Windern: Unterschied zwischen den Versionen

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'''<span style="font-size:17px;">Ein Versuch einer Analyse von Vischer's Ansicht "Winderen"</span>''' ([[Der_Ort_Windern|Windern in Oberösterreich]])


==Winderen, Vischer-Stich, ca. 1647, Ansicht von Windern, mit seinem Schloss==
==Winderen, Vischer-Stich, ca. 1647, Ansicht von Windern, mit seinem Schloss==
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==Anmerkungen zum Vischer-Stich der Ansicht von Schloss Windern, samt benachbarten Häusern==
==Anmerkungen zum Vischer-Stich der Ansicht von Schloss Windern, samt benachbarten Häusern==


Jene, die den Ort Windern gut kennen und auch die künstlerische Darstellungsweise von Stichen oder Radierungen dieser Art entsprechend einzuschätzen wissen, werden vielleicht speziell bei dieser Ansicht eine Übereinstimmung zwischen Zeichnung und Realität hinterfragen.
Jene, die den [[Der_Ort_Windern|Ort Windern]] gut kennen und auch die künstlerische Darstellungsweise von Stichen oder Radierungen dieser Art entsprechend einzuschätzen wissen, werden vielleicht speziell bei dieser Ansicht eine Übereinstimmung zwischen Zeichnung und Realität hinterfragen.




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Die örtlichen Lage der dargestellten Gebäude bzw. Anlage, wie man sie in der ''heutigen'' Zeit vorfindet, weist einen alten Wegeverlauf entlang des Schlosses auf (heute nicht  mehr durchgängig zugänglich).
Die örtlichen Lage der dargestellten Gebäude bzw. Anlage, wie man sie in der ''heutigen'' Zeit vorfindet, weist einen alten Wegeverlauf entlang des Schlosses auf (heute nicht  mehr durchgängig zugänglich).


Aufgrund der Eigenschaft dieses Weges als "sehr alte" Straße und Verbindungsstück zwischen den nächstgrößeren Orten Rüstorf im Norden und Viecht am Traunfall südlich, würde man davon ausgehen, dass der in Vischer's Stich gezeichnete Wegstreifen, samt Gittertürchen - gleichsam eines Garten-Zauntores - auf diesen alten Hauptweg verweisen soll.
Aufgrund der Eigenschaft dieses Weges als "sehr alte" Straße und Verbindungsstück zwischen den nächstgrößeren Orten Rüstorf im Norden und Viecht am [[Der_Traunfall|Traunfall]] südlich, würde man davon ausgehen, dass der in Vischer's Stich gezeichnete Wegstreifen, samt Gittertürchen - gleichsam eines Garten-Zauntores - auf diesen alten Hauptweg verweisen soll.


Ein relativ klein ausgeführtes "Gartentor", das als Verlängerung einer eingezeichneten Zaunanlage folgt und von einer Hecke am Wiesenrand fortgesetzt wird, erweckt jedoch nicht den Eindruck einer Hauptstraße die z.B. für postalische, militärische, landwirtschaftliche Zwecke im alltäglichen Gebrauch dienen soll.
Ein relativ klein ausgeführtes "Gartentor", das als Verlängerung einer eingezeichneten Zaunanlage folgt und von einer Hecke am Wiesenrand fortgesetzt wird, erweckt jedoch nicht den Eindruck einer Hauptstraße die z.B. für postalische, militärische, landwirtschaftliche Zwecke im alltäglichen Gebrauch dienen soll.
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Noch zu einer Zeit, in der man als Passant entlang der Schlossmauer mit ihrem großen Tor entlang spazieren konnte, beeindruckten die beiden Rundtürme, die an den beiden Hof-Ecken des Schloss-Innenhofes zu sehen waren.
Noch zu einer Zeit, in der man als Passant entlang der Schlossmauer mit ihrem großen Tor entlang spazieren konnte, beeindruckten die beiden Rundtürme, die an den beiden Hof-Ecken des Schloss-Innenhofes zu sehen waren.


Sie stehen unmittelbar am Weg der "alten Straßenverbindung" in Richtung Traunfall.  
Sie stehen unmittelbar am Weg der "alten Straßenverbindung" in Richtung [[Der_Traunfall|Traunfall]].  


Leider kann man diese Türme heute nicht mehr aus der Nähe betrachten, da die öffentliche Straße privatisiert wurde und zudem die Sicht darauf und ein Zugang durch die neuen Eigentümer ohnehin nicht mehr gewährt wurden.
Leider kann man diese Türme heute nicht mehr aus der Nähe betrachten, da die öffentliche Straße privatisiert wurde und zudem die Sicht darauf und ein Zugang durch die neuen Eigentümer ohnehin nicht mehr gewährt wurden.
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* Aus dieser Annahme heraus kann als These vorerst festgehalten werden, dass der dargestellte Mauerzug und seine beiden Ecktürme jene West-Seite der Schlossanlage ist, wie sie im Grunde auch heute noch baulich vorliegt.
* Aus dieser Annahme heraus kann als These vorerst festgehalten werden, dass der dargestellte Mauerzug und seine beiden Ecktürme jene West-Seite der Schlossanlage ist, wie sie im Grunde auch heute noch baulich vorliegt.


=== Die Häusergruppe am Schloss Windern ===
=== Die Häusergruppe am Schloss Windern ===
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Die Identifikation der weiteren Bergdarstellungen erweist sich etwas schwieriger.  
Die Identifikation der weiteren Bergdarstellungen erweist sich etwas schwieriger.  


Ein Ansatz kann sein, die in Vischer's Ansicht überzeichneten "Nasen" dem Berg "Schlafende Griechin" zuzuordnen. Diesem "Nasen-Berg" ist eigen, dass er eine steile, als auch eine flache Flanke aufweist.
Ein Ansatz kann sein, die in Vischer's Ansicht überzeichneten "Nasen" dem Berg "Schlafende Griechin" (Erlakogel) zuzuordnen. Diesem "Nasen-Berg" ist eigen, dass er eine steile, als auch eine flache Flanke aufweist.


* Aus der Naturansicht der betreffenden Gebirgskette wissen wir jedoch, dass die "Schlafende Griechin" aus Winderner Perspektive "rechts" des Traunsteins liegen muss.
* Aus der Naturansicht der betreffenden Gebirgskette wissen wir jedoch, dass die "Schlafende Griechin" aus Winderner Perspektive "rechts" des Traunsteins liegen muss.
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|[[Datei:flacher-huegel-ohlsdorf.jpg|200px|thumb|left|Detail: Flacher Hügel. ? Ohlsdorf?]]
|[[Datei:flacher-huegel-ohlsdorf.jpg|200px|thumb|left|Detail: Flacher Hügel. ? Ohlsdorf?]]
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=== Alte Wege in der nahen Umgebung des Schlosses und Ortes Windern ===
=== Alte Wege in der nahen Umgebung des Schlosses und Ortes Windern ===
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==Erster Versuch einer These für die Erklärung zu Vischer's Darstellung zu Windern==
==Erster Versuch einer These für die Erklärung zu Vischer's Darstellung zu Windern==


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'''<span style="font-size:14px;">These: Die Umsetzung von Vischer's Ansicht von Windern wurde irrtümlich spiegelverkehrt als Kupferstich umgesetzt.</span>'''
<span style="font-size:17px;"><strong>These</strong>: Die Umsetzung von Vischer's Ansicht von Windern wurde irrtümlich spiegelverkehrt als Kupferstich umgesetzt.</span>
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* ''Der Berg "Die schlafende Griechin"''
* ''Der Berg "Die schlafende Griechin"'' (Erlakogel)
: Die verdeutlichte "Nase" dieses Gebirgszuges westlich "rechts" vom Traunstein, im Vergleich zur eher pyramidenförmigen Shilouette östlich des Traunsteins (z.B. der Gipfel des Pril).
: Die verdeutlichte "Nase" dieses Gebirgszuges westlich "rechts" vom Traunstein, im Vergleich zur eher pyramidenförmigen Shilouette östlich des Traunsteins (z.B. der Gipfel des Pril).


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: '''Wahrscheinlicher zutreffend wird diesbezüglich aber die nachstehende Erweiterung dieser These zu werten sein.'''
: '''Wahrscheinlicher zutreffend wird diesbezüglich aber die nachstehende Erweiterung dieser These zu werten sein.'''


 
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=== Was spricht dagegen? ===
=== Was spricht dagegen? ===
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: Für einen Vergleich zu dieser Annahme dient z.B. Vischer's Ansicht von Schloss Steinhaus bei Wels (vgl. Bild unten)
: '''Für einen Vergleich zu dieser Annahme dient z.B. Vischer's Ansicht von Schloss Steinhaus bei Wels (vgl. Bild unten)'''


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Hier führt Vischer in Relation zum Standort Steinhaus in sehr großzügiger Weise sowohl die südlich befindliche Alpenkette, als auch die Region nordwestlich von Steinhaus zusammen.
Hier führt Vischer in Relation zum Standort Steinhaus in sehr großzügiger Weise sowohl die südlich befindliche Alpenkette, als auch die Region nordwestlich von Steinhaus im morgentlichen Licht zusammen.
 
Im Vergleich zu Vischers Darstellung hätte "in der Realität" die Ansicht der Gebäude-Anlagen in Steinhaus - rein geometrisch - eher keinen Hintergrund mit einer Alpenkette.
 
Dennoch erlaubt dieser Blickwinkel, die Gebirgskette mit in die Darstellung zu integrieren, wäre also im Grunde "nicht falsch".
 
 
Die Alpenkette könnte also auch hier ein markanter,landschaftlicher Aspekt dieses Standortes sein und bis zu einem gewissen Abstraktionsgrad wäre diese Zusammenführung des Gebirgszuges mit dem Trauntal und umliegender Region durchaus nachvollziehbar.
 
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===Schlussfolgerung für Vischers Ansicht von Windern - "Winderen" gemäß obiger These===
Im Vergleich zu Vischer's Darstellung hätte "in der Realität" die Ansicht der Gebäude-Anlagen in Steinhaus - rein geometrisch - eher keinen Hintergrund mit einer Alpenkette.


Dennoch erlaubt dieser Blickwinkel, die Gebirgskette mit in die Darstellung zu integrieren und wäre also im Grunde "nicht falsch".


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* '''<span style="font-size:14px;">Die Erzählung wäre demnach: "Windern, das ist das Schloss mit seinen Wiesen und Äckern und den anliegenden Häusern, vor dem Band der eindrucksvollen Gebirgskette."</span>'''
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Die Alpenkette könnte also auch hier ähnlich wie in Windern ein markanter, landschaftlicher Aspekt dieses Standortes sein und bis zu einem gewissen Abstraktionsgrad wäre diese Zusammenführung des Gebirgszuges mit dem Trauntal und umliegenden Regionen durchaus nachvollziehbar.


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==Anmerkungen zur Turm-Uhr des "linken" Turmes - in heutiger Zeit - und eine These zu den Wiesen und Äckern "vor dem Schlosstor"==
===Anmerkungen zur Turm-Uhr des "linken" Turmes - in heutiger Zeit - und eine These zu den Wiesen und Äckern "vor dem Schlosstor"===




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* Ein Szenario wäre, dass z.B. ab etwa dem Jahr 1700 - einige Jahre nach Vischer's Arbeit - das vor dem Schloss liegende Areal als Verweilort der Herrschaftsbewohner im Sinne einer Freizeitgestaltung wie Reiten, Gärtnern, Spazieren gehen etc. gedient hätte.
* Ein Szenario wäre, dass z.B. ab etwa dem Jahr 1700 - einige Jahre nach Vischer's Arbeit - das vor dem Schloss liegende Areal als Verweilort der Herrschaftsbewohner im Sinne einer Freizeitgestaltung wie Reiten, Gärtnern, Spazieren gehen etc. gedient hätte.


Damit wäre der Zweck der "Park-Uhr" gegeben, um z.B. rechtzeitig am Mittagstisch zu erscheinen, oder zu vereinbarten, geschäftlichen Terminen in das Schlossgebäude zeitgerecht zurückzukehren.
: Damit wäre der Zweck der "Park-Uhr" gegeben, um z.B. rechtzeitig am Mittagstisch zu erscheinen, oder zu vereinbarten, geschäftlichen Terminen in das Schlossgebäude zeitgerecht zurückzukehren.




* Ein anderes Szenario könnte aber auch gewesen sein, dass z.B. die "vor dem Schlosstor" gelegene Fläche als landwirtschaftliche Fläche - Wiesen und Äcker - genutzt wurde und über die "Park-Uhr" den am Feld tätigen Menschen der uhrzeitlich bestimmte Tagesablauf sichtbar gemacht wurde.
* Ein anderes Szenario könnte aber auch gewesen sein, dass z.B. die "vor dem Schlosstor" gelegene Fläche als landwirtschaftliche Fläche - Wiesen und Äcker - genutzt wurde und über die "Park-Uhr" den am Feld tätigen Menschen der uhrzeitlich bestimmte Tagesablauf sichtbar gemacht wurde.


Damit wäre der Errichtung einer "Park-Uhr" eine werktätige Verbindung zugeschrieben, die z.B. den (fron-)dienstleistenden Menschen den uhrzeitlichen Tages- und Arbeitstakt diktierte.
: Damit wäre der Errichtung einer "Park-Uhr" eine werktätige Verbindung zugeschrieben, die z.B. den (fron-)dienstleistenden Menschen den uhrzeitlichen Tages- und Arbeitstakt diktierte.




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'''So könnte man abschließend feststellen, dass der in Vischer's Ansicht von Windern zentral auf die Schlossanlage zulaufende Weg durchaus so bestanden haben könnte.'''
'''So könnte man abschließend feststellen, dass der in Vischer's Ansicht von Windern zentral auf die Schlossanlage zulaufende Weg durchaus so bestanden haben könnte.'''


Es wäre ein Wirtschaftsweg gewesen, zwischen den vielleicht zum Schloss gehörigen Äcker und Wiesen verlaufend.
Es wäre ein Wirtschaftsweg gewesen, zwischen den vielleicht zum Schloss gehörigen Äcker und Wiesen, dem Haupttor zulaufend.


Jene Menschen, die diese Felder bestellten, hätten mit Anbringen der "Park-Uhr" ein von Weitem sichtbares Instrument erhalten, das vielleicht ihren zeitlich bestimmten Tagesablauf ermöglichte und so auch eine effiziente Arbeitsplanung für die Herrschaftseigner sicherte.
Jene Menschen, die diese Felder bestellten, hätten mit Anbringen der "Park-Uhr" ein von Weitem sichtbares Instrument erhalten, das vielleicht ihren zeitlich bestimmten Tagesablauf ermöglichte und so auch eine effiziente Arbeitsplanung für die Herrschaftseigner sicherte.
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==Schlussfolgerung für Vischers Ansicht von Windern - "Winderen" gemäß obiger These==
Nach obigen Diskussionen, Fragestellungen und Ansätzen zu Antworten könnten Schlussfolgerungen zu Vischer' Ansicht von "Winderen" in Folge lauten:
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| style="width:50%; vertical-align:top; border:1px solid #aaa; padding: .5em 1.5em;" |
* <span style="font-size:17px;">Vischer's Skizze von Windern wurde <strong>spiegelverkehrt</strong> in eine Radierung umgesetzt.</span>
* <span style="font-size:17px;"><strong>Die Erzählung zu dieser Ansicht bzw. Gesamtkomposition wäre:</strong> "Windern, das ist das Schloss mit seinen Wiesen und Äckern und den anliegenden Häusern, vor dem Band der eindrucksvollen Gebirgskette."</span>
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