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===Herkunft der Bezeichnung "Sittenwag" oder "Sittenwaag"=== | ===Auf Anregung von Bruno Hinterberger: Herkunft der Bezeichnung "Sittenwag" oder "Sittenwaag"=== | ||
In diesem Artikel wird ein Flussabschnitt der Traun, die "Sittenwag" oder "Sittenwaag", angesprochen. | In diesem Artikel wird ein Flussabschnitt der Traun, die "Sittenwag" oder "Sittenwaag", angesprochen. | ||
Es handelt sich um eine Art Teilabschnitt der Traun oder aus Sicht von Traunbefahrungen um eine "Passage", | Es handelt sich um eine Art Teilabschnitt der Traun oder aus Sicht von Traunbefahrungen um eine "Passage", | ||
die eine kleine Besonderheit | die eine kleine Besonderheit in der Flusstopographie aufweist, im Vergleich zu anderen Teilabschnitten zuvor oder danach. | ||
Die "Sittenwag" befindet sich flussabwärts der Traun, etwa 1km unterhalb des [[Der_Traunfall|Traunfalls]]. | |||
Die Traun weicht hier orogaphisch kurzfristig nach links aus, um sich sogleich wieder nach rechts zu wenden. | |||
Am selben Abschnitt finden sich im Flussbett größere Felsblöcke, die den Flusslauf einengen und die Wassermassen beschleunigen. | |||
Durch die Beschleunigung der Fließgeschwindigkeit und in Gegenwart von Hindernissen im Flusslauf durch Gesteinsblöcke (größere Konglomeratblöcke), entstehen innerhalb eines kurzen Abschnitts - und vor allem bei höheren Wasserständen - entsprechende Wellen, die im darauf folgenden, eher geradlinigen Flusslauf und breiter werdendem Flussbett beruhigt auslaufen (vgl. dazu die Luftaufnahme unten). | |||
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====Eigene Erfahrung als Schwimmer==== | |||
Wenn man diese Passage durchschwimmt, kann man sich dieser Besonderheit im Flussverlauf sehr anschaulich vergegenwärtigen. | |||
Man merkt zu Beginn die Beschleunigung, Wellen beginnen einem in das Gesicht zu schwappen und man fühlt an den Beinen die relativ starke und auch relativ turbulente Wasserströmung. | |||
Sobald man diese Stelle durchgeschwommen hat, bemerkt man anschließend das stetige Beruhigen der Wasseroberfläche und Ablassen der Turbulenzen. | |||
Als Schwimmer spürt man den "Zwang" des Hauptstroms an dieser Stelle und nach Verlassen besagter Passage erfährt man auch eine Form von "ausgeschüttet worden zu sein". | |||
Der anschließend eher ruhige Flussabschnitt besitzt auch den Effekt des "Kehrwassers" an seinen Randbereichen, mit der Eigenschaft einer Ablagerungsfähigkeit von Sedimenten. | |||
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====Einen Ableitungsversuch, woher so eine Bezeichnung abstammen könnte, stellen folgende Überlegungen dar==== | |||
Eine Erläuterung der Bezeichnungsherkunft von "Sittenwag" ist dem Verfasser bislang nicht bekannt. | |||
* '''Namensableitung aus dem lateinischen Wort vagus''' (umherschweifend, wanderlustig) oder vagari ("umherschweifen"): beispielsweise als Bezeichnung für häufigere Richtungsänderungen eines Flusslaufs (vgl. auch "Nervus vagus" in der Anatomie). | |||
: Es wird in diesem Fall der Namensbestandteil "wag" oder "waag" von "Sittenwag" für eine Überlegung heangezogen. | |||
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: Die Annahme einer lateinischen Herkunft des Wortursprungs von (Sitten-)"wag" oder (Sitten-)"waag" könnte mehr oder weniger durch die leicht abrupte und mehrfach hintereinander stattfindende, "umherschweifende" Richtungsänderung des Flussverlaufs an der Stelle der "Sittenwag" bekräftigt werden. | |||
: Kurz nach der "Sittenwag" finden ebenso kleinräumige Richtungsänderung statt. | |||
: Ob dieser Folgeabschnitt noch zur sogenannten "Sittenwag" hinzugenommen werden kann, ist dem Verfasser noch unbekannt. | |||
: Beispiel: In der Slowakei findet man den Fluss "Waag", als längesten Fluss in der Slowakei mit einer Gesamtlänge von 403km, dem diese flusstypischen Attribute von Richtungsänderungen zugeschrieben werden können ([https://de.wikipedia.org/wiki/Waag vgl. wikipedia, "Die Waag"]). | |||
: Andererseits liegt dem natürlichen Verlauf eines Flussbettes meist die abwechselnde Topologie des natürlichen Terrains zu Grunde, die solche Richtungsänderungen mit sich bringen. | |||
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: Was anbetracht dieser These den Flussabschnitt der Traun mit der Bezeichnung "Sittenwag" im weiteren Flusslauf einzigartig machen würde, wäre damit möglicherweise nicht eindeutig genug bestimmbar. | |||
: Wie der Namensbestandteil "Sitte" oder "Sitten" in diesem Kontext interpretierbar wäre, ist noch offen. | |||
* | * '''Ableitung aus dem Mittelhochdeutschen''' | ||
: | : Die mittelhochdeutsche Sprache kennt eine Bezeichnung wie "wâc", die beispielsweise im Zusammenhang mit "bewegtem Wasser, Strömung, Flut, Woge, Fluss, .." verwendet wurde (vgl. Lexer, Matthias, 1878, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch: Dritter Band: VF-Z Nachträge, S. 623, Nachdruck 2016, im folgenden Auszug). | ||
: | : Gleichsam findet man in der mittelhochdeutschen Sprache beispielsweise die Bezeichnungen "sitec" oder "sitic" für Eigenschaften wie "sittig, ruhig, bescheiden, ..", ähnlich wie "site-lich" für "ruhig, mild". | ||
: Beides zusammen könnte dem Namen und Flussabschnitt "Sittenwag" die Eigenschaften einer aussergewöhnlichen Strömung und Wellengang zuschreiben und doch "ruhig" oder "mild" und handhabbar in seiner "erfahrbaren" Ausprägung. | |||
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{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;" | {| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;" | ||
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* '''Eine weitere These zu "Sittenwag": "Schütten" von Geschiebe und Sedimenten''' | |||
: Eine weitere These zur Bezeichnung "Sittenwag": "Sitten-.." im Sinne einer "Verballhornung" von "Schütten". | |||
: Wie oben in den "eigenen Erfahrungen als Schwimmer" vermerkt, weisen die ufernahen Zonen des Flusses bei der "Sittenwag" Eigenschaften von "Kehrwasser" auf. | |||
: Nach der beschriebenen Engstelle an der Sittenwaag und der dadurch verursachten Beschleunigung des Wasserstroms, verbreitert sich das Flussbett der Traun. | |||
: "Kehrwasser" ist festzustellen und ist in der Lage, Sedimente an den Bereichen des Flussrandes abzulagern. | |||
: Die Fähigkeit der Sedimentablagerung eines Flusses, findet man bei der "Sittenwag" besonders an der orographisch linken Seite der Traun. | |||
: Hier wurden größere Mengen an Sedimenten unterschiedlicher Sortierungen ablagert. | |||
: Diese Umlagerungsfähigkeit von Flüssen können auch zu Namensgebungen führen, wie man sie beispielsweise von der [https://de.wikipedia.org/wiki/Kleine_Sch%C3%BCttinsel "Schüttinsel" / Szigetköz] an der Donau in Westungarn kennt, nördlich von Mosonmagyarovar im Komitat Györ-Moson-Sopron. | |||
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: Vielleicht ist also das "Schütten" oder Ablagern von Sedimenten durch die Flussströmung - beispielsweise mhd "wâc" für das "Strömen" des Flusses (siehe oben) - Ursprung für die Bezeichnung dieses Flussabschnittes. | |||
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===Weitere Besonderheiten=== | ===Weitere Besonderheiten=== | ||
* Geologische Formation des Trauntales bei der Sittenwaag | * Geologische Formation des Trauntales bei der Sittenwaag: Eiszeitlich bedingte Geländeabstufungen, usw. | ||
* [http://www.land-oberoesterreich.gv.at/files/naturschutz_db/Managementplan_UT_Endversion_23_1_2011_600dpi.pdf Besondere Flora und Fauna entlang des Traunufers > vgl. FFH-Richtlinie bzw. Europaschutzgebiet Untere Traun > "Natura 2000"] (Quelle: Webseite, Land Oberösterreich, 1.9.2015) | * [http://www.land-oberoesterreich.gv.at/files/naturschutz_db/Managementplan_UT_Endversion_23_1_2011_600dpi.pdf Besondere Flora und Fauna entlang des Traunufers > vgl. FFH-Richtlinie bzw. Europaschutzgebiet Untere Traun > "Natura 2000"] (Quelle: Webseite, Land Oberösterreich, 1.9.2015) | ||
* "Die" Frischwasser-Quelle (Grundwasser, Fallholz-Seite, in der Nähe des Badeplatzes) | * "Die" Frischwasser-Quelle, das "Brünnl" (Grundwasser, Fallholz-Seite, in der Nähe des Badeplatzes) ist immer noch verfügbar | ||
* Eine Reihe an Quellen am gegenüberliegenden Ufer (Roitham), Austritt an der Grenzfläche des Schotter- bzw. Konglomerat-Körpers zur Flyschzone ("Sperrrschicht"). | * Eine Reihe an Quellen am gegenüberliegenden Ufer (Roitham), Austritt an der Grenzfläche des Schotter- bzw. Konglomerat-Körpers zur Flyschzone ("Sperrrschicht"). | ||
: Ausgezeichnete Wasserqualität des Quellwassers und relativ niedrige Wassertemperatur. | : Ausgezeichnete Wasserqualität des Quellwassers und relativ niedrige Wassertemperatur. |