Reisen von Dr.Alexander Bauer: Unterschied zwischen den Versionen

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Lieber guter Vater!
Wir lichteten Dienstag Mittags um 12h 30 im Hafen von Stettin die Anker und liefen bei Svinemünde (Anm. [https://de.wikipedia.org/wiki/%C5%9Awinouj%C5%9Bcie Swinemünde]) etwa um 6h abends in die offene See. Das Wetter war sehr schön und das grosse prachtvoll eingerichtete Dampfboot schaukelte sich nur langsam, aber desto unangenehmer, auf den Wogen des Meeres.
Die Sonne ging um 8h unter und wir sahen bereits rund umher nichts als Himmel und Wasser und hörten das Wogen der See und das Geplätscher der Räder.
Ein ziemlich starkter Wind blies uns entgegen und ließ für morgen schlechte Seefahrt fürchten. Beim Abendessen wollte es mir nicht recht schmecken, denn das ewige Schaukeln hatte mich etwas schwindlig gemacht und ich fürchtete die Seekrankheit.
Danach zwang ich ein Kalbsschnitzel, ein Stück Häring und ein Glas Cognac, in Folge dessen ich auch unangefochten bald prächtig einschlief.
Der nächste Morgen war prachtvoller als zu erwarten war. Gegen 10h erblikten wir zuerst Land und zr. die Schwedische Küste. Wir legten um 11h in Calmar an (Anm.: [https://de.wikipedia.org/wiki/Kalmar Kalmar]), segelten dann immer bei herrlichem Wetter zwischen Schweden und der Insel Öland durch und kommen heute früh hier glücklich an.
Der letzte Teil dieser Fahrt zwischen den Granitfelsen (Scheeren) im Meer und an Feste Waxholm vorbei (Anm. [https://de.wikipedia.org/wiki/Festung_Vaxholm Festung Vaxholm]) ist sehr schön und wird würdig durch den prachtvollen Anblick von Stockholm geschlossen.
In derselben Nacht (Gestern) in der wir durch die Scheeren fuhren, sind 2 Dampfer aneinandergefahren und der eine ist sehr arg beschädigt. Von den Passagieren ist indeß niemanden etwas geschehen.
Die Reisegesellschaft an unserem Schiffe war recht angenehm, obwohl größtentheils aus Schweden bestehend, welche aber ungemein liebenswürdig waren. Außerdem war noch der preussische Minister für Schweden Hr. v. Lecoq mit 2 Attachés und ein russ. Lieutenant der Forstverwaltung, mit welchem ich auch hier im Hotel de la croix wohne.
Ich muss noch bemerken, dass es nicht meine Schuld ist, wenn jetzt meine Briefe unregelmäßig einlangen, aber die Communication mit Deutschland wird durch die Schiffe nur spärlich unterhalten.
Diesen Brief schicke ich mit der Svea per Lübek. (Anm. [http://www.kiel-maritim.de/index.php/jules-verne/reise-1861/2-uncategorised/12-jules-verne-sommer1861-von-luebeck-nach-schweden mehr zum damaligen Dampfschiff Svea]).
Sehr bedauere ich das Nichterhalten meines Correcturbogens.
Alle herzlich küssend nud umarmend
Dein Sandor




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