründe des Schiffskaufs in Mauritius und der Entsendung eines weitern Schiffes nach China ist hier noch nicht geklärt.

William Bolts war angeblich bekannt für sehr rasche und oftmals etwas spekulativ erscheinende Entscheidungen, was auch schon in dessen Vergangenheit häufig zu Zwistigkeiten geführt hatte und auch in Zukunft noch unglückliche Verhältnisse mit sich bringen sollten.

Möglicherweise konnte aber nur auf diese Weise "effektiv" gehandelt werden, schließlich standen mit diesen Handelsreisen äußerst große Investitionssummen aber auch vielversprechende Gewinne im Spiel.

Für eine Art von Spekulation war eventuell die Zeit für langwierige Diskurse zu kostbar.

Die genauen Hintergründe sind aber für diesen Beitrag hier einerseits noch nicht ausreichend vorliegend und andererseits war die Verflechtung der Handelsagenden mit wechselnden politischen und finanztechnischen Strategien ebenso relativ komplex.

Letzten Endes kann seine relativ freie Handhabe bei der Abwicklung von Handelsgeschäften solche Unternehmungen erlaubt haben.


Die Rückkehr der Joseph und Theresia

  • Am 6.4.1780 hatte Bolts mit der Joseph und Theresia Ostindien verlassen und war 27.3.1781 im spanischen Cadiz vor Anker gegangen.
  • William Bolts war schließlich am 6. Mai 1781 mit dem Schiff Joseph und Theresia nach einer etwa viereinhalbjährigen Handelsreise wieder nach Livorno zurückgekehrt, samt den zwei bzw. drei neuen Begleitschiffen.

Die Reise wird mit 4 Jahren, 7 Monaten und 10 Tagen Dauer beschrieben.

Was noch nicht ganz geklärt ist, wäre der Umstand, dass es kurz vor Livorno zu seetechnischen Schwierigkeitden der Joseph und Theresia gekommen war. Mehr dazu später.

Ebenso wäre das Ankunftsdatum zu prüfen.


Nikolaus Fontana berichtet in seinem Reisetagebuch, dass von den 165 Männern, die von Ostindien aus die 13 Monate dauernde Rückreise nach Livorno angetreten hatten, alle bis auf einen Mann - Joseph Parigi aus Livorno - diese Fahrt überstanden hatten. Letzterer war am 2.5.1781, also vier Tage vor Ende der langen Reise, während des Segeleinsteckens durch einen Leinen-Riss bedingt in die Tiefe gestürzt und an Deck mit tödlichem Ausgang aufgeschlagen.


"Intermezzo"

Graf Karl Proli hatte auf eigene Rechnung (und nicht vertragskonform) im Februar 1779 die "große" Kaunitz für eine Handelsreise Richtung Indien und China gesandt, mehr oder weniger als Konurrenz zur "kleinen" Kaunitz und in Konkurrenz zu Bolts und Leopold II.

Diese im Grunde vertragliche Abweichung zwischen Bolts und Proli hatte angeblich von einem "Vertragsbruch" Bolts' hergerührt, der knapp vor Abfahrt der Joseph und Theresia einen Vetrags unterzeichnet hatte, in welchem er für die Zeit innerhalb von dreienhalb Jahren Handelsreise die Entsendung von weiteren drei Schiffen durch Proli vereinbart hatte (weitere Details folgen). Proli erlangte in Folge die Freiheit selbst Schiffe entsenden zu können, mit allen Vorteilen, die Bolts mit dem Wiener Hof ausverhandelt hatte.


Rückkehr der (kleinen) Kaunitz, samt chinesischen Begleitern

In der Zwischenzeit war auch Johann Joseph v. Bauer als Kapitän der "Kaunitz" im Frühjahr 1780 (Anm.: in Triest) eingetroffen.

Sein großes Schiff, das hier noch einer kurzen Beschreibung bedarf, war vor allem mit Gewürzen, Kaffee, Kakao, Zucker, Porzellan, Seide und edlen Stoffen etc. und vor allem mit kostbarem Tee beladen.

Anmerkung: Ein Zeitungsbericht aus der damaligen Zeit berichtet von der Ankunft der Kaunitz in Livorno, am 30.6.1779 (vgl. Text oben).

Das Schiff wurde demnach 1780 nach Triest verbracht.

Es sollte sich dabei wie erwähnt um die "kleine Kaunitz" gehandelt haben.



Zwei chinesische Bootsmänner

Zeitungsartikel aus dieser Zeit erwähnen zwei chinesische Mitreisende bzw. "Bootsknechte" (Matrosen) an Board der Kaunitz, die als die "ersten zwei Chinesen", die die österreichisch-ungarische Monarchie betreten hatten, gegolten haben und offenbar immer noch als die ersten chinesischen Einwanderer in Österreich gelten mögen.

Die Namen der beiden jungen chinesischen Männer aus Kanton waren "Atah" und "Ajaw".

Es gibt zwei Radierungen von Johann Ernst Mansfeld nach Johann Christian Brand, 1796, mit den Titeln

  • "Athah, ein Bootsknecht aus Canton in China tartarischer Abkunft, 22 Jahre alt. Er wurde von Grafen Proli dem allerhöchsten kaiserl. Hofe den 17. Hornung 1780 als eine Seltenheit gezeigt.".
  • "Ajavv, Ein Bootsknecht, aus Canton in China gebürtig, 25 Jahr alt. Er wurde von Grafen Poli (Anm.: Karl Proli) dem allerhöchsten kaiserl. Hofe den 17. Hornung 1780 als eine Seltenheit gezeigt."
"Athah, ein Bootsknecht aus Canton in China tartarischer Abkunft, 22 Jahr alt. Er wurde von Grafen Proli dem allerhöchsten kaiserl. Hofe den 17. Hornung 1780 als eine Seltenheit gezeigt.", Anm.: "Proli" = Graf "Karl ("Count de") Proli", Quelle: Webseite Museum für angewandte Kunst Wien, http://www.sammlungen.mak.at/sdb/do/search.state?selectedId=5, abgerufen am 13.1.2015
"Ajavv, Ein Bootsknecht, aus Canton in China gebürtig, 25 Jahr alt. Er wurde von Grafen Prolli dem allerhöchsten kaiserl. Hofe den 17. Hornung 1780 als eine Seltenheit gezeigt.", Anm.: "Prolli" = Graf "Karl ("Count de") Proli", Quelle: Webseite Museum für angewandte Kunst Wien, http://www.sammlungen.mak.at/sdb/do/search.state?selectedId=5, abgerufen am 13.1.2015


Beide hatten also Johann Joseph Bauer zur Audienz bei Maria Theresia in Wien am 17.2.1780 begleitet.


Einer der beiden hatte später in Nußdorf am Attersee / OÖ in die Familie Weberboden eingeheiratet und dieserjene und seine Familie blieben lange als die einzigen chinesischstämmigen Menschen in Österreich , so lauten die Überlieferungen.

Genauere Hintergründe dazu sind leider auch hier noch unbekannt.


In Folge wurde Johann Joseph v. Bauer angeblich großzügig belohnt und gemeinsam mit seinem Cousin Mathias Bauer in den (ungarischen) Adelsstand erhoben.



(Text ist zu ergänzen bzw. mit Details zu bereichern.)


Johann Joseph v. Bauer als Kapitän der Kobenzell / Cobenzell und Belgioioso

  • Die Cobenzell wird nicht wie ursprünglich geplant eine Weltumsegelung - die erste für Österreich-Ungarn -, durchführen können (Ursachen .. ..)
  • 8.9.1783 - Kapitän Bauer startet mit der Cobenzell die Handelsreise, vorerst mit dem Ziel der Malabarischen Küste in Indien und weiter nach China.
Die ursprünglich angeheuerten vier Seemänner - Navigatoren - aus der Mannschaft von Captain James Cook waren auf diese Reise nicht mitgekommen (da keine Weltumsegelung via westamerikanischer Küste, etc.)
  • Zwischenstopp Marseilles zwecks Grundausstattung, Im Dezember Weiterfahrt nach Madeira
  • Nächster Zwischenaufenthalt auf Madeira: Wein und andere Proviant.
Erst am 6. April 1784 - unter anderem wegen schlechten Wetters - geht die Cobenzell auf die große Reise (vgl. London Morning Post, 2.7.1784)
  • 14.8.1785 Ankunft in Bombay (vgl. London Press, October 1785).


Johann Joseph v. Bauer als Kapitän auf dem Schiff Belgioioso

  • In Bombay wird wesentliches Ladegut auf ein 900 Tonnen-Schiff umgeladen, in die Belgioioso, mit der in weiterer Folge Canton in China angefahren wird.
  • Am 18.2.1786 erreicht die Cobenzell den Hafen Trieste, mit dem Kapitän John Fyffe, während Bauer noch mit der Belgioioso von China unterwegs nach New York ist.
  • Bauer erreicht mit der Belgioioso (900t), New York im Juni 1786.
  • Weiterfahrt und Ankunft in Dover am 15.9.1786 (vgl. The Daily Universal Register)

..


  • 22.9.1786 - Johann Joseph Bauer als Kapitän der Belgioioso, erreicht Ostende am 22.9.1786 (vgl. The Gazette van Gend, am 25.9.1786)


Wie hier der Zusammenhang zu erklären ist, zwischen jener "Belgioioso", die am 13.3.1783 in der Bucht von Dublin gekentert war und der "Belgioioso", mit der J.J.Bauer 1785 nach China weitergefahren war, ist in Arbeit (Recherche).

Wahrscheinlich wurde eine zweite "Belgioioso" gebaut und gekauft, die Werft oder Ausgangshafen bzw. die Käufer und Investoren sind noch unbekannt.


..

(Das weitere Schicksal der Cobenzell ist ebenso noch zu ergänzen)



Johann Joseph Bauer zur Zeit der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung

Vorab Stichwortliste:

  • Bauer's Teehandel und Direktverkauf in New York
  • Bauer's Aufenthalt in New York 1787 zwecks Heirat seiner Frau (Name leider noch unbekannt).
Joh.Jos.Bauer finanziert Thomas Jefferson - jener damals als Diplomat in Paris - eine Reise von Frankreich nach New York.
John Jay erwähnt diese Reisefinanzierung in einem Brief vom 14.2.1787 an Thomas Jefferson und nennt darin Bauer's Namen.
Für John Jay unbekannte Freunde der Familie der Braut hatten ihn um diese Erwähnung gebeten.


Wortlaut des Briefes von John Jay an Thomas Jefferson

"..

From John Jay


Dr. Sir New York 14th. February 1787


I understand that a Visit will be paid you by a Gentleman who is to be married to a Lady in this Town, and her Friends request the Favor of me to mention him in my Letters to you.

The Gentleman’s Name is John Josh. Bauer a Lieutenant in his Imperial Majesty’s Navy, and late Captain of the imperial East India Company’s Ships Count de Cobensel and Count Belgioioso.

I have not the pleasure of being personally acquainted with this Gentleman, but from the Commissions he has had, and from some other Testimonials I have seen, I infer that he is a Gentleman of Merit. With great and sincere Esteem and Regard, I am &c.,


John Jay

.."

FC (DNA: PCC, No. 121). Recorded in SJL as received 6 Apr. 1787 at Marseilles. (SJL = "Jefferson's Summary Journal of Letters")


Dieser Brief ist ebenso dokumentiert, in "The Papers of Thomas Jefferson, Volume 11: January 1787 to August 1787, Thomas Jefferson, Princeton University Press", S. 145

Johann-joseph-bauer-thomas-jefferson-john-jay-14-02-1787.jpg


Johann Joseph Bauer erhält eine köngliche Curie in Nemes Csó

Vorab Stichwortliste:

  • Gemeinsam mit seinem Cousin, dem "Advocaten" Mathias Bauer, erhält Johann Joseph Bauer eine königliche Curie in Nemes Csó, zumindest Anteile davon.

Nemens Csó ist ein kleiner Ort in West-Ungarn, nördlich Sopron, dem heimatlichen Ort der Familie Bauer.

Bedeutsam zu Nemes-Csó wäre beispielsweise, dass 1681 der Landtag die Errichtung einer evangelischen Artikularkirche in Nemes Csó erlaubt hatte. Es war dies für die evangelische Glaubensgemeinschaft eine Zusicherung ihres Rechtes auf ihr Glaubensbekenntnis, auf Duldungsdauer durch den Grundherren.

Die Errichtung einer Kirche war insofern eine Besonderheit, als es zu dieser Zeit und in dieser Region zunächst nur an Orten wie Oberwart (kalvinistisch), Nemeskér und Vadosfalva im Ödenburger Komitat (lutherisch), als auch in Nemes Csó und Dömölk im Eisenburger Komitat erlaubt war, eine evangelische Kirche zu erbauen.

Für Nemes Csó wird verzeichnet, dass aus diesem Ort angesehene, evangelische (protestantische) geistliche Gelehrte hervorgangen sein sollen.


Die Region um Ödenburg / Sopron war bereits früh durch eine protestantische Bevölkerung besiedelt.

Die Familie Bauer war ebenso evangelischer / protestantischer Zugehörigkeit.


  • Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass in der Zeit der Neuversuche eines österreichichen Seehandels um 1775 Joseph II. angeblich verlangt hatte, dass für gefährliche Seehandelsfahrten eher Leute aus der evangelischen Bevölkerungsgruppe in Frage kommen sollten, als katholische Untertanen seiner Monarchie. (Quellen-Angabe: ...).


  • Der erwähnte Aspekt hinsichtlich Zugehörigkeit zur evangelischen Glauebensgemeinschaft wäre noch um ein weiteres, interessantes Merkmal zu ergänzen: Graf Carl v. Zinzendorf, jener als Förderer oder "Ermöglicher" evangelischer Religionsausübung, legte am 17.3.1776 den Eid als Gouverneur von Triest ab.
Aus diesem Kontext heraus könnte eine (Teil-)Erklärung zu finden sein, warum z.B. jemand wie Johann Joseph v. Bauer als "evangelischer Ungar" als Handelsmann auf dem Schiff "Josef und Theresia" (Sept. 1776) aufgenommen wurde (später dann als Kapitän im Einsatz).



Abschrift eines Schenkungsdokuments vom 19.5.1780 einer königlichen Curie in Nemens Csó an Johann Joseph Bauer und an seinen Cousin dem Advocaten Mathias Bauer

  • Dieses Dokument besteht im Grund aus drei Textblöcken, deren Text hier noch an anderer Stelle etwas leichter lesbar wiedergegeben wird.
  • Neu - und das ist hier besonders bedeutsam: Hier geht es um eine Art Weitergabe von Rechten besagter "Curie" - und zwar von nicht geringerem als Johann Joseph Bauer's Großvater mütterlicherseits: Michael Balint, ein "Kauf- und Handelsmann".
In diesem Schreiben werden auch die beiden Kinder von Michael Balint genannt: Sophie - die Mutter von Johann Joseph Bauer, verheiratet mit Johann Adam Bauer und Michael Balint (Anm.: jun.).

Dennoch ist dieses Übergabevorhaben von Ertrags-Anteilen von Nemens-Csó dadurch charakterisiert, dass Johann Joseph Bauer und sein Cousin Mathias Bauer eben diese große Handels-Segelreise unternommen hatten, im Sinne eines Neustarts des Überseehandels der Österreichischen Monarchie.

Johann Joseph Bauer hatte sich für seine Seehandelsfahren nach Ost-Indien ("Malabar-Küste" etc.) und nach China ("Canton") ab 1775 als Ungar für die österreichische Monarchie verdient gemacht, was in diesem Schenkungsdokument auch erwähnt ist.


Abschrift eines Dokuments zur Verleihung einer königlichen Kurie Nemes Csó in Ungarn (bei sopron) an Johann Joseph Bauer und seinem Cousin Mathias, am 19.5.1780, Teil 1;
Quelle: Magyar Nemzeti Leveltar
Abschrift eines Dokuments zur Verleihung einer königlichen Kurie Nemes Csó in Ungarn (bei sopron) an Johann Joseph Bauer und seinem Cousin Mathias, am 19.5.1780, Teil 2;
Quelle: Magyar Nemzeti Leveltar
Abschrift eines Dokuments zur Verleihung einer königlichen Kurie Nemes Csó in Ungarn (bei sopron) an Johann Joseph Bauer und seinem Cousin Mathias, am 19.5.1780, Teil 3;
Quelle: Magyar Nemzeti Leveltar
Ortswappen von Nemescsó oder Nemes Csó, nördlich von Sopron / HU. Die Abkürzungen N.C.K. stehen für Nemes Csó Község, also für "Dorf Nemes Csó". Dieses Wappen wurde früher für amtliche Briefe bzw. Siegel verwendet.
Der Anker steht als Symbol für die "Hoffnung", möglicherweise interpretierbar für die "Hoffnung" auf eine weitere zukünftige Zusicherung für den Bestand der protestantischen Glaubensgemeinschaft.
Quelle:


Es ist noch zu klären welche Aufgabe oder Hintergründe zu Mathias Bauer bestanden hatten, ihn gemeinsam mit seinem Cousin so reich zu beschenken.


Weitere Namen in der Schenkungsurkunde

Interessant und weiterführend sind die darin erwähnten Namen

  • Franciscus Ryan (".. cum alio socio suo Fransico Ryan Anglo in minori Navi Anglica ..") > oder auch Francis Ryan, Francois Ryan und Franz Ryan.
".. formerly a clerk in the Counting-house of Messrs Maynes of Lisbon; this gentleman we heard was the first super-cargo" (vgl. Hallward, 1920, William Bolts, A Dutch Adventurer under John Company, S.138f).
Die "Nr.2" nach William Bolts (ebenda, S.136) und Gesellschafter mit William Bolts, Grf.Proli etc. an einer gemeinsamen Handelsgesellschaft (vgl. von Scherzer, Dr.Karl, 1864, Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde, 1.Bd., S.299).
Francis Ryan wurde in Delagoa Bay (Ost Afrika) - Anm.: gemeinsam mit seinem Kompagnion Joh.Jos.Bauer - beauftragt, weiter nach Bombay zu segeln, um dort ein Schiff zu kaufen (die "kleine" Kaunitz) (vgl. Kohlhammer, 1923, Beihefte zur Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, S.39 bzw. Swati Publications, 1985, Indian Antiquary, Band 46, S.282).
Beide waren mit einem "country vessel" nach Bombay unterwegs, einer Schiffstype, die für den Handel zwischen zwei Ländern vorgesehen war, im Vergleich zu solchen, mit denen von einem Haupt-Ort ausgehend Handelsfahrten unternommen wurden.
  • Michael Balinth (" ... ")


  • Societas Indiae Orientalis ("East India Company", "Ost Indien Company")
  • Das Schiff "Joseph und Theresia" ("Joseph et Theresia") für die Fahrt nach Indien 1775
  • Johann Joseph Bauer zunächst als "Sekretär" / Schreiber auf der Joseph und Theresia
  • Johann Joseph Bauer wird beauftragt, mit seinem Begleiter Franciscus Ryan von der Delagoa Bay nach Bombay zu fahren. Auftrag durch die "Direction der Gesellschaft" (Anm.: = William Bolts).
  • Kauf des Schiffes "Prinz Kaunitz" (die "kleine" Kaunitz), in Bombay, gemeinsam mit Francisus Ryan.



Weitere Abbildungen

Das Wappen des Johann Joseph von Bauer, "Vice-Hafenkapitän in Triest", Pic-Source: Bruno Hinterberger, bzw. Hugo Hinterberger und Dr. Alexander Bauer
Geburt der Maria Elisabeth Schneller, am 22.2.1723 in Oedenburg/Sopron. Sie ist die Mutter des späteren Advocaten Johann Mathias Pauer (Bauer) und Georg Samuel Bauer (Pauer, Paur) (später dann Bürgermeister von Bielitz/Biala in Schlesien).
Geburt des Georg Samuel Bauer (Pauer), am 10.8.1758 in Oedenburg/Sopron. Er ist später Bürgermeister von Bielitz/Biala und der Großvater von Dr. Alexander Bauer und Natalie Hinterberger geb. Bauer.



Literatur-Liste, Textausschnitte

  • 1) Archiv für Österreichische Geschichte, 1898, Bd.86, S.196 f, Commission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, zur Pflege vaterländischer Geschicht.


"Protokoll, 26. Mai 1775. Franz Ryan reichte unmittelbar bei der Kaiserin ein Memoire mit einem Bauplane eines zu Triest zu erbauenden Schiffes ein. Dasselbe solle für die ostindische Fahrt bestimmt sein.

Er bedürfe aber eines angemessenen Schiffsbauplatzes, wozu ein Aufwand von 6000 fl. erforderlich wäre. Auch mangle es in Triest an geschickten Zimmerleuten, Ankerschmieden und dergleichen Professionisten, die aber aus den anderen Erblanden leicht aufzubringen wären.

Seine Bitte gehe dahin, da weder er noch sein Associe Bolts bei ihrer bevorstehenden Reise nach Indien dem Baue des Schiffes selbst beiwohnen können, auch die dazu erforderliche Barschaft aufzubringen nicht im Stande seien, dass das Aerar den Bau des Schiffes nach dem beigefügten Modelle übernehmen und solches bis Ende Januar 1778 herstellen lassen möchte.

Die beiden Associes würden die gemachten Auslagen ersetzen. Die böhmische Hofkanzlei stellte jedoch den Antrag, das Schiffsbauholz unentgeltlich verabreichen zu lassen, und zwar aus den Militärwaldungen; den Bau des Schiffes auf eigene Kosten zu übernehmen, könne man nicht anrathen.

Vortrag vom 6. April 1776. Unterzeichnet Blümegen. Die Kaiserin genehmigte das Einrathen."


  • 2) N.L.Holward, M.A., 1920, William Bolts, A Dutch Adventurer under John Company, Auszug eines Briefes an das englische "Secretary of State for Foreign Affairs" von der East Indian Company aus Lissabon, am 4.4.1776, über die Ankunft des Schiffes "Earl of Lincoln" in Lissabon, mit William Bolts an Board.

Dieser Brief war so etwas wie "Warnung" an die englische East India Company, davor, dass sich deren ehemaliges Mitglied William Bolts nun unter der Flagge eines anderen Landes am Ost-Indien beteiligen will. Mutmaßungen hatten gelautet, dass William Bolts hier einen Versuch begonnen hätte, sein - von der englischen East India Company konfisziertes - Privatvermögen in Indien zurück zu holen.


4.4.1776, "Mr. William Bolts, some time a servant of the English Est India Company, and probably known to your Lordship, both by his contest with them, and by his publication on their affairs in East India, arrived here a few days ago in an English vessel of near 110 tons burthen, lately known by the name of the Earl of Lincoln. He cleared out from London on an English vessel, manned by above sixty British seamen, under the command of Captain Samuel Butler, almost all of whom Mr. Bolts has already dismissed from his ship, as will endeavour that he shall the others before he leaves this harbour. It is hardly doubtful that he is bound on a voyage to East India, pursuant to agreement with the Court of Vienna, and he entered this port under Imperial colours, but he asserts that his destination is up the Streights of Gibraltar. I understand indeed that he is bound immediately to Leghorn (Anm.: Livorno), but he is there to find more ships ready, and to proceed with them to India, accompanied by a Frenchman of the name Ryan, who goes second in authority.

This man has parts and eloquence; and if, during a visit he made to Vienna two years ago, he has succeeded to excite that court to new attempts of an East India trade, though they will probably end as the last did, and he in such case be inevitable the victim of it, yet his industry and intimate knowledge og that country may enable him to do no slight mischief there."


  • 3) Benedikt, Heinrich, 1964, Kaiseradler über dem Appenin: die Österreicher in Italien 1700 bis 1866, S.373

"Bolts selbst traf Ende Juni 1776 ein. In Livorno erhielt er unter zu seinen Ehren veranstalteten Feierlichkeiten das Patent eines Oberstleutnants. Die Besatzung wurde vereidigt. Sie bestand aus meist protestantischen Ausländern, da Joseph II. die „erbländischen Untertanen" nicht den Gefahren der Expedition aussetzen wollte."




The National Archives, Kew, Richmond

The National Archives, Kew, Richmond, Surrey, TW9 4DU



Namensliste

  • Familie Proli, Die Familie Proli leitet ihren Ursprung von dem venezianischen Adelsgeschlecht der Prinli ab. Pietro Proli, der Vater des Bankiers Karl Proli, wanderte zu Anfang des 18. Jahrh. aus der Lombardei nach Belgien aus, wo er in Antwerpen ein ...
  • Pietro Proli (1671-1733), Antwerpen
  • Karl Proli (1723 - 1786), Charles André Melchior de Proli, Kaufmann und Bankier aus Antwerpen, ...
Karl Proli war ein typischer Vertreter der "zweiten Generation" einer Wirtschaftsdynastie. Sein Vater, Pietro Proli, war am Beginn des Jahrhunderts aus der Lombardei in Belgien eingewandert, hatte das Bankhaus in Antwerpen gegründet und ...
Karl Proli nahm um 1775 eine wesentliche Rolle in der Finanzierung und kommerziellen Steuerung im eigenen Interesse des Projekts einer Handelsfahrt ein, welches das österreichisch-ungarische Schiff "Joseph und Theresia" - mit William Bolts und Johann Joseph Bauer an Board - auf eine Handelsreise nach Ostafrika, Ostindien und nach Livorno retour geführt hatte.