Enzersfeld bzw. Enzesfeld im Weinviertel (nördl. v. Wien)
Arbeitsnotizen zu Enzersfeld / Enzesfeld im Weinviertel NÖ
Der Ort Enzersfeld im Weinviertel nimmt in der Auseinandersetzung mit Anton v. Wittmann-Dengláz Biographie eine wenn auch "kurze", aber dennoch zentrale Stelle ein.
In unterschiedlichen, biographischen Berichten über Anton v. Wittmann-D. wurde von einem "Freyhof zu Enzesfeld" berichtet, der mehr oder weniger als Anton Wittmann's "privates Agrar-Versuchsprojekt" gegolten haben mochte, bevor maßstäblich wesentlich größere Projekte in Wittmann's späteren Jahren in seinen landwirtschaftlich planerischen Wirkungskreis gelangt waren.
Was man unter diesem "Freyhof" verstehen konnte und wo dieser Hof zu lokalisieren wäre, hat sich bisher mangels privat nicht verfügbarer, historischer Aufzeichnungen kaum beschreiben lassen.
Erst mit der Klärung zur eigentlichen Identität des erwähnten Ortes "Enzesfeld / Enzersfeld", die hier als Lokalität des genannten Hofes gemeint war, konnten Zusammenhänge, aber auch Dokumente gefunden und zeitlich verknüpft werden, die hierzu neue Aufschlüsse boten.
Enzesfeld im Weinviertel, südlich von Wien
Aufgrund Anton Wittmann's Projekt-Tätigkeit für den Baron Peter Frhr. von Braun, im südlichen Raum Wien's, bei Sollenau, Blumau, war die Vermutung angestellt worden, dass der dort nahe gelegene Ort "Enzesfeld / Enzersfeld / usw." jener Ort wäre, an welchem hinsichtlich des "Freyhofes" zu suchen wäre.
Erste Versuche
Lokalisierungsansätze wären zunächst oberflächlich vorhanden gewesen, wie z.B.
- ein landwirtschaftliches Gut am "kalten Gang" bei Sollenau, wo Wittmann während seiner Dienstjahre bei Baron Braun die "lombardische Wiesen-Bewässerungsmethode" projektieren und umsetzen lassen konnten,
- die oftmals in Überlieferungen vorkommende Bezeichnung einer "Arbeiter-Kollonie" Wittmannsdorf bei Enzesfeld und die damit verbundene Meinung die Namensherkunft bei Anton v. Wittmann-Dengláz finden zu wollen.
- ein landwirtschaftliches Gut "Julien-Hof" südlich von Enzesfeld im Süden Wien's, benannt nach Julie Freiin v. Widmann, welche jedoch in kein familienverwandtschaftliches Verhältnis mit Anton v. Wittmann-Dengláz zu bringen wäre,
usw.
Durch einen Zufall hat sich jedoch herausgestellt, dass nicht "Enzesfeld südlich von Wien" der zentrale Ort für Recherchen zu gelten hat, sondern "Enzersfeld nördlich von Wien", im Weinviertel gelegen.
Der Name beider Orte unterlag in der Vergangenheit sehr ähnlichen Verbalhornungen oder Abänderungen, die schließlich für beide Orte die Namensgebung "Enzesfeld" oder "Enzersfeld" auffinden lässt.
Eindeutig legt aber heute ihre Zusatz-Bezeichnung benachbarter Orte oder geographischer Lage folgende Namen fest:
- Enzesfeld-Lindabrunn, Enzesfeld > südlich von Wien
- Enzersfeld im Weinviertel, Enzersfeld > nördlich von Wien
Letzterer ist der gesuchte Ort, der hier näher im biographischen Kontext Anton Wittmann's untersucht werden soll.
Familiäre oder berufliche Anknüpfungspunkte Anton Wittmann's zu Enzersfeld im Weinviertel
Berufliche Tätigkeit Anton Wittmann's
Es ist bekannt, dass Anton Wittmann in der Zeit von ca. 1785 bis 1800 "kleine Justiz- und Wirthschaftsämter verwaltete, verschiedene Inspektionen besorgte und sich auch die Bewirthschaftung seines eigenen Besitzthumes - des Freyhofes zu Enzesfeld - sehr angelegen sein lies" (vlg. Oesterreichische National-Encyklopädie, sechster Band, Wien 1837, S.168).
Zusätzlich Hinweise auf Wittmann's Tätigkeitsfeld geben Angaben in den lokalen Taufmatriken zu seinen Kindern (Johann) Michael und Johanna (siehe dazu auch Angaben unten, zu den in Enzersfeld geborenen und getauften Kindern der Familie Wittmann.
- Während Eintrag zur Taufe des (Johann) "Michael" nur die Verortung der Eltern nennt, "Anton Wittmann, Hausinhaber allhier und Franziska gebohrne Siegel", gibt Johanna's Taufeintrag Auskunft über die berufliche Stellung ihres Vaters, "Anton Widmann, Wirtschafts Bevollmächtigter zu Ruzendorf" (sehr wahrsch. Gut d. Herrschaft Rutzendorf, NÖ).
Die Nennung Anton Wittmann's in Verbindung mit seiner Aufgabe eines "Wirtschafts-Bevollmächtigten zu Ruzendorf (Rutzendorf)" bezieht sich sehr wahrscheinlich auf die Herrschaft Rutzendorf in Niederösterreich.
Das Datum dieser Nennung erfolgt also im Jahr 1801.
Die Herrschaften Rutzendorf und Hirschstetten gehörten von 1800 bis 1802 dem Grafen Franz von Erdödy, sowie von 1802 bis 1824 der Frau Gräfin Maria Franziska von Erdödy (vgl. Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens, S.50-52).
Gemäß Anton Wittmann's Biographie (Gräffer, Czikann, 1836) begann dieser im selben Jahr 1801 für Baron Peter v. Braun als Verwalter tätig zu sein und verwaltete nebenbei auch andere Güter.
An einer hier noch nicht nachgewiesenen Stelle wird erwähnt, dass Wittmann auch für die Herrschaft Hirschstetten tätig war, einer Herrschaft, die relativ nahe zu Rutzendorf gelegen war.
Wie oben auch angedeutet, waren aufgrund der Eigentumsverhältnisse von Hirschstetten und Runzendorf (Graf Erdödy) beide Herrschaften von zumindest 1800 bis 1802 eng miteinander verbunden, was vielleicht auch den Rückschluss zu Wittmann's Tätigkeit für Hirschstetten und in Folge / in Kombination mit Rutzendorf nahelegt.
Interessant ist letzten Endes auch, dass ab 1824 ein gewisser Johann Hartmann die Herrschaft Hirschstetten - mit Ausnahme der Lehen - von Gräfin Maria Franziska v. Erdödy gekauft hatte.
Vielleicht war dieser Käufer ein Sohn des "Güterpächters Joseph Hartmann", der mit seiner Gattin Johanna 1801 als Taufpaten der Johanna Wittmann in Enzesfeld aufscheint. (vgl. Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens, S.17)
Der "Freyhof" bzw. der "rothe Hof"
Im Ort Enzersfeld im Weinviertel befand sich seit spätestens 1744 ein Hof, welcher der Herrschaft Wolkersdorf untergeben war.
In den historischen Akten des BG Wolkersdorf findet ein "Überländ-Grundbuch" das den Zeitraum von 1735 bis 1848 (-1880) überstreicht und zu Enzersfeld entsprechende Einträge vorweist.
Darin wird zu Enzersfeld ein Kapitel wie folgt bezeichnet ("Fol. 480"):
"..
Entzesfeldt
Alda zu Entzesfeldt hat die Herrschaft Wolkerstorf einen Hof der mit den grunddienst, steuer, Robat, u. all.anderer jurisdiction auch Straf und Handl /ausser Malefitz/ gedachter Herrschaft Wolkerstorf unterworffen ist und dient jährlich wie folgt.
.."
(Bild wird eingefügt)
Die nächsten Seiten dieses Dokuments zeigen Abgaben-Listen, zugehörige Namensnennungen und natürlich Jahreszahlen etc..
Sämtliche Namen sind unter der Rubrik "Von einem gantzen Hoff." / "Anrainer" angeführt:
"..
Neben der Frau Gräfin v. Curland und ihr (?)Gassen ligend:
- Titl. H. Graf Joh. Adam v. Fünfkürchen (Anm.: Familie v. Fünfkirchen)
- Titl. Freule(?) Antonia Gräfin c. Fünfkürchen, 749 (Anm.: 1749)
- Wittmann Anton, Weib Francisca 803 (Anm.: Im Jahr 1803)
- Frieb Johann, Weib Theresia 803 (ebenfalls im Jahr 1803, "gleichzeitiger" Eintrag", mehr dazu später ..)
- Hl. Johann Schwindler, allhier 815 pr 8880 fr.
- Johann Petz u. Maria Anna ad 816 .. pr 9000 f
- Johann Petz Wittwer 1830 druch Abhandlung pr 3500 fl.
- Johann Petz und Barbara durch Heurath pr 3500 fl
.."
Weitere Angaben folgen ..
Unter Rubrik "Alt Dienstbuch", linke Spalte findet sich folgender Vermerk:
".. Laut Sazbuch lit. .. fol. 249 angemeld als Anton Wittmann et Francisco uxor (uxor, seine Gattin), (eine Art "Klammeraffe") Frieb Johann et Theresia 7000 f. ... samt gerichts Vergleich mitelst Edictalleinbettung casiert. (? Die Richtigkeit der Textwiedergabe sollte sicherheitshalber nochmals geprüft werden).
Worauf hier hinzuweisen ist, dass in dem erwähnten "Sazbuch" (= Satzbuch der Staatsherrschaften Wolkersdorf und Pillichsdorf, Satzbuch N, BG Wolkerdorf 20/12) ein gerichtlicher Vergleich in Form eines "Meldbriefs" zwischen Anton Wittmann sammt seiner Gattin und Theresia Frieb, auch im Namen ihres Mannes, für den 16.7.1801 dokumentiert ist.
Soweit sich der bisherige Kenntnisstand beläuft, hatte Anton Wittmann das Recht, "7000 fl Hofkaufschilling samt Interessen a 5 (prozent) auf den gegentheiligen Hof zu Enzesfeld Nr.69 samt Haus und Uberlandgründen, " und weiteren Realitäten (Hof, Wiesen und Äcker etc.) als Pfand für sich und seine Gattin zu beanspruchen, bis die genannte Summe durch Johann und Theresia Frieb bezahlt ist.
Im zweiten Schritt hatte man sich aber auf einen Vergleich geeinigt, der Theresia Frieb mehr oder weniger als Bürgin für ihren Gatten unter anderem eine jährlich Ratenzahlung von 1000fl ermöglichen soll.
Dieser moderateren Rückzahlungsart hatte Anton Wittmann zugestimmt.
Familiäre Ereignisse
Geburt der Kinder (Johann) Michael und Josepha
- 26.9.1799 - Geburt des Kindes Michael, im Haus Enzersfeld Nr. 75, Eltern: Anton Wittmann, Hausinhaber allhier und Franziska gebohrne Siegel.
- Als Taufpaten werden genannt: Elisabeth Sinabeth(in), Hebamme in Eberstorf, loco Michaelis Wittmann, Schullehrer zu St.Bernhard.
- Hier finden wir den bisherig ersten Eintrag des Nachnamens von Franziska > Siegel. Es gab in Enzersfeld Nr. 19 einen gewissen Joseph Siegel, auch Sigl genannt.
- Vielleicht bestand hier ein familiäres Naheverhältnis zwischen diesen Personen, auch wenn zugleich der Mythos erhalten geblieben ist, Franziska Siegel (Sickler, Zickler, etc,) wäre eine uneheliche Tochter eines Habsburgers (z.B. Leopold II., andere meinten dagegen Joseph II.).
- Wichtig, was das Geburtsdatum des Kindes "Michael" betrifft: Es gibt hier eine Überschneidung des Geburtsdatums des Johann Michael Wittmann v.D., von dem bisher ausgegangen war, dass er in Joslowitz zur Welt gekommen war.
Offensichtlich muss es sich hierbei um den selben Sohn handeln und der bisher genannte Geburtsort konnte nun von "Joslowitz" auf "Enzersfeld im Weinviertel" umgeändert werden.
- 1.5.1801 - Geburt des Kindes Johanna, im Haus Enzersfeld Nr.68, Eltern: Anton Widmann, Wirtschafts Bevollmächtigter zu Ruzendorf (sehr wahrsch. Gut d. Herrschaft Rutzendorf, NÖ), Francisca Romana, gebohrne Siegel.
- Als Taufpaten werden genannt: Joseph Hartmann und dessen Frau Gemahlin Johanna, Herrschaftl. Güterpächter.
Interessant ist auch hierbei Franziska's zweiter Name "Romana", der mit etwas Fantasie als eine Anspielung an die Hl.Franziska Romana verstanden werden könnte. Anm.: Die Hl. Franziska Romana (Franziska von Rom) war eine Ordendsgründerin, eines Ordens für caritativ tätige, adelige Frauen, nach den Regeln des heiligen Benedikt. Wenn man nun die Fantasie etwas weiter spinnen möchte, so könnte man meinen, dass die Benediktiner-Abtei Stift Altenburg in NÖ - sehr nahe gelegen an Horn und St.Bernhard (Anton Wittmann's Geburtsort) - einen Zusammenhang darstelle, zu diversen früheren Anmerkungen, dass Franziska als uneheliche Tochter eines Habsburgers in einem Kloster aufgewachsen, als auch ihre Wäsche mit Klostermarken versehen gewesen sei.
Diese Annahme ist aufgrund fehlender Grundlagen eher Spekulation und vorerst nur ein Versuch, sich etwas sinnvolles oder fantasievolles Zusammenzureimen, woher denn dieser Mythos über Anton's Gattin Franziska stammen könnten.
Wer weiß, vielleicht geht diese Geschichte doch in diese Richtung weiter ...
Eines tritt aber in den Vordergrund, dass Franziska möglicherweise nicht ungarischer Herkunft ist und vielleicht eher im Umkreis von Horn, Altenburg bis Enzersfeld (Weinviertel) oder Wien etc. geboren wurde.
Grund zu dieser Annahme ist, dass Anton Wittmann erst ab ca. 1811 in den Dienst des Erzherzogs Albert Kasimir Sachsen-Teschen gekommen war und in Folge dann auch erst die ungarischen Güter zu verwalten begonnen hatte, bzw. dorthin den Wohnsitz seiner Familie verändert hatte.
Abbildungen / Dokumente