Dr. G. A. Kornhuber: Unterschied zwischen den Versionen

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Liebster Freund!
 
 
Nach einem längeren Aufenthalte im nörlichen Ungern hieher zurückgekehrt, finde ich Ihre freundlichen Zeilen vor und bedaure sehr, daß ich erst heute in der Lage bin, auf Ihre Anfragen bezüglich der Schwefelsäure-Fabrication aus Kiesen soviel ich erfahren habe zu berichten.
 
'''Tschida's''' Fabrik, obwohl gut angelegt, in der Nähe reichhaltiger Kiesgruben bei billigem Brennmaterial (Buchholz die Klafter zu 8 - 10 fl) gedieh nicht, weil der Besitzer kein guter Wirth ist und bei dem Mangel an Betriebs-Capital von den Juden aufgezehrt wurde. Ich bin fest überzeugt, daß das Etablissement in geschickter Hand bei ausreichendem Capitale vollkommen gediehen wäre.
 
Die Fabrik vegetiert noch; es wurde daselbst in jüngster Zeit nur soviel Schwefelsäure erzeugt als zu eigenem Gebrauch für Phosphor-Erzeugung, welche '''Tschida''' begann, erforderlich war.
 
Der gute Mann hat stets den Kopf voll Projecte und nirgends Beharrlichkeit.
 
Betreffs der Kosten der Erze u.s.w. erlaube ich mir, Sie auf einen Aufsatz meines Collegen '''Mack''' zu verweisen, welchen ich gleichzeitig mit diesem Briefe unter Kreuzband übersende. Aber auch die dortigen Angaben dürften mit großer Vorsicht aufzunehmen sein, da '''Tschida''' bei seinen Berechnungen nicht selten sich einer Selbsttäuschung hingiebt.
 
Ich würde Ihrem Freunde rathen, jedenfalls im Kleinen, was vielleicht schon geschehen ist, Versuche anzustellen.
 
Ich bin subjectiv von der Rentabilität einer derartigen Unternehmung überzeugt, besonders in einer industriereichen Gegend und bei guten Verkehrsmitteln.
 
 
Ihre freundlicbe Theilnahme an unserem Unternehmen hat mich innig erfreut und ich danke Ihnen recht herzlich dafür. Gott gebe nur, daß die Gesellschaft dauernd sich erhalte und besonders an geistiger Kraft erstarke, ich werde ihr stets so viel ich kann, Zeit und Arbeit widmen. Hier im westlichen Ungern, wo bisher nichts in dieser Richtung geschehen war, ist dies Beginnen doppelt schwer und es darf nicht wundern, wenn man viel länger braucht, ehe man im Stande ist, sich nach Außen zu manifestieren.
 
Ihren gütigst versprochenen Abhandlungen, besonders jener über die Umgebung des Plattensees sehe ich freudig entgegen und danke Ihnen im vorhinein.
 
Leider hatten wir beim Entwurf der Statuten den Fehler begangen, keine corresponidierenden Mitglieder aufzuführen, was wohl sogleich bei der nächsten Generalversammlung verbessert werden soll.
 
Sollte es Ihnen gefallen, inzwischen als wirkliches Mitglied unseren Absichten förderlich zu sein, so lade ich Sie freundlichst zum Beitritte ein.
 
Mit Ihrer mühevollen Arbeit, der Abfassung des mineralogisch-top. (Anm. topologischen) Handbuchs für Österreich füllen Sie eine große Lücke in der Literatur aus und werden sich den lebhaften Dank aller Naturfreunde und Forscher gewinnen.
 
Leider habe ich nicht viel Erfahrung hierin, einige Notizen hoffe ich Ihnen in Bälde mündlich mitzutheilen.
 
 
In der Hoffnung baldigen Wiedersehens bleibe ich mit ausgezeichneter Hochachtung.
 
 
Ihr ergebenster G. A. Kornhuber




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====Presburg, am 31.8.1859====
====Presburg, am 31.8.1859====
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