Der Wittmannshof, vormals Weichselhof: Unterschied zwischen den Versionen

 
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==Offizielle Umbennennung des "Weichselhofes" in "Wittmannshof"==
Ein ausführliches Dokument bzw. Protokoll vom 19.1.1824 beschreibt die Anweisung des EH Carl an seinen Direktor der erzherzoglichen Hof- und Güterkanzlei - [[(Franz)_Joachim_v._Kleyle|'''Franz Joachim Ritter v. Kleyle''']] -
die bislang als '''Weichselhof''' bezeichnete Domäne bei Halbthurn nunmehr '''Wittmannshof''' zu benennen und in die (amtliche) Öffentlichkeit zu bringen.
Auszug aus diesem Protokoll (Anweisung des EH Carl):
"..
An meinen Hofrath, den k. k. Regierungs Rath Kleyle , Wien den 10ten Jänner 1824.
Ich wünsche den Namen meines Ober-Regenten Anton Edler v. Wittmann und das Andenken an seine eben so verständige als
immer rege und treue Wirksamkeit auf meinen Gütern bleibend zu erhalten und dem selben einen dauernden
öffentlichen Beweis der Anerkennung seiner
Verdienste um Mein Haus und um die Landwirthschaft
überhaupt zu geben. Ich will daher, daß der Weichselhof
auf der Herrschaft Ungarisch-Altenburg, welcher in seiner
gegenwärtigen Zusammenstellung und der angeordneten Bewirthschaftung Wittmanns Talent vorzüglich bewähret,
von nun an den Namen Wittmannshof führe.
Diese Benennung soll in alle Karten und Amtsschriften eingetragen
und darin fortgeführt werden. Damit Meinen Beamten
aber diese Würdigung der Einsicht und Verdienste des Ober-Regenten
kund werde und denselben zur Ermunterung in
Erfüllung ihrer Obliegenheiten dienen, werden Sie diese
Meine Anordnung auf allen Gütern bekannt machen lassen.
E. Carl
.."
In weiterer Folge wird die Art und Weise der Bekanntmachung dieser öffentlich bzw. amtlich wirksamen Umbenennung beschrieben und begründet und gleichsam in lateinischer Fassung wiederholt.
Die untenstehenden Abbildungen zeigen das betreffende Dokument:
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|- valign="top"
|[[Datei:Weichselhof-Wittmannshof-19-1-1814-protokoll-1.JPG|200px|thumb|left|]]
|[[Datei:Weichselhof-Wittmannshof-19-1-1814-protokoll-2.JPG|200px|thumb|left|]]
|[[Datei:Weichselhof-Wittmannshof-19-1-1814-protokoll-3.JPG|200px|thumb|left|]]
|[[Datei:Weichselhof-Wittmannshof-19-1-1814-protokoll-4.JPG|200px|thumb|left|]]
|[[Datei:Weichselhof-Wittmannshof-19-1-1814-protokoll-5.JPG|200px|thumb|left|]]
|- valign="top"
|[[Datei:Weichselhof-Wittmannshof-19-1-1814-protokoll-6.JPG|200px|thumb|left|]]
|[[Datei:Weichselhof-Wittmannshof-19-1-1814-protokoll-7.JPG|200px|thumb|left|]]
|[[Datei:Weichselhof-Wittmannshof-19-1-1814-protokoll-8.JPG|200px|thumb|left|]]
|[[Datei:Weichselhof-Wittmannshof-19-1-1814-protokoll-9.JPG|200px|thumb|left|]]
|[[Datei:Weichselhof-Wittmannshof-19-1-1814-protokoll-10.JPG|200px|thumb|left|]]
|}


==Die herrschaftliche Domäne des Wittmannshofes==
==Die herrschaftliche Domäne des Wittmannshofes==


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===Ausmaß und Ausstattung der landwirtschaftlichen Anlage dieser Domäne==
===Ausmaß und Ausstattung dieser landwirtschaftlichen Domäne===


Im Kartenausschnitt einer Militärkarte aus dem Jahr 1872 kann man die Ausmaße der Domänen-Anlage sehr gut erkennen.
Im Kartenausschnitt einer Militärkarte aus dem Jahr 1872 kann man die Ausmaße der Domänen-Anlage sehr gut erkennen.
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Als besonderes, vordergründiges Merkmal dieser Anlage erkennt man den Hoftypus eines "Meierhofes", wie er im Burgenland oder Westungarn typischerweise Anwendung fand.
Als besonderes, vordergründiges Merkmal dieser Anlage erkennt man den Hoftypus eines "Meierhofes", wie er im Burgenland oder Westungarn typischerweise Anwendung fand.


Es ist nicht nur die flächenmäßige Ausdehnung, die auf den ersten Blick beeindruckt, sondern es sind auch Faktoren oder Ausstattungsmerkmale einer Wirtschaftsanlage, die genau zu diesem Zweck als Optimum einer ökonomisch sinnvollen Integration in den landwirtschaftlichen Güterbestand angesehen wurde.
Das Grundprinzip geht auf die Planungen von Anton v. Wittmann-D. zurück und kehrt entsprechend unterschiedlicher lokaler Gegebenheitn an diversen, damaligen Projekt wieder.
 
Durch diese Neuausrichtung der Planung landwirtschaftlichen Wirtschaftens, konnte es innerhalb eines "überschaubaren" Zeitraumes weniger Jahre gelingen, Erträge massiv zu steigern, aber gleichzeitig das Prinzip der Verschränkung ökologischer Notwendigkeiten zu respektieren.
 
Dennoch kann man dabei von einem "Meilenstein" landwirtschaftlicher Entwicklung sprechen, der einen weiteren Schub landwirtschaftlicher Intensivierung markiert, aber - und das wäre ein wesentlicher Unterschied zu heute -, wusste man darauf zu achten, dass die natürlichen Grundlagen und Rahmenbedingungen nicht einseitig überstrapaziert werden durften.
 
Die industrielle Herstellung von Kunstdünger war beispielsweise noch nicht erfunden (ab Liebig ca. 1850 etc.) und das ausgewogene Verhältnis zwischen der Anzahl an Nutztieren (Zugleistung, Düngerproduktion), Futterwiesengröße und Ackerfläche war genau zu beachten.
 
 
 
Es ist nicht nur die flächenmäßige Ausdehnung eines Meierhofes wie der Wittmannshof, die auf den ersten Blick beeindruckt, sondern es sind auch Faktoren oder Ausstattungsmerkmale einer Wirtschaftsanlage, die genau zu diesem Zweck als Optimum einer ökonomisch sinnvollen Integration in den landwirtschaftlichen Güterbestand angesehen und angestrebt wurden.


Damit ist einerseits die zentrale Lage der Wirtschaftsgbäude mehr oder weniger im Zentrum der dafür neu angelegten Felderanordnung zu verstehen und andererseits auch ein ausgeprägtes Maß an Infrastruktur für die auf den weiten Gütern arbeitenden Menschen, die hier gleichsam in einer dörflichen Anlage nahe ihrer Arbeitsstätten wohnten.
Damit ist einerseits die zentrale Lage der Wirtschaftsgbäude mehr oder weniger im Zentrum der dafür neu angelegten Felderanordnung zu verstehen und andererseits auch ein ausgeprägtes Maß an Infrastruktur für die auf den weiten Gütern arbeitenden Menschen, die hier gleichsam in einer dörflichen Anlage nahe ihrer Arbeitsstätten wohnten.
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Ziel war, wenn man den Ausführungen der damaligen Planer - z.B. der Pionierarbeit des Anton v. Wittmann-Dengláz Aufmerksamkeit schenkt - möglichst wirtschaftliche Abläufe landwirtschaftlicher Tätigkeit in weitgehend konzentrierter Form zu realisieren, nach dem Prinzip der "kurzen Wege" und vor allem auch unter Rücksichtnahme der Vernetztheit landwirtschaftlicher Aspekte: Düngung von Futterwiesen, saubere Brunnen in Hofnähe, Stallungen an den Plätzen wo z.B. Schafe weiden und rasch Schutz vor unterschiedlicher Witterung finden, gut organisiertes Wohnen am Hof mit kurzen Kommunikationswegen vor Ort, etc..
Ziel war, wenn man den Ausführungen der damaligen Planer - wie der Pionierarbeit des Anton v. Wittmann-Dengláz - Aufmerksamkeit schenkt, möglichst tiefgreifende, ökonomische Abläufe landwirtschaftlicher Tätigkeit in weitgehend konzentrierter Form zu realisieren, nach dem Prinzip der "kurzen Wege" und vor allem auch unter Rücksichtnahme der Vernetztheit landwirtschaftlicher Aspekte: Düngung von Futterwiesen, saubere Brunnen in Hofnähe, Stallungen an den Plätzen wo z.B. Schafe weiden und rasch Schutz vor unterschiedlicher Witterung finden, gut organisiertes Wohnen am Hof mit kurzen Kommunikationswegen vor Ort, etc..


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===Schafzucht am Wittmannshof===


* Der Wittmannshof wurde vor allem auch durch die sehr vorbildlich eingerichtete Schafhaltung bekannt, dazu wird noch ein kleiner Artikel folgen.
Der Wittmannshof wurde vor allem auch durch die sehr vorbildlich eingerichtete Schafhaltung bekannt, dazu wird noch ein kleiner Artikel folgen.


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Die Pappel wurde nicht nur aufgrund ihrer Form bewusst für diesen Einsatz gewählt, sondern auch aufgund ihres relativ raschen Wachstums im Vergleich zu anderen Gehölzen.
Die Pappel wurde nicht nur aufgrund ihrer Form bewusst für diesen Einsatz gewählt, sondern auch aufgund ihres relativ raschen Wachstums im Vergleich zu anderen Gehölzen.
Nicht zuletzt sollte sich auch das Auge des Betrachters am geschaffenen, landschaftlichen Eindruck erfreuen, was die damaligen Erzähler zu Bezeichnungen wie "Felder als Gärten" etc. bewogen hatte.
Diese Wahrnehmung wurde gemäß damaliger Beschreibungen insofern festgestellt - wie auch in einem der landwirtschaftlichen Hefte von Anton v. W.-D. angemerkt -, da besonders weite Ebenen, wie man sie im Burgenland oder Ungarn vorfindet, durch neugeschaffene "dreidimensionale" Landschaftsstrukturen nahe Blickpunkte erhalten hatten.
Über bevorzugte, individuell unterschiedliche Wahrnehmungen kann man schwer Einigkeit finden, es kann aber sein, dass durch diese Anlagen oder Domänenaustattungen Ortsqualitäten entstanden waren, die vielleicht einen höheren Grad an Wohlgefühl vor Ort bewirkt hatten, vergleichbar mit der Wirkung von Siedlungsstrukturen kleinerer Ortschaften oder Dörfer.




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Restbestände solcher Baumwände oder Hecken, deren Nutzen auch heute noch - oder wieder - als ökologisch günstige Einrichtung ihren Zweck findet, sind z.B. auch an heute Domänen z.B. in Tschechien anzutreffen. Details hierzu werden noch im Zusammenhang mit einzelnen Projekten von Anton v. Wittmann-D. folgen.
Restbestände solcher Baumwände oder Hecken, deren Nutzen auch heute noch - oder wieder - als ökologisch günstige Einrichtung ihren Zweck findet, sind z.B. auch an heutigen Domänen z.B. in Tschechien anzutreffen.  
 
Details hierzu werden noch im Zusammenhang mit einzelnen Projekten von Anton v. Wittmann-D. beschrieben.


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