Familienbadeplatz an der "Sittenwaag" an der Traun

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Arbeitsnotizen zum Familienbadeplatz Hinterberger, Frank, an der "Sittenwaag" unterhalb des Traunfalls


Stichwort-Liste

  • Traditioneller Badeplatz der "oberen" Siedlungen Windern, Fallholz, Viecht, usw.
unterhalb des Traunfalls bzw. "weiter unten", kurz nach dem "neuen" Kraftwerk (ehem. Kraftwerk Stern & Hafferl).
  • Wasserversorgung (Quellen): z.B. das Brünnl bei der Sittenwag.
  • Früherer Badeplatz der Familien Hinterberger und Frank (und natürlich auch anderen BewohnerInnen vor Ort).
  • Boots- bzw. Badehütte der Fam.Hinterberger (auf der Parzelle 673/2 in der KG Windern 50216)
  • Herkunft der Bezeichnung "Sittenwag" oder "Sittenwaag"
  • ..



Auf Anregung von Bruno Hinterberger: Herkunft der Bezeichnung "Sittenwag" oder "Sittenwaag"

In diesem Artikel wird ein Flussabschnitt der Traun, die "Sittenwag" oder "Sittenwaag", angesprochen.

Es handelt sich um eine Art Teilabschnitt der Traun oder aus Sicht von Traunbefahrungen um eine "Passage", die eine kleine Besonderheit in der Flusstopographie aufweist, im Vergleich zu anderen Teilabschnitten zuvor oder danach.

Die "Sittenwag" befindet sich flussabwärts der Traun, etwa 1km unterhalb des Traunfalls.


Die Traun weicht hier orogaphisch kurzfristig nach links aus, um sich sogleich wieder nach rechts zu wenden.

Am selben Abschnitt finden sich im Flussbett größere Felsblöcke, die den Flusslauf einengen und die Wassermassen beschleunigen.

Durch die Beschleunigung der Fließgeschwindigkeit und in Gegenwart von Hindernissen im Flusslauf durch Gesteinsblöcke (größere Konglomeratblöcke), entstehen innerhalb eines kurzen Abschnitts - und vor allem bei höheren Wasserständen - entsprechende Wellen, die im darauf folgenden, eher geradlinigen Flusslauf und breiter werdendem Flussbett beruhigt auslaufen (vgl. dazu die Luftaufnahme unten).


Eigene Erfahrung als Schwimmer

Wenn man diese Passage durchschwimmt, kann man sich dieser Besonderheit im Flussverlauf sehr anschaulich vergegenwärtigen.

Man merkt zu Beginn die Beschleunigung, Wellen beginnen einem in das Gesicht zu schwappen und man fühlt an den Beinen die relativ starke und auch relativ turbulente Wasserströmung.

Sobald man diese Stelle durchgeschwommen hat, bemerkt man anschließend das stetige Beruhigen der Wasseroberfläche und Ablassen der Turbulenzen.

Als Schwimmer spürt man den "Zwang" des Hauptstroms an dieser Stelle und nach Verlassen besagter Passage erfährt man auch eine Form von "ausgeschüttet worden zu sein".

Der anschließend eher ruhige Flussabschnitt besitzt auch den Effekt des "Kehrwassers" an seinen Randbereichen, mit der Eigenschaft einer Ablagerungsfähigkeit von Sedimenten.


Die "Sittenwag" oder "Sittenwaag" an der Traun, unterhalb des Traunfalls in Oberösterreich.



Einen Ableitungsversuch, woher so eine Bezeichnung abstammen könnte, stellen folgende Überlegungen dar

Eine Erläuterung der Bezeichnungsherkunft von "Sittenwag" ist dem Verfasser bislang nicht bekannt.


  • Namensableitung aus dem lateinischen Wort vagus (umherschweifend, wanderlustig) oder vagari ("umherschweifen"): beispielsweise als Bezeichnung für häufigere Richtungsänderungen eines Flusslaufs (vgl. auch "Nervus vagus" in der Anatomie).
Es wird in diesem Fall der Namensbestandteil "wag" oder "waag" von "Sittenwag" für eine Überlegung heangezogen.

Die Annahme einer lateinischen Herkunft des Wortursprungs von (Sitten-)"wag" oder (Sitten-)"waag" könnte mehr oder weniger durch die leicht abrupte und mehrfach hintereinander stattfindende, "umherschweifende" Richtungsänderung des Flussverlaufs an der Stelle der "Sittenwag" bekräftigt werden.
Kurz nach der "Sittenwag" finden ebenso kleinräumige Richtungsänderung statt.
Ob dieser Folgeabschnitt noch zur sogenannten "Sittenwag" hinzugenommen werden kann, ist dem Verfasser noch unbekannt.
Beispiel: In der Slowakei findet man den Fluss "Waag", als längesten Fluss in der Slowakei mit einer Gesamtlänge von 403km, dem diese flusstypischen Attribute von Richtungsänderungen zugeschrieben werden können (vgl. wikipedia, "Die Waag").
Andererseits liegt dem natürlichen Verlauf eines Flussbettes meist die abwechselnde Topologie des natürlichen Terrains zu Grunde, die solche Richtungsänderungen mit sich bringen.

Was anbetracht dieser These den Flussabschnitt der Traun mit der Bezeichnung "Sittenwag" im weiteren Flusslauf einzigartig machen würde, wäre damit möglicherweise nicht eindeutig genug bestimmbar.
Wie der Namensbestandteil "Sitte" oder "Sitten" in diesem Kontext interpretierbar wäre, ist noch offen.


  • Ableitung aus dem Mittelhochdeutschen
Die mittelhochdeutsche Sprache kennt eine Bezeichnung wie "wâc", die beispielsweise im Zusammenhang mit "bewegtem Wasser, Strömung, Flut, Woge, Fluss, .." verwendet wurde (vgl. Lexer, Matthias, 1878, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch: Dritter Band: VF-Z Nachträge, S. 623, Nachdruck 2016, im folgenden Auszug).
Gleichsam findet man in der mittelhochdeutschen Sprache beispielsweise die Bezeichnungen "sitec" oder "sitic" für Eigenschaften wie "sittig, ruhig, bescheiden, ..", ähnlich wie "site-lich" für "ruhig, mild".
Beides zusammen könnte dem Namen und Flussabschnitt "Sittenwag" die Eigenschaften einer aussergewöhnlichen Strömung und Wellengang zuschreiben und doch "ruhig" oder "mild" und handhabbar in seiner "erfahrbaren" Ausprägung.


Die Bezeichnung "wag", "wac", "wage" etc. im Mittehochdeutschen (vgl. Lexer, Matthias, 1878, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch: Dritter Band: VF-Z Nachträge, S. 623, Nachdruck 2016).


  • Eine weitere These zu "Sittenwag": "Schütten" von Geschiebe und Sedimenten
Eine weitere These zur Bezeichnung "Sittenwag": "Sitten-.." im Sinne einer "Verballhornung" von "Schütten".
Wie oben in den "eigenen Erfahrungen als Schwimmer" vermerkt, weisen die ufernahen Zonen des Flusses bei der "Sittenwag" Eigenschaften von "Kehrwasser" auf.
Nach der beschriebenen Engstelle an der Sittenwaag und der dadurch verursachten Beschleunigung des Wasserstroms, verbreitert sich das Flussbett der Traun.
"Kehrwasser" ist festzustellen und ist in der Lage, Sedimente an den Bereichen des Flussrandes abzulagern.
Die Fähigkeit der Sedimentablagerung eines Flusses, findet man bei der "Sittenwag" besonders an der orographisch linken Seite der Traun.
Hier wurden größere Mengen an Sedimenten unterschiedlicher Sortierungen ablagert.
Diese Umlagerungsfähigkeit von Flüssen können auch zu Namensgebungen führen, wie man sie beispielsweise von der "Schüttinsel" / Szigetköz an der Donau in Westungarn kennt, nördlich von Mosonmagyarovar im Komitat Györ-Moson-Sopron.

Vielleicht ist also das "Schütten" oder Ablagern von Sedimenten durch die Flussströmung - beispielsweise mhd "wâc" für das "Strömen" des Flusses (siehe oben) - Ursprung für die Bezeichnung dieses Flussabschnittes.





Weitere Besonderheiten

Ausgezeichnete Wasserqualität des Quellwassers und relativ niedrige Wassertemperatur.
  • Reste von Längswerken aus der Zeit der Salzschifffahrt.
  • Errinnerungsstein an die ertrunkene Maria Eder aus Fallholz (3.9.1923)
  • Müllablagerungen in der Vergangenheit und auch heute noch (Hausrat, Hausabbruch-Material, ..)
  • Topographische Veränderungen durch den Einbau einer hier querenden Erdgasleitung in den 1990er Jahren.
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Notizen zur Wasserqualität der Traun in diesem Flussabschnitt

  • Sehr gute Wasserqualität der Traun, seit einer generellen Verpflichtung zur Abwasserreinigung bei Industrieanlagen wie Steyrermühl etc.
Bis in die 1980er-Jahre war vielen die Traun als dunkelbrauner, stinkender Fluss mit dicken Schaumschollen in Erinnerung geblieben.
Massen an Zelluloseresten aus verfahrenstechnischen Prozessen der Papierherstellung hatten sich über das Flussbett und Randgebiete gelegt.
Es gab kaum "sichtbares" Vorkommen an Flusslebewesen, lediglich Bioindikatoren, die auf die katastrophale Flusssituation verweisen konnten.
Heute besitzt der Fluss eine ausgezeichnete Wasserqualität.
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Beschreibung, Lage



Abbildungen,Fotos

Alexander Hinterberger mit seiner Mutter Natalie, bei der "Sittenwaag" an der Traun, bei der Hinterberger-Badehütte.
Quelle: Bruno Hinterberger
Alexander Hinterberger - im Bild mit dem Rücken zugewandt, Bad an der "Sittenwaag" an der Traun, unterhalb des Traunfalls; Gemeinsam mit Heinrich und Luise Horna sen., sowie Luise Horna jun. "Luiserl", Quelle: Bruno Hinterberger
Alexander Hinterberger - im Bild mit dem Rücken zugewandt, Bad an der "Sittenwaag" an der Traun, unterhalb des Traunfalls; Gemeinsam mit Heinrich und Luise Horna sen., sowie Luise Horna jun. "Luiserl" und als Kind Heinrich "Heinz" Horna jun., Quelle: Bruno Hinterberger
Luise Horna (verh. Hiris), als Kind auf einem Stein sitzend, Badespaß am Familien-Badeplatz in der "Sittenwaag" an der Traun in OÖ.


Luise (li, hinten) und ihr Bruder Heinz (stehend) in der "Sittenwaag" an der Traun, am Familienbadeplatz.
Aloisia "Luise" Horna geb. Frank mit ihrem Sohn Heinz. Sie ist auch die Mutter von Luise Horna verh. Hiris.
Heinz Horna, am Familien-Badeplatz in der "Sittenwaag" an der Traun.
Luise und Heinz am Traun-Ufer spielend. Am Familien-Badeplatz "Sittenwaag" an der Traun.
v.l.n.r. Luise Horna (sen.), ihre Kinder Heinz und Luise ("Luiserl"), (?)Mitzi Frank, am Hinterberger'schen Familien-Badeplatz "Sittenwaag" an der Traun.


Grundbuchsauszüge zum Haus Windern 13 und Windern 24, um 1890; zusätzliche Angaben zur Parzelle 673/2 "Wald", auf der sich das Boots-Häuschen bzw. Badehäuschen der Fam. Hinterberger am linken Traunufer an der "Sittenwaag" befunden hatte.
Grenzverlauf im Bereich der Sittenwaag an der Traun: Der frühere Badeplatz bzw. Areal der Hinterberger'schen Badehütte 637/2 ist im heutigen Kataster noch vorzufinden.
Quelle: www.doris.at.