Johann Joseph v. Bauer

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Notizen zu seiner Person

geb. 1751 (Ödenburg, Sopron) - 29.11.1808 (Triest, Trieste)


  • "Vice-Hafenkapitän" in Fiume (Rijeka) und später in Triest
  •  , zu seiner Person aus "Oesterreichs Pantheon, Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande, 1830, Wien"


Aus einem Zeitungsartikel

Aus einem Zeitungsartikel der "Wiener Theaterzeitung" (Bäuerle), 52.Jahrgang, Nr. 158, vom 14.7.1858:

Der Vice-Hafencapitän von Triest


"...

Am Abend ihres Lebens, nachdem sie schon durch mehr als zwanzig Jahre das Witwengewand getragen, befand sich wie die "Tr.Zeitung" mitteilt, Kaiserin Maria Theresia einmal wieder, "kaum daß die ersten Lerchen schwirrten", in ihrem geliebten Schönbrunn.

Sie liebte es, nicht allein, weil es ihre Schöpfung, sondern hauptsächlich, weil es der Schauplatz der glücklichsten Szenen ihres Familienlebens war. Wie oft hatten ihre Kinde sie und den seligen Gemahl mit kindischem Mutwillen umschwärmt, wie oft hatten Franz und Theresia dieselben bewundert, wenn sie im Schlosstheater in allerliebsten Reifröckchen ein Nooerre'sches Ballett tanzten; wie manche unter ihnen hatte später die Kaiserin in der Kapelle des Schlosses den Ehebund eingehen sehen, der für einige kaiserliche Kinder Grund eines tragischen Schicksales wurde.

Maria Theresia, dankbar für das, was ihr an Leben blieb, besuchte gerne die Stätten, wo die Vorausgegangenen mit ihr geweilt hatten.

So ging sie denn eines Morgens in aller Stille hinaus aus der Parterrestube in den mit Laubentreillagen reich versehenen reservierten Garten.

Sie trug an seinen Bändern, die von den Achseln niederwallten, vor sich, gleich einer Tabulettkrämerin eine Schatulle, in der die Bittschriften lagen, die sie heute erledigen wollte.

Sie arbeitete lange und eifrig, ganz allein in der Laube. Als sie zu Ende war, zog sie eine Glocke, die in der Laube hing. Zwei Diener kamen und trugen die Schatulle fort, nachdem die Kaiserin dieselbe verschlossen hatte. Die Schatulle kam zum Inhaber des zweiten Schlüssels, Staatskanzler Fürst Kaunitz.

Sie aber erhob sich, sichtbar ermüdet von der geistigen Anstrengung und blickte um sich.

Zwei ihrer Damen nahten, des kaiserlichen Winkes gewärtig. Sie grüßte flüchtig und schritt auf einen Herrn zu, der bescheiden im Hintergrund stand.

"Grüß Gott, Schwarzenberg", hub die Kaiserin an, "ich weiß, warum er kommt, ich bin bereit.

Ist aber auch alles wahr, was er mir von dem Manne erzählt hat?"

"Ich kann Ew. Majestät nur wiederholen", erwiderte Fürst Josef Schwarzenberg, der Oberhofmeister der Kaiserin, in dem er sich ehrfurchtsvoll ihr zur Seite hielt, die mit raschen Schritten dem Gloriettenhügel zuschritt, "daß alle Erkundigungen, die ich einzuziehen im Stande war, zu Gunsten des Mannes und seiner Glaubwürdigkeit lauten. Was er mit allerhöchster Erlaubnis der Kaiserin zu Füßen legt, ist so wertvoll, daß schon deshalb die Gnade Ew. Majestät nicht verschwendet ist.".

"Wir wollen sehen, wir wollen sehen!" sagte Maria Theresia mit einiger Ungeduld und sie und ihre Begleitung wandten sich nach rechts gegen die kaiserliche Menagerie.

In der Mitte des Menageriehofes stand und steht noch jener achteckige Pavillon, in welchem sie mit ihrem Gemahle so gerne das Frühstück einnahm, von lustigen Affen und plaudernden Papageien umgeben.

Sie schritt die neun Stufen hinauf in den Saal des Pavillons. Dort stand ein junger Mann in demütiger Stellung. Während er sich fast bis zur Erde bückte, mußte es der Kaiserin ein Lächeln entlocken, zu sehen, wie er Mühe hatte, die beiden Gegenstände nicht zu verlieren, die er trug oder hielt.

"Johann Joseph Bauer, der um die Gnade bittet, ein paar Seltenheiten Ew. Majestät zu Füßen legen zu dürfen", referierte Fürst Schwarzenberg.

"Er ist ein Ungar?" fragte die Kaiserin.

"Aus Ödenburg", erwiderte der Gefragte.

"Er hat große Reisen gemacht? Davon soll er mir etwas erzählen, ich höre gerne davon reden. Bei Türken und Heiden soll er gewesen sein, aber ich hoffe, er bringt ein gut christliches Gemüt aus der Ferne zurück?".

Der junge Mann verbeugte sich einige Male verlegen.

"Vor allem sei er nicht blöde, mein Sohn und tue seinen Mund auf. Ich höre."

Sie ließ sich auf einen Stuhl nieder.

"Majestät!" begann der Jüngling sich fassend.

"Von frühester Jugend auf träumte ich von dem Glücke, fremde Länder zu sehen, dem Meere mich anazuvertrauen und die Wunder der Schöpfung in anderen Weltteilen anzustaunen".

Er erzählte nun, wie dieser Wunsch bei seinem Eintritte in das Jünglingsalter in Erfüllung geganngen. Die Kaiserin hörte aufs aufmerksamste zu, als er berichtete, er sei einer der ersten ihrer Untertanen gewesen, der von Triest aus den weiten Ozean befahren habe. In China und Brasilien sei er zum widerholtem Male gewesen und immer mit glücklichstem Erfolge.

Bauer wurde warm und sprach mit Begeisterung von der Rolle, welche die gute Stadt Triest noch zu spielen berufen wäre, wie der österreichischen Industrie ein Mittel gegeben sei, sich an dem Welthandel zu beteiligen.

"Im fernen Indien", so schloß er treuherzig seine Rede, "dachte ich an meine huldvolle Königin und sann hin und her, ob es mir nicht möglich, ihr eine kleine Freude zu bereiten, ihr, die an Schätzen so reich ist. Da ist das, was ich mitgebracht und die Königin inständigst anzunehmen bitte."

Mit disen Worten ließ er sich auf ein Knie nieder und richtete Maria Theresia die beiden Gegenstände, die in seinen Armen schon sehr unruhig zu werden begannen.

Es war ein kleiner allerliebst Kapuzineraffe und ein dreifarbiger Ara.

Maria Theresia lächelte und sprach: "Stehe er auf, Bauer! Ich nehme seine Präsente recht gerne an. Schwarzenberg wird dafür sorgen, daß sie an ihre Stelle in meiner Menagerie kommen und daß dafür Bauer seine Entschädigung erhalte. Nochmals meinen Dank für die Aufmerksamkeit, die ich von einem Ungarn wohl erwarten durfte. Aber mehr als sein herziger Affe und sein schöner Papagei hat mich das interessiert, was er mir von Triest und seinem Handel gesagt hat. Das wird er dem Staatskanzler ausführlicher erzählen. Denn ich verstehe es nur halb, weil ich eine Frau bin und nicht vom Seehandel weiß, auch nicht einmal in meinem Leben auf der See war. Gehe er nur morgen zum Fürsten Kaunitz und sage er, daß ich ihn schicke. Adieu!".

Die Folge von dieser Audienz war ein reichliches Geschenk für Bauer und seine Erhebung in den ungarischen Adelstand. Die weiteren Schicksale dieses merkwürdigen Mannes sind nicht ohne interesse.

Er fuhr auch während Josefs II. Regierung fort, die ost- und westindischen Meere, meistens auf englischen Schiffen, zu befahren.

Als die Revolutionskriege ausbrachen, geschah es ihm, daß ein französisches Kriegsschiff, die "Audacieuse", unfern der Insel Bourbon den englischen Kauffahrer aufbrachte, auf dem er sich befand.

Er wurde als Gefangener nach Frankreich gebracht und lange daselbst festgehalten. Erst nach dem Frieden von Amiens wurde er wieder freigelassen.

Er sehnte sich nach einer bleibenden Heimat und kehrte deshalb nach Österreich zurück.

Kaiser Franz I. ernannte ihn 1804 zum Vice-Hafenkapitän zuerst von Fiume, später von Triest.

Vier Jahre brachte er in dieser Stellung zu. 1751 geboren, starb er am 29. November 1808 zu Triest in seinem 57. Lebensjahre.


..."



Weitere Abbildungen

Bilder zu Johann Joseph von Bauer
 
Das Wappen des Johann Joseph von Bauer, "Vice-Hafenkapitän in Triest", Pic-Source: Hugo Hinterberger bzw. Dr.Alexander Bauer