Windern: Unterschied zwischen den Versionen

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'''<span style="font-size:17px;">Ein Versuch einer Analyse von Vischer's Ansicht "Winderen"</span>''' ([[Der_Ort_Windern|Windern in Oberösterreich]])


==Winderen, Vischer-Stich, ca. 1647, Ansicht von Windern, mit seinem Schloss==
==Winderen, Vischer-Stich, ca. 1647, Ansicht von Windern, mit seinem Schloss==
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==Anmerkungen zum Vischer-Stich der Ansicht von Schloss Windern, samt benachbarten Häusern==
==Anmerkungen zum Vischer-Stich der Ansicht von Schloss Windern, samt benachbarten Häusern==


Jene, die den Ort Windern gut kennen und auch die künstlerische Darstellungsweise von Stichen oder Radierungen dieser Art entsprechend einzuschätzen wissen, werden vielleicht speziell bei dieser Ansicht eine Übereinstimmung zwischen Zeichnung und Realität hinterfragen.
Jene, die den [[Der_Ort_Windern|Ort Windern]] gut kennen und auch die künstlerische Darstellungsweise von Stichen oder Radierungen dieser Art entsprechend einzuschätzen wissen, werden vielleicht speziell bei dieser Ansicht eine Übereinstimmung zwischen Zeichnung und Realität hinterfragen.




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Verstärkt wird dieser Eindruck beispiels weise durch den dargestellten Wegeverlauf in Richtung des Schlossgebäudes, in Relation zum landschaftlichen Hintergrund, aber auch in Relation zum Schlossgebäude selbst.
Verstärkt wird dieser Eindruck beispiels weise durch den dargestellten Wegeverlauf in Richtung des Schlossgebäudes, in Relation zum landschaftlichen Hintergrund, aber auch in Relation zum Schlossgebäude selbst.


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* Der Vollständigkeit halber muss man aber auch auf die Arbeitsweise des [http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Matth%C3%A4us_Vischer Georg Matthäus Vischer] (1628 - 1696) verweisen, die durchwegs gewisse "Verzerrungen" zwischen Natur und Abbildung aufweisen und gesamt eine bestimmte Ästhetik verfolgen.
* Der Vollständigkeit halber muss man aber auch auf die Arbeitsweise des [http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Matth%C3%A4us_Vischer Georg Matthäus Vischer] (1628 - 1696) verweisen, die durchwegs gewisse "Verzerrungen" zwischen Natur und Abbildung aufweisen und gesamt eine bestimmte Ästhetik verfolgen.
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Dieser Umstand ist aber bestens bekannt und fördert eventuell den "zweiten Blick" auf derart Abbildungen.
Dieser Umstand ist aber bestens bekannt und fördert eventuell den "zweiten Blick" auf derart Abbildungen.




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'''Dennoch und vielleicht auch deshalb erscheint es interessant, sich mit Detailfragen zu dieser Darstellung - "Winderen" - auseinander zu setzen, um womöglich zu einer Schlussfolgerung zu gelangen, die eine gänzlich neue Betrachtungsweise ermöglicht.'''
'''Dennoch und vielleicht auch deshalb erscheint es interessant, sich mit Detailfragen zu dieser Darstellung - "Winderen" - auseinander zu setzen, um womöglich zu einer Schlussfolgerung zu gelangen, die eine gänzlich neue Betrachtungsweise ermöglicht.'''
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'''Der Wegeverlauf'''
=== Der Wegeverlauf ===


Die örtlichen Lage der dargestellten Gebäude bzw. Anlage, wie man sie in der ''heutigen'' Zeit vorfindet, weist einen alten Wegeverlauf entlang des Schlosses auf (heute nicht  mehr durchgängig zugänglich).
Die örtlichen Lage der dargestellten Gebäude bzw. Anlage, wie man sie in der ''heutigen'' Zeit vorfindet, weist einen alten Wegeverlauf entlang des Schlosses auf (heute nicht  mehr durchgängig zugänglich).


Aufgrund der Eigenschaft dieses Weges als "sehr alte" Straße und Verbindungsstück zwischen den nächstgrößeren Orten Rüstorf im Norden und Viecht am Traunfall südlich, würde man davon ausgehen, dass der in Vischer's Stich gezeichnete Wegstreifen, samt Gittertürchen - gleichsam eines Garten-Zauntores - auf diesen alten Hauptweg verweisen soll.
Aufgrund der Eigenschaft dieses Weges als "sehr alte" Straße und Verbindungsstück zwischen den nächstgrößeren Orten Rüstorf im Norden und Viecht am [[Der_Traunfall|Traunfall]] südlich, würde man davon ausgehen, dass der in Vischer's Stich gezeichnete Wegstreifen, samt Gittertürchen - gleichsam eines Garten-Zauntores - auf diesen alten Hauptweg verweisen soll.


Ein relativ klein ausgeführtes "Gartentor", das als Verlängerung einer eingezeichneten Zaunanlage folgt und von einer Hecke am Wiesenrand fortgesetzt wird, erweckt jedoch nicht den Eindruck einer Hauptstraße die z.B. für postalische, militärische, landwirtschaftliche Zwecke im alltäglichen Gebrauch dienen soll.
Ein relativ klein ausgeführtes "Gartentor", das als Verlängerung einer eingezeichneten Zaunanlage folgt und von einer Hecke am Wiesenrand fortgesetzt wird, erweckt jedoch nicht den Eindruck einer Hauptstraße die z.B. für postalische, militärische, landwirtschaftliche Zwecke im alltäglichen Gebrauch dienen soll.
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* Anbetracht der obigen Überlegungen könnte dieser Eindruck jedoch den Betrachter etwas irritieren und es könnte davon auszugehen sein, dass der dargestellte Weg doch nicht die "alte Straße" durch Windern, entlang des Schlosses sei.
* Anbetracht der obigen Überlegungen könnte dieser Eindruck jedoch den Betrachter etwas irritieren und es könnte davon auszugehen sein, dass der dargestellte Weg doch nicht die "alte Straße" durch Windern, entlang des Schlosses sei.


Mehr dazu auch unter dem Punkt "''Das Gartentor vor dem Schlosstor''" unten.
: Mehr dazu auch unter dem Punkt "''Das Gartentor vor dem Schlosstor''" unten.




'''Schattierungen'''
=== Schattierungen ===


Dem Künstler obliegt die Art der Darstellung. So mag es auch mit der Wiedergabe der Lichtverhältnisse vor Ort sein.
Dem Künstler obliegt die Art der Darstellung. So mag es auch mit der Wiedergabe der Lichtverhältnisse vor Ort sein.
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'''Die Schattierung im Verhältnis zu Himmelsrichtungen'''
=== Die Schattierung im Verhältnis zu Himmelsrichtungen ===


Vischer zeigt Windern, insbesondere seine alpine Bergkette im nördlichen Hintergrund mit ihrem nächsthöchsten Berg, dem Taunstein, im Hauptlicht, das aus östlicher Richtung einzustrahlen scheint.
Vischer zeigt Windern, insbesondere seine alpine Bergkette im nördlichen Hintergrund mit ihrem nächsthöchsten Berg, dem Taunstein, im Hauptlicht, das aus östlicher Richtung einzustrahlen scheint.
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* Vielleicht folgt die Lichtführung in Vischer's Darstellung diesem genannte Prinzip. Im anderen, natürlichen Fall wären die Beleuchtungsverhältnisse eher genau umgekehrt, von Westen her wirkend. Vischer hatte jedenfalls in anderen Ansichten durchaus versucht, die tatsächlichen Belichtungsverhältnisse wiederzugeben, wie dies an Hand des Beispieles "Shaumburg" (Schaunburg, Schaumberg) gut zu erkennen ist.
* Vielleicht folgt die Lichtführung in Vischer's Darstellung diesem genannte Prinzip. Im anderen, natürlichen Fall wären die Beleuchtungsverhältnisse eher genau umgekehrt, von Westen her wirkend. Vischer hatte jedenfalls in anderen Ansichten durchaus versucht, die tatsächlichen Belichtungsverhältnisse wiederzugeben, wie dies an Hand des Beispieles "Shaumburg" (Schaunburg, Schaumberg) gut zu erkennen ist.


Hier erfolgt die Belichtung von etwa westlicher Richtung ausgehend.
: Hier erfolgt die Belichtung von etwa westlicher Richtung ausgehend.




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'''Baumgruppen oder eine Parkanlage hinter dem Schlossareal'''
=== Baumgruppen oder eine Parkanlage hinter dem Schlossareal ===


In Vischer's Darstellung fällt ein Saum an Baumkronen hinter den Schlossgebäuden auf, der es wert ist, genauer betrachtet zu werden.
In Vischer's Darstellung fällt ein Saum an Baumkronen hinter den Schlossgebäuden auf, der es wert ist, genauer betrachtet zu werden.
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* Der Baumbestand in Vischer's Ansicht von Windern könnte damit der sogenannte "Schlosspark" sein.
* Der Baumbestand in Vischer's Ansicht von Windern könnte damit der sogenannte "Schlosspark" sein.


In der vorliegenen Perspektive befindet er sich mehr oder weniger hinter den Gebäuden, etwa hinter dem "Diagonal" der Mauerumfassung.  
: In der vorliegenen Perspektive befindet er sich mehr oder weniger hinter den Gebäuden, etwa hinter dem "Diagonal" der Mauerumfassung.  


Ob sich der Baumbestand außerhalb oder innerhalb der vorgefundenen Mauerumfassung befunden hatte, oder nur zu einem kleinen Teil im Innenbereich des Schlossareales gelegen war lässt sich aus der Darstellung nicht unmittelbar schließen.
: Ob sich der Baumbestand außerhalb oder innerhalb der vorgefundenen Mauerumfassung befunden hatte, oder nur zu einem kleinen Teil im Innenbereich des Schlossareales gelegen war lässt sich aus der Darstellung nicht unmittelbar schließen.


Faktum ist jedoch, dass große, alte Gehölze einen entsprechenden räumlichen Bedarf aufweisen und somit von der Auffassung einer "sehr nahen" Situierung "am Schloss" eher Abstand genommen werden kann.
: Faktum ist jedoch, dass große, alte Gehölze einen entsprechenden räumlichen Bedarf aufweisen und somit von der Auffassung einer "sehr nahen" Situierung "am Schloss" eher Abstand genommen werden kann.


* Damit unterstreicht dieser Gedanke das Vorliegen eines parkähnlichen Areals, zur Schlossanlage gehörig da mit den jeweiligen Außenrändern Objekt und Garten korrelierend. Zudem liegt dieser "Park" aus der gewählten Perspektive "hinter" den Gebäuden.
* Damit unterstreicht dieser Gedanke das Vorliegen eines parkähnlichen Areals, zur Schlossanlage gehörig da mit den jeweiligen Außenrändern Objekt und Garten korrelierend. Zudem liegt dieser "Park" aus der gewählten Perspektive "hinter" den Gebäuden.




Überlegung: Würde nun vor Ort diese Perspektive eingenommen werden, so wie dargestellt, also auf das zentrale Schlosstor blickend das auch heute noch vorhanden ist, so würden die Gehölze des Baumgartens keine Sicht auf die Gebäude zulassen.
''Überlegung'': Würde nun vor Ort diese Perspektive eingenommen werden, so wie dargestellt, also auf das zentrale Schlosstor blickend das auch heute noch vorhanden ist, so würden die Gehölze des Baumgartens keine Sicht auf die Gebäude zulassen.


Das ist aber nur ein Teilaspekt und sollte am Ende dieser Diskussion nochmals aufgegriffen werden.
Das ist aber nur ein Teilaspekt und sollte am Ende dieser Diskussion nochmals aufgegriffen werden.
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'''Das Gartentor vor dem Schlosstor'''
=== Das Gartentor vor dem Schlosstor ===




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* Man fand oftmals eine Assoziation zwischen diesem Gartentür-Rest und Vischer's Darstellung des hölzernen Zauntores, an dem ein ländlicher Weg herangeführt ist.
* Man fand oftmals eine Assoziation zwischen diesem Gartentür-Rest und Vischer's Darstellung des hölzernen Zauntores, an dem ein ländlicher Weg herangeführt ist.


Das von Vischer positionierte Gartentor öffnet jedoch einen mehr oder weniger befestigten Weg, der beidseitig von leicht entfernbaren Holzstangen begleitet wird.
: Das von Vischer positionierte Gartentor öffnet jedoch einen mehr oder weniger befestigten Weg, der beidseitig von leicht entfernbaren Holzstangen begleitet wird.


Entlang dieses Weges liegen unterschiedlich strukturierte Feld-Flächen, die als Acker, Wiesen und niedrige Hecken verstanden werden können.
: Entlang dieses Weges liegen unterschiedlich strukturierte Feld-Flächen, die als Acker, Wiesen und niedrige Hecken verstanden werden können.


Die Zugänglichkeit zu diesen Wirtschaftsflächen erfolgt durch Wegnahme einer Holzstange.
: Die Zugänglichkeit zu diesen Wirtschaftsflächen erfolgt durch Wegnahme einer Holzstange.




* '''Diese Holzstangen symbolisieren durch die Wirkung ihrer räumlichen Trennung offenbar eine "Sicherung" oder "Bestätigung" der vorliegenden Besitzverhältnisse.
* '''Diese Holzstangen symbolisieren durch die Wirkung ihrer räumlichen Trennung offenbar eine "Sicherung" oder "Bestätigung" der vorliegenden Besitzverhältnisse.


Sie können aber auch den Übergang von "öffentlich" zu "privat" manifestieren, womit es sich bei dem gezeigten Wegeverlauf um eine Straße im Sinne eines öffentlichen Gutes handeln müsste.'''
: Sie können aber auch den Übergang von "öffentlich" zu "privat" manifestieren, womit es sich bei dem gezeigten Wegeverlauf um eine Straße im Sinne eines öffentlichen Gutes handeln müsste.'''




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Diese Ausformung an Nutzungsrechten muss man bei solchen Überlegungen, wie sie hier angestellt werden natürlich auch berücksichtigen.
Diese Ausformung an Nutzungsrechten muss man bei solchen Überlegungen, wie sie hier angestellt werden natürlich auch berücksichtigen.


* Durch die Gliederung und Hervorhebung der Textur-Unterschiede zwischen landwirtschaftlicher Nutzfläche und Wegeverlauf, samt Ausstattung mit linearen Begleitelementen als Abzäunung entlang des Weges kann man als These annehmen, dass hier eindeutig ein öffentlicher Weg vorgestellt wird.
* Durch die Gliederung und Hervorhebung der Textur-Unterschiede zwischen landwirtschaftlicher Nutzfläche und Wegeverlauf, samt Ausstattung mit linearen Begleitelementen als Abzäunung entlang des Weges kann man als These annehmen, dass hier eindeutig ein öffentlicher Weg vorgestellt wird.


In so einem Fall hätte die Assoziation mit dem ehemaligen kleinen Garten-Zauntor vis-a-vis des Schlosstores keine Berechtigung.
: In so einem Fall hätte die Assoziation mit dem ehemaligen kleinen Garten-Zauntor vis-a-vis des Schlosstores keine Berechtigung.


Die Breiten-Dimensionen eines Gartentores im Vergleich mit einem Holz-Zauntor für einen Wirtschaftsweg stehen ebenso in keinem nahen Verhältnis. Der Wirtschaftsweg benötigt eine wesentlich größere Breite als ein Garten- oder Gemüsegartenweg.
: Die Breiten-Dimensionen eines Gartentores im Vergleich mit einem Holz-Zauntor für einen Wirtschaftsweg stehen ebenso in keinem nahen Verhältnis. Der Wirtschaftsweg benötigt eine wesentlich größere Breite als ein Garten- oder Gemüsegartenweg.




* Aus den bisherigen Überlegungen kann man schlussfolgern, dass die Holz- oder Latten-Tür in Vischer's Ansicht von Windern Zugang zu einem Wirtschaftsweg höherer Ordnung eröffnet.  
* Aus den bisherigen Überlegungen kann man schlussfolgern, dass die Holz- oder Latten-Tür in Vischer's Ansicht von Windern Zugang zu einem Wirtschaftsweg höherer Ordnung eröffnet.  


Dieser Wirtschaftsweg stellt an sich jedoch keinen allgemeinen, offenen Transferpfad dar, weshalb durch diese Darstellung von einer "Hauptstraße" durch Windern eher abzusehen wäre.
: Dieser Wirtschaftsweg stellt an sich jedoch keinen allgemeinen, offenen Transferpfad dar, weshalb durch diese Darstellung von einer "Hauptstraße" durch Windern eher abzusehen wäre.


: Viel mehr sollte in Betracht gezogen werden, dass dieses Latten-Tor ein Teil-Element eines umfassenderen Zaun-Werkes ist: Holzlattenzaun + Lattentor + Hecke).


Viel mehr sollte in Betracht gezogen werden, dass dieses Latten-Tor ein Teil-Element eines umfassenderen Zaun-Werkes ist: Holzlattenzaun + Lattentor + Hecke).
: Das daraus entstehende Zaunelement trennt das "Außen" der Wiesen und Äcker vom "Innen" eventuell inneliegender Zier- oder Gemüsegärten.


Das daraus entstehende Zaunelement trennt das "Außen" der Wiesen und Äcker vom "Innen" eventuell inneliegender Zier- oder Gemüsegärten.
: Die Absicht einer geschlossenen Umzäunung für den Schutz von z.B. kleinen Gemüsegärten vor von außen eindringenden Wildtieren (Hasen, Rehe, etc.) kann hier im Vordergrund stehen.


Die Absicht einer geschlossenen Umzäunung für den Schutz von z.B. kleinen Gemüsegärten vor von außen eindringenden Wildtieren (Hasen, Rehe, etc.) kann hier im Vordergrund stehen.
: Der Weg der "alten Straße durch Windern" würde vermutlich eine gewisse, barrierefreie Durchgängigkeit erfordert haben, was im Gegensatz zu dieser Art eines Wirtschaftsweges nicht erfüllt wäre.
 
Der Weg der "alten Straße durch Windern" würde vermutlich eine gewisse, barrierefreie Durchgängigkeit erfordert haben, was im Gegensatz zu dieser Art eines Wirtschaftsweges nicht erfüllt wäre.




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| style="width:50%; vertical-align:top; border:1px solid #aaa; padding: .5em 1.5em;" |
'''Die Suche nach einer geeigneten Stelle für so eine Umzäunung und für ein Holzlattentor in dieser Weise muss unter diesen Voraussetzungen noch gefunden werden.'''
'''Die Suche nach einer geeigneten Stelle für so eine Umzäunung und für ein Holzlattentor in dieser Weise muss unter diesen Voraussetzungen noch gefunden werden.'''
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=== Signifikante Rundtürme ===
'''Signifikante Rundtürme'''


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Noch zu einer Zeit, in der man als Passant entlang der Schlossmauer mit ihrem großen Tor entlang spazieren konnte, beeindruckten die beiden Rundtürme, die an den beiden Hof-Ecken des Schloss-Innenhofes zu sehen waren.
Noch zu einer Zeit, in der man als Passant entlang der Schlossmauer mit ihrem großen Tor entlang spazieren konnte, beeindruckten die beiden Rundtürme, die an den beiden Hof-Ecken des Schloss-Innenhofes zu sehen waren.


Sie stehen unmittelbar am Weg der "alten Straßenverbindung" in Richtung Traunfall.  
Sie stehen unmittelbar am Weg der "alten Straßenverbindung" in Richtung [[Der_Traunfall|Traunfall]].  


Leider kann man diese Türme heute nicht mehr aus der Nähe betrachten, da die öffentliche Straße privatisiert wurde und zudem die Sicht darauf und ein Zugang durch die neuen Eigentümer ohnehin nicht mehr gewährt wurden.
Leider kann man diese Türme heute nicht mehr aus der Nähe betrachten, da die öffentliche Straße privatisiert wurde und zudem die Sicht darauf und ein Zugang durch die neuen Eigentümer ohnehin nicht mehr gewährt wurden.
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* Aus dieser Annahme heraus kann als These vorerst festgehalten werden, dass der dargestellte Mauerzug und seine beiden Ecktürme jene West-Seite der Schlossanlage ist, wie sie im Grunde auch heute noch baulich vorliegt.
* Aus dieser Annahme heraus kann als These vorerst festgehalten werden, dass der dargestellte Mauerzug und seine beiden Ecktürme jene West-Seite der Schlossanlage ist, wie sie im Grunde auch heute noch baulich vorliegt.


 
=== Die Häusergruppe am Schloss Windern ===
 
 
 
'''Die Häusergruppe am Schloss Windern'''


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'''Ausformung und Identifikation einzelner Berge im Hintergrund'''
=== Ausformung und Identifikation einzelner Berge im Hintergrund ===


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Die Identifikation der weiteren Bergdarstellungen erweist sich etwas schwieriger.  
Die Identifikation der weiteren Bergdarstellungen erweist sich etwas schwieriger.  


Ein Ansatz kann sein, die in Vischer's Ansicht überzeichneten "Nasen" dem Berg "Schlafende Griechin" zuzuordnen. Diesem "Nasen-Berg" ist eigen, dass er eine steile, als auch eine flache Flanke aufweist.
Ein Ansatz kann sein, die in Vischer's Ansicht überzeichneten "Nasen" dem Berg "Schlafende Griechin" (Erlakogel) zuzuordnen. Diesem "Nasen-Berg" ist eigen, dass er eine steile, als auch eine flache Flanke aufweist.


* Aus der Naturansicht der betreffenden Gebirgskette wissen wir jedoch, dass die "Schlafende Griechin" aus Winderner Perspektive "rechts" des Traunsteins liegen muss.
* Aus der Naturansicht der betreffenden Gebirgskette wissen wir jedoch, dass die "Schlafende Griechin" aus Winderner Perspektive "rechts" des Traunsteins liegen muss.
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=== Alte Wege in der nahen Umgebung des Schlosses und Ortes Windern ===
 
 
'''Alte Wege in der nahen Umgebung des Schlosses und Ortes Windern'''


Je nach wirtschaftlichen Erfordernissen, sowie zum Zweck der Erschließung von Grund und Boden, Kommunikation, aber auch militärischen Ansprüchen zu genügen wurden Wege angelegt oder bereits vorhandenen (Handels-)Pfaden nachempfunden.
Je nach wirtschaftlichen Erfordernissen, sowie zum Zweck der Erschließung von Grund und Boden, Kommunikation, aber auch militärischen Ansprüchen zu genügen wurden Wege angelegt oder bereits vorhandenen (Handels-)Pfaden nachempfunden.
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==Erster Versuch einer These für die Erklärung zu Vischer's Darstellung zu Windern==
==Erster Versuch einer These für die Erklärung zu Vischer's Darstellung zu Windern==


'''These: Die Umsetzung von Vischer's Ansicht von Windern wurde irrtümlich spiegelverkehrt als Kupferstich umgesetzt'''
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<span style="font-size:17px;"><strong>These</strong>: Die Umsetzung von Vischer's Ansicht von Windern wurde irrtümlich spiegelverkehrt als Kupferstich umgesetzt.</span>
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'''Was spricht dafür?'''
=== Was spricht dafür? ===


* ''Schattierung der Bergkette, Beleuchtung aus westlicher Richtung.''
* ''Schattierung der Bergkette, Beleuchtung aus westlicher Richtung.''
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* ''Der Berg "Die schlafende Griechin"''
* ''Der Berg "Die schlafende Griechin"'' (Erlakogel)
: Die verdeutlichte "Nase" dieses Gebirgszuges westlich "rechts" vom Traunstein, im Vergleich zur eher pyramidenförmigen Shilouette östlich des Traunsteins (z.B. der Gipfel des Pril).
: Die verdeutlichte "Nase" dieses Gebirgszuges westlich "rechts" vom Traunstein, im Vergleich zur eher pyramidenförmigen Shilouette östlich des Traunsteins (z.B. der Gipfel des Pril).


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: '''Wahrscheinlicher zutreffend wird diesbezüglich aber die nachstehende Erweiterung dieser These zu werten sein.'''
: '''Wahrscheinlicher zutreffend wird diesbezüglich aber die nachstehende Erweiterung dieser These zu werten sein.'''


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=== Was spricht dagegen? ===
 
'''Was spricht dagegen?'''


* ''Der, dem Schloss zentral zustrebende Weg würde einem Wegeverlauf entsprechen, der gänzlich von bisherigen Darstellungen oder überlieferten Wegen abweicht.''
* ''Der, dem Schloss zentral zustrebende Weg würde einem Wegeverlauf entsprechen, der gänzlich von bisherigen Darstellungen oder überlieferten Wegen abweicht.''
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{| style="background:#e6fac4;"
: '''Für einen Vergleich zu dieser Annahme dient z.B. Vischer's Ansicht von Schloss Steinhaus bei Wels (vgl. Bild unten)'''
| style="width:50%; vertical-align:top; border:1px solid #aaa; padding: .5em 1.5em;" |
 
* '''Die Erzählung wäre demnach: "Windern, das ist das Schloss mit seinen Wiesen und Äckern und den anliegenden Häusern, vor dem Band der eindrucksvollen Gebirgskette."'''
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
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|- valign="top"
|[[Datei:schloss-Steinhaus-nach-Vischer-s.jpg|200px|thumb|left|Schloss Steinhaus bei Wels, nach Vischer.]]
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Hier führt Vischer in Relation zum Standort Steinhaus in sehr großzügiger Weise sowohl die südlich befindliche Alpenkette, als auch die Region nordwestlich von Steinhaus im morgentlichen Licht zusammen.
Im Vergleich zu Vischer's Darstellung hätte "in der Realität" die Ansicht der Gebäude-Anlagen in Steinhaus - rein geometrisch - eher keinen Hintergrund mit einer Alpenkette.
Dennoch erlaubt dieser Blickwinkel, die Gebirgskette mit in die Darstellung zu integrieren und wäre also im Grunde "nicht falsch".
Die Alpenkette könnte also auch hier ähnlich wie in Windern ein markanter, landschaftlicher Aspekt dieses Standortes sein und bis zu einem gewissen Abstraktionsgrad wäre diese Zusammenführung des Gebirgszuges mit dem Trauntal und umliegenden Regionen durchaus nachvollziehbar.


<br />
<br />


==Anmerkungen zur Turm-Uhr des "linken" Turmes - in heutiger Zeit - und eine These zu den Wiesen und Äckern "vor dem Schlosstor"==
===Anmerkungen zur Turm-Uhr des "linken" Turmes - in heutiger Zeit - und eine These zu den Wiesen und Äckern "vor dem Schlosstor"===




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|[[Datei:windern-schloss-2.jpg|200px|thumb|left|Schloss-Ansicht Windern, Turm-Uhren am "linken" Turm, Quelle: Bruno Hinterberger]]
|[[Datei:windern-schloss-2.jpg|200px|thumb|left|Schloss-Ansicht Windern, Turm-Uhren am "linken" Turm, Quelle: Bruno Hinterberger]]
|[[Datei:windern-schloss-8.jpg|200px|thumb|left|Schloss-Ansicht Windern, Turm-Uhren am "linken" Turm, Quelle: Bruno Hinterberger]]
|[[Datei:windern-schloss-8.jpg|200px|thumb|left|Schloss-Ansicht Windern, Turm-Uhren am "linken" Turm, Quelle: Bruno Hinterberger]]
|- valign="top"
|[[Datei:windern-schloss-uhr-turm-detail.jpg|200px|thumb|left|Schloss-Ansicht Windern, "Linker" Turm in Vischer's Ansicht von Windern]]
|[[Datei:windern-schloss-uhr-turm-detail.jpg|200px|thumb|left|Schloss-Ansicht Windern, "Linker" Turm in Vischer's Ansicht von Windern]]
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Fast selbstverständlich möge man dieser Annahme zustimmten.
Fast selbstverständlich möge man dieser Annahme zustimmten.


{| style="background:transparent;"
| style="width:50%; vertical-align:top; border:1px solid #aaa; padding: .5em 1.5em;" |
'''Wenn aber ein Turm ein Ziffernblatt aufweist, dass von unten - aus der Perspektive des einstigen Weges entlang der Tormauer - ohnehin kaum ablesbar ist, so wie es bei der "Park-Uhr" der Fall ist, dann könnte zur Entstehungszeit dieser Uhr eine etwas andere räumliche Situation vor Ort vorgelegen haben, als in unserer Zeit.'''
'''Wenn aber ein Turm ein Ziffernblatt aufweist, dass von unten - aus der Perspektive des einstigen Weges entlang der Tormauer - ohnehin kaum ablesbar ist, so wie es bei der "Park-Uhr" der Fall ist, dann könnte zur Entstehungszeit dieser Uhr eine etwas andere räumliche Situation vor Ort vorgelegen haben, als in unserer Zeit.'''
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Eine Uhr sollte also lesbar sein und unter der Voraussetzung, dass die Errichtung von Uhren auch kostspielig war, kann man vorerst als These davon ausgehen, dass speziell mit der "Park-Uhr" mehr bezweckt werden wollte, als eine "Behübschung" des linken Schlossturmes.
Eine Uhr sollte also lesbar sein und unter der Voraussetzung, dass die Errichtung von Uhren auch kostspielig war, kann man vorerst als These davon ausgehen, dass speziell mit der "Park-Uhr" mehr bezweckt werden wollte, als eine "Behübschung" des linken Schlossturmes.


Die sinnvolle Fernablesbarkeit des parkseitigen Ziffernblattes würde voraussetzen, dass im fernen Nahbereich des Schlosses Aktivitäten stattgefunden hatten, die ein Ablesen der jeweiligen Uhrzeit notwendig gemacht hätten.
Die sinnvolle Fernablesbarkeit des parkseitigen Ziffernblattes würde voraussetzen, dass im fernen Nahbereich des Schlosses Aktivitäten stattgefunden hatten, die ein Ablesen der jeweiligen Uhrzeit notwendig gemacht hätten.
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* Ein Szenario wäre, dass z.B. ab etwa dem Jahr 1700 - einige Jahre nach Vischer's Arbeit - das vor dem Schloss liegende Areal als Verweilort der Herrschaftsbewohner im Sinne einer Freizeitgestaltung wie Reiten, Gärtnern, Spazieren gehen etc. gedient hätte.
* Ein Szenario wäre, dass z.B. ab etwa dem Jahr 1700 - einige Jahre nach Vischer's Arbeit - das vor dem Schloss liegende Areal als Verweilort der Herrschaftsbewohner im Sinne einer Freizeitgestaltung wie Reiten, Gärtnern, Spazieren gehen etc. gedient hätte.


Damit wäre der Zweck der "Park-Uhr" gegeben, um z.B. rechtzeitig am Mittagstisch zu erscheinen, oder zu vereinbarten, geschäftlichen Terminen in das Schlossgebäude zeitgerecht zurückzukehren.
: Damit wäre der Zweck der "Park-Uhr" gegeben, um z.B. rechtzeitig am Mittagstisch zu erscheinen, oder zu vereinbarten, geschäftlichen Terminen in das Schlossgebäude zeitgerecht zurückzukehren.




* Ein anderes Szenario könnte aber auch gewesen sein, dass z.B. die "vor dem Schlosstor" gelegene Fläche als landwirtschaftliche Fläche - Wiesen und Äcker - genutzt wurde und über die "Park-Uhr" den am Feld tätigen Menschen der uhrzeitlich bestimmte Tagesablauf sichtbar gemacht wurde.
* Ein anderes Szenario könnte aber auch gewesen sein, dass z.B. die "vor dem Schlosstor" gelegene Fläche als landwirtschaftliche Fläche - Wiesen und Äcker - genutzt wurde und über die "Park-Uhr" den am Feld tätigen Menschen der uhrzeitlich bestimmte Tagesablauf sichtbar gemacht wurde.


Damit wäre der Errichtung einer "Park-Uhr" eine werktätige Verbindung zugeschrieben, die z.B. den (fron-)dienstleistenden Menschen den uhrzeitlichen Tages- und Arbeitstakt diktierte.
: Damit wäre der Errichtung einer "Park-Uhr" eine werktätige Verbindung zugeschrieben, die z.B. den (fron-)dienstleistenden Menschen den uhrzeitlichen Tages- und Arbeitstakt diktierte.




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{| style="background:#f9fac4;"
| style="width:50%; vertical-align:top; border:1px solid #aaa; padding: .5em 1.5em;" |
'''So könnte man abschließend feststellen, dass der in Vischer's Ansicht von Windern zentral auf die Schlossanlage zulaufende Weg durchaus so bestanden haben könnte.'''
'''So könnte man abschließend feststellen, dass der in Vischer's Ansicht von Windern zentral auf die Schlossanlage zulaufende Weg durchaus so bestanden haben könnte.'''


Es wäre ein Wegeverlauf gewesen, zwischen den vielleicht zum Schloss gehörigen Äcker und Wiesen führend.
Es wäre ein Wirtschaftsweg gewesen, zwischen den vielleicht zum Schloss gehörigen Äcker und Wiesen, dem Haupttor zulaufend.


Jene Menschen, die diese Felder bestellten, hätten mit Anbringen der "Park-Uhr" ein von Weitem sichtbares Instrument erhalten, das vielleicht ihren zeitlich bestimmten Tagesablauf ermöglichte und so auch eine effiziente Arbeitsplanung für die Herrschaftseigner sicherte.
Jene Menschen, die diese Felder bestellten, hätten mit Anbringen der "Park-Uhr" ein von Weitem sichtbares Instrument erhalten, das vielleicht ihren zeitlich bestimmten Tagesablauf ermöglichte und so auch eine effiziente Arbeitsplanung für die Herrschaftseigner sicherte.
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==Schlussfolgerung für Vischers Ansicht von Windern - "Winderen" gemäß obiger These==
Nach obigen Diskussionen, Fragestellungen und Ansätzen zu Antworten könnten Schlussfolgerungen zu Vischer' Ansicht von "Winderen" in Folge lauten:
{| style="background:#CCFF99;"
| style="width:50%; vertical-align:top; border:1px solid #aaa; padding: .5em 1.5em;" |
* <span style="font-size:17px;">Vischer's Skizze von Windern wurde <strong>spiegelverkehrt</strong> in eine Radierung umgesetzt.</span>
* <span style="font-size:17px;"><strong>Die Erzählung zu dieser Ansicht bzw. Gesamtkomposition wäre:</strong> "Windern, das ist das Schloss mit seinen Wiesen und Äckern und den anliegenden Häusern, vor dem Band der eindrucksvollen Gebirgskette."</span>
|}




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