Johann Joseph v. Bauer

Aus Jo-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vorwort

Das Wappen des Johann Joseph von Bauer, "Vice-Hafenkapitän in Triest",
Quelle: Bruno Hinterberger, Hugo Hinterberger bzw. Dr.Alexander Bauer


Johann Joseph v. Bauer war in den Familienunterlagen eher kurz und kurios aufgetaucht, als Anekdote und in Form einer offensichtlichen Erhebung in den Adelsstand, gemeinsam mit seinem Cousin, dem "Advocaten" Mathias Bauer, beide aus Ödenburg / Sopron / HU stammend.

Der eher kurios anmutende und überlieferte Teil zu seiner Person war einer blumigen Erzählung über seine Audienz bei K. Maria Theresia zu entnehmen, als weltreisender Seemann mit kaufmännischen Visionen für einen weltweit ausdehnbaren Seehandel der österreichisch-ungarischen Monarchie.

Seine Arbeitsstellung als Vize-Hafenkapitän in Fiume und schließlich in Triest, ein Handelhaus in Pressbrug, seine Gattin "in London" etc. hatten im Verbund mit Anekdoten trotz weiterer Unkenntnis zu seiner Person das Interesse geweckt, vielleicht doch mehr über ihn erfahren zu können.

Aus Mangel an Möglichkeiten konnte innerhalb der Familie bislang nichts weiter zu Johann Joseph v. Bauer berichtet werden, wie oben angedeutet.


Das Blatt wendet sich nun erfreulicherweise und es macht sukzessive erkennbar, mit welchen umfangreichen, abenteuerlichen und - man könnte durchaus behaupten - politisch weltverändernden Vorgängen und Geschichten sein Auftritt in der internationalen Handelsseefahrt verknüpft ist.

  • Die entscheidenden Schlüsselbegriffe oder Indizien, die zum neu beginnenden Recherchiererfolg geführt haben, ist die im 18.Jhdt weltweit tätige "East India Company" in England, in weiterer Folge die Austrian East India Company und im Speziellen der in Holland gebürtige Kaufmann William Bolts.
Genau hier entstehen neue und äußerst interessante Themenbereiche, die direkt in die Geschichte des internationalen Seehandels der österreichisch-ungarischen Monarchie führen, in Mitten internationaler Handelsgrößen wie England, Dänemark, Schweden, Portugal, etc. etc.
Die politische Tragweite, die dieser Seehandel mit sich gebracht hat - in der Zeit als Johann Joseph v. Bauer auf den Weltmeeren auf Handelsreisen war - berührt schließlich sogar Ereignisse wie die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika.

Johann Joseph v. Bauer wäre beinahe der erste österreichisch-ungarische Kapitän gewesen, der eine Weltumsegelung zum Zweck des Handels als auch für eine Expedition vollbringen durfte. Alles weitere dazu wird noch erzählt werden.


Das historische Bündel, das es zu Johann Joseph v. Bauer notwendigerweise zu erzählen gibt, erscheint also etwas ausufernd.

Vielleicht gelingt dennoch die Vermittlung eines guten, konzentrierten Eindrucks über zahlreiche, historsche Aspekte zu Johann Joseph v. Bauer.


Notizen zu seiner Person

Geb. 16.7.1751 (Ödenburg, Sopron) - verst. 29.11.1808 (Triest, Trieste), der Eltern Johann Adam Bauer (* 1724 - ) und der Josephine Catharina (Nachname leider unbekannt).


  • Ungarisch-Österreichischer Seefahrer, im Jahr 1777 z.B. in China und Japan, etc.
  • Die "Münchner Zeitung" vom 13.4.1780 berichtet von Josef Bauer's Audienz bei Maria Theresia in Wien, bei der er ihr über seine Erfahrungen als Seefahrer berichtet, vor allem aber über die Möglichkeiten eines ausgedehnten Handels der Österreichischen Monarchie mit Asien.
(Johann) Josef Bauer wird im Zuge dieser Audienz von Maria Theresia reich beschenkt, worüber auch ein eigenes Dokument berichtet.
Mit diesem Zeitungsbericht kommt nun zum ersten Mal mehr Licht in Josef Bauer's Leben als Seefahrer bzw. Kapitän.
Ab hier entsteht ein großer Spannungsbogen zur Österreichisch-Ungarischen Handelsgeschichte um 1780, verbunden mit dem damals enormen Einflussbereich der englischen Ostindien Kompagnie.
Johann Joseph Bauer war hierdurch, z.B. als Reisender und Kapitän des relativ berühmten Schiffes "Joseph und Theresia" und später der "Kaunitz", in dieses spannende Themenfeld gerückt.
Als Beginn und zu diesem Anlass sind hier weiter unten unter "Johann Joseph Bauer, zwischen Asien und Österreich um die halbe Welt" die ersten Details aus einem Zeitungsbericht nachzulesen, dem bald umfassendere Berichte und Zusammenhänge folgen werden, was mit diesen Handelsreisen für die damalige österreichisch-ungarische Monarchie einhergegangen war.
  • "Vice-Hafenkapitän" in Fiume (Rijeka) und später in Triest
  • Schenkung einer königlichen Kurie in der (evangelischen) Gemeinde Nemes Csó bzw. Nemescsó an Johann Joseph v. Bauer und seinem Cousin Mathias v. Bauer. (Hintergründe sind z.T. noch zu klären, auch event. z.B. zum Wappen von Nemescsó, etc.)


Familie, Kinder

Über seine Familie ist bis dato leider nur kaum etwas zu erfahren.

Aus einer Todesnachricht in der Zeitschrift "Intelligenzblatt der Annalen der Literatur und Kunst in dem österreichischen Kaiserthume" (Mai 1809, S.203ff) erfährt man, dass sich seine Gattin zum Zeitpunkt seines Sterbens in Gravesend bei London (Anm.: Bezirk Kent), gemeinsam mit der "einzigen Tochter" aufgehalten hatte.

Es dürfte dies ein fixer Wohnsitz gewesen sein, da aus Angaben von Dr.Alexander Bauer abzuleiten ist, dass Bauers' "Schriften und Effekten" über eine Handelsgesellschafft in Pressburg an seine Gattin nach London gelangt waren (vgl. Notiz unten "Erhebung in den Adelsstand").



Nähere Verwandtschaft



Johann Joseph Bauer, zwischen Asien und Österreich um die halbe Welt

.. [ist laufend zu ergänzen] ..

Der oben erwähnte Zeitungsbericht der "Münchner Zeitung" vom 13.4.1780 berichtet über Johann Joseph Bauer - hier als "Kapitän Bauer" genannt - folgendes.

"..

Pressburg, den 25.März (1780)


Den 18. dieses ist Herr Kapitän Bauer, welcher das bekannte Handlungsschiff Kaunitz mit einer sehr reichen Ladung aus Ostindien nach Livorno zurückgeführet hat, aus Liebe zu seinen Freunden anhergekommen, worauf er den 18. das hohe Glück hatte, durch Se. Excellenz Herrn Grafen von Ballascha, Sr. königlichen Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Teschen, vorgestellt zu werden.

Noch zur Zeit haben Ungarn wohl selten eine so weite Reise unternommen, weil sie bisher keine Veranlassung dazu hatten.

Eine umständlichere Nachricht von gedachtem Herrn Bauer dürfte also den meisten sehr willkommen seyn.

Den 24. September 1776 wurde Herr Kapitain Bauer als Kaufmann auf dem Schiffe Joseph und Theresia, welches nach Indien segeln sollte, mitgenommen.

Unterwegs verunglückte dieses Schiff, und es wurde an der Küste von Malabar ein anderes erkauft, welches izt (jetzt) unter dem Namen Kaunitz bekannt ist.

Dieses Schiff kann ganz füglich mit 600 Tonnen (jede Tonne zu 20 Centner oder 2000 Pfund gerechnet) beladen werden, und die Mannschaft, die sich darauf befindet,

besteht überhaupt aus 100 Mann, 1 Kapitain, 3 Lieutenant und einem Doktor.

Im Jahr 1778 den 9 May, segelte es von Bombay an der Küste von Malabar ab, und gieng von da nach Kanton in China.

Die Zurückfahrt nach Europa, welche mit diesem Schiffe glücklich gemacht wurde, gieng vorzüglich zwischen der Halbinsel Malacca und der Insel Sumatra an der Küste Koromandel (heute: "Madras", Indien), bey Ceylon und Madagaskar nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung zu;

von hier nach dem grünen Vorgebirge, und so bey den Azorischen und Kanarischen Inseln, und bey Madera vorbey, nach Kadir;

endlich nach dem mittelländischen Meere und nach Livorno, woselbst es überwinterte.


In dem Haven von Kadir, an dem Vorgebirge der guten Hoffnung, und in Kanton, hielt es seine Hauptstationen.

Von den verschiedenen Handlungsartikeln, die es aus Ostindien mitgebracht hat, ist bereits zu einer andern Zeit Erwähnung geschehen;

die Waaren aber, die es izt (jetzt) nach Indien und China führt, sind Kupfer, Eisen, Stahl, Bley, Flinten, Kanonen, wollene Waare und viele andere Artikel, deren umständliche Benennung zu weitläufig seyn würde.

Herr Kapitain Bauer hat, nach seinem eigenen Geständnisse, keinen von seinen Landsleuten in irgend einer Gegend von Ostindien zu Gesicht bekommen.

Bey seiner Ankunft in Wien hatte er bey beyden kaiserlichen Majestäten die allergnädigste Audienz, wobey er Allerhöchstdenselben verschiedene Chinesische Seltenheiten unterthänigst zu Füßen legte, und Bericht von dieser Reise abstattete.

Er erhielt dafür von Ihrer Majestät der Kaiserinn Königinn reichliche Geschenke.

Sein Geburtsort ist Oedenburg (Anm.: Sopron) und er hat daselbst seine Mutter bereits vorher besucht.

Er eilt izt (jetzt) wieder nach Livorno, um von dort auf's neue nach China abzusegeln.


Herr Kapitain Bauer ist noch nicht 30 Jahre alt.


Nach seinem Berichte, trifft man in Ostindien, ausser verschiedenen andern Münzen, auch k. k. und spanische Thaler, und venetianische Dukaten an.

Unter allen Seekarten, auf denen die Gegenden des Meeres, die Klippen, Sandbänke und abwechselnde Winde aufgezeichnet sind, und den Seefahrern zum Unterrichte dienen, lobte er diejenigen am meisten, die in Frankreich und England verfertigt werden.


.."

Soweit aus diesem Zeitungsartikel vom 13.4.1780.

[pdf-Datei wird nachgereicht]




Erhebung in den Adelsstand

Zu Johann Joseph v. Bauer bzw. zu dessen Cousin Matthias v. Bauer liegt eine überlieferte Notiz von Hugo Hinterberger vor.

Darin werden Urkunden zu besagtem Herrn erwähnt, über die glücklicherweise sein Onkel Dr.Alexander Bauer verfügt hatte und Auskunft geben konnte.


"..

.. befindet sich eine Urkunde, welche bestätigt, dass Matthias "Paur" in Sopron (Ödenburg) am 18. Juny 1779 den Eid als Procurator und Advocat geleistet hat, weiters ein großes, auf Pergament gemaltes Wappen, das folgende Aufschrift trägt: Pac G. D. Mathias Bauer C. F. utr. J. Advoc. et L.R.C. sopr. Rat. Revisor., Nat. 12. Mart. 1755., Denat. 28. Apr. 1784


Über die Adelsverleihung beider (Anm. Johann Joseph v. Bauer und Matthias v. Bauer) handelt ein sehr umfangreiches, in lateinischer Sprache abgefasstes Schriftstück in Heftform und folgender Briefwechsel: (Ing.) Martin (Martón) Hasenauer schreibt am 10.10.1834 aus Ödenburg an seinen Vetter (?), dass er in Erfahrung gebracht hat, dass nach Ableben des Triester Hafenkapitäns Josef v. Bauer dessen Schriften und Effekten nach Pressburg an ein Handelshaus und von dort dieselben - wahrscheinlich auch der Adelsbrief - an die Gemahlin des Hafenkapitäns nach London gesandt wurden.

Hasenauer erhielt vom Comitatshaus in Ödenburg, resp. dem Archivar dieser Behörde, folgenden Extract des Adelsbriefes:


Extractus


Prohocolli Generalis Congregatinois Diei 11. 12. u. 13. Mensis Decembris 1780 mi, in

Possessione Nemeskér continuative celebratae.

Donationales Gloriosae Reminiscentiae Romanorum Impetricis Viduae et Reginae Hungariae

Apostolicae Maria Theresiae, pro parte Egregiorum Josephi et Mathiae Bauer

clementissime emanatae, hacce occasione nemine contradiciente publicatae sunt.


.."


Soweit die Notizen.


Aus einem Zeitungsartikel zum Vice-Hafenkapitän Johann Joseph von Bauer

Aus einem Zeitungsartikel der "Wiener Theaterzeitung" (Bäuerle), 52.Jahrgang, Nr. 158, vom 14.7.1858:

Der Vice-Hafencapitän von Triest


"...

Am Abend ihres Lebens, nachdem sie schon durch mehr als zwanzig Jahre das Witwengewand getragen, befand sich wie die "Tr.Zeitung" mitteilt, Kaiserin Maria Theresia einmal wieder, "kaum daß die ersten Lerchen schwirrten", in ihrem geliebten Schönbrunn.

Sie liebte es, nicht allein, weil es ihre Schöpfung, sondern hauptsächlich, weil es der Schauplatz der glücklichsten Szenen ihres Familienlebens war. Wie oft hatten ihre Kinde sie und den seligen Gemahl mit kindischem Mutwillen umschwärmt, wie oft hatten Franz und Theresia dieselben bewundert, wenn sie im Schlosstheater in allerliebsten Reifröckchen ein Nooerre'sches Ballett tanzten; wie manche unter ihnen hatte später die Kaiserin in der Kapelle des Schlosses den Ehebund eingehen sehen, der für einige kaiserliche Kinder Grund eines tragischen Schicksales wurde.

Maria Theresia, dankbar für das, was ihr an Leben blieb, besuchte gerne die Stätten, wo die Vorausgegangenen mit ihr geweilt hatten.

So ging sie denn eines Morgens in aller Stille hinaus aus der Parterrestube in den mit Laubentreillagen reich versehenen reservierten Garten.

Sie trug an seinen Bändern, die von den Achseln niederwallten, vor sich, gleich einer Tabulettkrämerin eine Schatulle, in der die Bittschriften lagen, die sie heute erledigen wollte.

Sie arbeitete lange und eifrig, ganz allein in der Laube. Als sie zu Ende war, zog sie eine Glocke, die in der Laube hing. Zwei Diener kamen und trugen die Schatulle fort, nachdem die Kaiserin dieselbe verschlossen hatte. Die Schatulle kam zum Inhaber des zweiten Schlüssels, Staatskanzler Fürst Kaunitz.

Sie aber erhob sich, sichtbar ermüdet von der geistigen Anstrengung und blickte um sich.

Zwei ihrer Damen nahten, des kaiserlichen Winkes gewärtig. Sie grüßte flüchtig und schritt auf einen Herrn zu, der bescheiden im Hintergrund stand.

"Grüß Gott, Schwarzenberg", hub die Kaiserin an, "ich weiß, warum er kommt, ich bin bereit.

Ist aber auch alles wahr, was er mir von dem Manne erzählt hat?"

"Ich kann Ew. Majestät nur wiederholen", erwiderte Fürst Josef Schwarzenberg, der Oberhofmeister der Kaiserin, in dem er sich ehrfurchtsvoll ihr zur Seite hielt, die mit raschen Schritten dem Gloriettenhügel zuschritt, "daß alle Erkundigungen, die ich einzuziehen im Stande war, zu Gunsten des Mannes und seiner Glaubwürdigkeit lauten. Was er mit allerhöchster Erlaubnis der Kaiserin zu Füßen legt, ist so wertvoll, daß schon deshalb die Gnade Ew. Majestät nicht verschwendet ist.".

"Wir wollen sehen, wir wollen sehen!" sagte Maria Theresia mit einiger Ungeduld und sie und ihre Begleitung wandten sich nach rechts gegen die kaiserliche Menagerie.

In der Mitte des Menageriehofes stand und steht noch jener achteckige Pavillon, in welchem sie mit ihrem Gemahle so gerne das Frühstück einnahm, von lustigen Affen und plaudernden Papageien umgeben.

Sie schritt die neun Stufen hinauf in den Saal des Pavillons. Dort stand ein junger Mann in demütiger Stellung. Während er sich fast bis zur Erde bückte, mußte es der Kaiserin ein Lächeln entlocken, zu sehen, wie er Mühe hatte, die beiden Gegenstände nicht zu verlieren, die er trug oder hielt.

"Johann Joseph Bauer, der um die Gnade bittet, ein paar Seltenheiten Ew. Majestät zu Füßen legen zu dürfen", referierte Fürst Schwarzenberg.

"Er ist ein Ungar?" fragte die Kaiserin.

"Aus Ödenburg", erwiderte der Gefragte.

"Er hat große Reisen gemacht? Davon soll er mir etwas erzählen, ich höre gerne davon reden. Bei Türken und Heiden soll er gewesen sein, aber ich hoffe, er bringt ein gut christliches Gemüt aus der Ferne zurück?".

Der junge Mann verbeugte sich einige Male verlegen.

"Vor allem sei er nicht blöde, mein Sohn und tue seinen Mund auf. Ich höre."

Sie ließ sich auf einen Stuhl nieder.

"Majestät!" begann der Jüngling sich fassend.

"Von frühester Jugend auf träumte ich von dem Glücke, fremde Länder zu sehen, dem Meere mich anazuvertrauen und die Wunder der Schöpfung in anderen Weltteilen anzustaunen".

Er erzählte nun, wie dieser Wunsch bei seinem Eintritte in das Jünglingsalter in Erfüllung gegangen. Die Kaiserin hörte aufs aufmerksamste zu, als er berichtete, er sei einer der ersten ihrer Untertanen gewesen, der von Triest aus den weiten Ozean befahren habe. In China und Brasilien sei er zum widerholtem Male gewesen und immer mit glücklichstem Erfolge.

Bauer wurde warm und sprach mit Begeisterung von der Rolle, welche die gute Stadt Triest noch zu spielen berufen wäre, wie der österreichischen Industrie ein Mittel gegeben sei, sich an dem Welthandel zu beteiligen.

"Im fernen Indien", so schloß er treuherzig seine Rede, "dachte ich an meine huldvolle Königin und sann hin und her, ob es mir nicht möglich, ihr eine kleine Freude zu bereiten, ihr, die an Schätzen so reich ist. Da ist das, was ich mitgebracht und die Königin inständigst anzunehmen bitte."

Mit disen Worten ließ er sich auf ein Knie nieder und richtete Maria Theresia die beiden Gegenstände, die in seinen Armen schon sehr unruhig zu werden begannen.

Es war ein kleiner allerliebst Kapuzineraffe und ein dreifarbiger Ara.

Maria Theresia lächelte und sprach: "Stehe er auf, Bauer! Ich nehme seine Präsente recht gerne an. Schwarzenberg wird dafür sorgen, daß sie an ihre Stelle in meiner Menagerie kommen und daß dafür Bauer seine Entschädigung erhalte. Nochmals meinen Dank für die Aufmerksamkeit, die ich von einem Ungarn wohl erwarten durfte. Aber mehr als sein herziger Affe und sein schöner Papagei hat mich das interessiert, was er mir von Triest und seinem Handel gesagt hat. Das wird er dem Staatskanzler ausführlicher erzählen. Denn ich verstehe es nur halb, weil ich eine Frau bin und nicht vom Seehandel weiß, auch nicht einmal in meinem Leben auf der See war. Gehe er nur morgen zum Fürsten Kaunitz und sage er, daß ich ihn schicke. Adieu!".

Die Folge von dieser Audienz war ein reichliches Geschenk für Bauer und seine Erhebung in den ungarischen Adelstand. Die weiteren Schicksale dieses merkwürdigen Mannes sind nicht ohne interesse.

Er fuhr auch während Josefs II. Regierung fort, die ost- und westindischen Meere, meistens auf englischen Schiffen, zu befahren.

Als die Revolutionskriege ausbrachen, geschah es ihm, daß ein französisches Kriegsschiff, die "Audacieuse" (L'Audacieux), unfern der Insel Bourbon den englischen Kauffahrer aufbrachte, auf dem er sich befand.

Er wurde als Gefangener nach Frankreich gebracht und lange daselbst festgehalten. Erst nach dem Frieden von Amiens wurde er wieder freigelassen.

Er sehnte sich nach einer bleibenden Heimat und kehrte deshalb nach Österreich zurück.

Kaiser Franz I. ernannte ihn 1804 zum Vice-Hafenkapitän zuerst von Fiume, später von Triest.

Vier Jahre brachte er in dieser Stellung zu. 1751 geboren, starb er am 29. November 1808 zu Triest in seinem 57. Lebensjahre.


..."



Johann Joseph v. Bauer als Schreiber und Kapitän auf dem Schiff Joseph und Theresia

Aus verschiedenen Quellen, die hier später hinzugefügt werden, erfährt man über die für die österreichisch-ungarische Monarchie nicht unwesentliche Handelsreise des Schiffes Joseph und Theresia.

Ziel war im Sinne einer "Austrian East Indian Company" mit dem Hafen Triest ein neues Handelsnetz erstehen zu lassen.

Zudem sollten österreichisch-ungarische Kollonien und "Fabriken" in Afrika und Indien gegründet werden, samt dem Vorhaben einer kollonialen Landnahme, nach dem Vorbild anderer Länder, allerdings in wesentlich kleinerem Maßstab (Anm.: Bedenken Jospeh II.).

Inseln der Nikobaren sollten besetzt oder vereinnahmt werden, damit strategische Seefahrtspositionen errichtet werden konnte.


Unter der Leitung von William Bolts, der bei bisherigen internationalen Auftraggebern aus unterschiedlichen Gründen etwas in Misskredit gekommen war, sollte im Auftrag der Kaiserin Maria Theresia und ihres Sohnes Joseph (II.) ein Schiff nach Ost Indien fahren, um im Sinne eines Exempels Anteil am angeblich reich florierenden Seehandel zu haben und vor allem, so auch ein Ziel der motivierten Minister und Projektteilhaber, dem Hafen Triest eine neue, übergeordnete Bedeutung für diese Handelsagenden zukommen zu lassen.


William Bolts konnte im Zuge mehrerer vorangegangener Vorträge und Audienzen am Wiener Hof schließlich so weit Überzeugungsarbeit leisten, dass er durch die Finanzkraft der Kaiserin, Minister und Bankgarantien (Proli) das Projekt dieser Handelsfahrt im Jahr 1776 beginnen konnte.


Etappen der Reise des Schiffes Joseph und Theresia

Es wurde in London ein Schiff gekauft, das den Namen "Earl of Lincoln" getragen hatte.

Kurz nach der Abreise aus dem englischen Hafen am 14.3.1776 hatte William Bolts angeblich angeordnet, den Namen des Schiffes auf "Maria und Theresia" umzubenennen, als auch eine österreichisch-ungarische Flagge zu hissen.

Diese Anordnung hatte eine kurze Meuterei der Schiffmannschaft zur Folge, also auch die Tatsache des Verlusts des englischen Versicherungsschutzes.

Vorerst anzufahrendes Zwischenziel war der Hafen Livorno ("Leghorn"), um dort das Schiff mit entsprechenden Waren zu bestücken.

Silberwaren, wertvoille Uhren namhafter Uhrmacher, Kanonen und Gewehre waren beispielsweise die hier an Board beladenenen Handesgüter.


Am 24.9.1776 startete das Schiff aus Livorno, mit anfänglicher Eskorte durch den Toskanischen Herzog Leopold II., an Board der Etruria.

In der großen Zahl an Personen, die für dieses Schiff angeheuert wurden, befand sich auch der Schiffarzt als Wundarzt Nicolaus Fontana, dem über ein viel später wiederentdecktes Tagebuch zu verdanken ist, Details über diese Reise erfahren zu dürfen.


Die nächste Zwischenstation war Madeira, zwecks Ladung von Proviant wie z.B. Wein. Dieses Vorhaben wurde aus noch nicht erörterten Gründen anfänglich von landseite boykottiert, mehr wäre hier noch nachzulesen.


Schließlich konnte die eigentliche Reise begonnen werden, mit dem Ziel Rio de Janeiro, wo die Schiffsmannschaft Weihnachten verbracht hatte.


Über den Südatlantik, weiter über Tristan da Cunha Archipelago bzw. Kap der guten Hoffnung wurde zunächst der afrikanische Hafen Cape Town "übersprungen" - Österreich wurde die Landung verweigert -, somit erreichte man im März 1777 die Delagoa Bay (Mozambique) an der Westküste Afrikas.


Drei Monate später, am 6.9.1777 hatte man schließlich Westindien erreicht, am Hafenort Surat ( .. ).

Dort wurden allerdings keine Gewehre verkauft, wie berichtet wird. Warum diese Anmerkung bedeutsam ist, muss noch geklärt werden.


Der nächste Zielhafen war Goa (Bombay, Panajii), nach dem man mit dem Schiff Joseph und Theresia angeblich vorher in einen fast unheilvollen Sturm geraten war und eine Landung erforderlich geworden war.

In Goa wurde nun ein zusätzliches Schiff gekauft, mit dem Namen Kaunitz. Dieses Schiff könnte die später genannte "Große Kaunitz" gewesen sein. Mehr dazu später, denn mehr oder weniger zeitgleich wurde im Juli 1779 in Großbritanien ein weiteres Schiff namens Kaunitz (die "kleine Kaunitz") auf eine Reise nach China geschickt.

Johann Joseph v. Bauer hatte nun die Aufgabe, als Kapitän der (großen) Kaunitz nach China / Canton weiter zu fahren, um dort auch einen entsprechenden Handelserfolg zu verzeichnen.


Währenddessen hatte sich William Bolts nach Zwischenstopps in Malabri an der westindischen Küste, Karvar, Bangalore und Ballipatam Island auf den Weg zu den berühmten Nikobaren begeben, zu denen er am 20.5.1778 angelangt war.

Die Nikobaren lagen für den Seehandel an einer strategisch sehr günstigen Stelle zwischen Indien bzw. Afrika und China. Wiederholte Versuche, diese Insel mit einer kleinen Bevölkerungsgruppe oder Einzelpersonen zu besetzen oder zu bewohnen waren aufgrund des dor therrschenden Klimas immer wieder fehlgeschlagen. Länder wie z.B. Dänemark hatten bereits vor Österreich versucht, Siedlungen und Landwirtschaft auf dieser Inselgruppe zu etablieren.



Weitere Abbildungen

Bilder zu Johann Joseph von Bauer
Das Wappen des Johann Joseph von Bauer, "Vice-Hafenkapitän in Triest", Pic-Source: Hugo Hinterberger bzw. Dr.Alexander Bauer