Bewässerung von Feldern und Wiesen nach lombardischer Weise: Unterschied zwischen den Versionen

 
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'''Eines der ersten, größeren Projekte [[Datenwolke_"Anton_Wittmann_von_Dengláz"|Anton Wittmann]]'s war die Einführung der damals (um 1800) genannten "Bewässerungsmethode nach lombardischer Weise".'''
'''Eines der ersten, größeren Projekte [[Datenwolke_"Anton_Wittmann_von_Dengláz"|Anton Wittmann]]'s war die Einführung der damals (um 1800) genannten "Bewässerungsmethode nach lombardischer Weise".'''
(in der Blumau bei Schönau an der Triesting, südlich von Wien, sowie später auf der Herrschaft Ungarisch-Altenburg, weitere Anlagen in Ungarn, Tschechien, Schlesien, etc.)




Dabei handelte es sich um ein in Italien schon länger bekanntes Verfahren (z.B. Mailand und Umgebung), mit Hilfe dessen Wiesen und Felder fruchtbringend und vor allem systematisch bewässert werden konnten.
Dabei handelte es sich um ein in Italien schon länger bekanntes Verfahren (z.B. Mailand und Umgebung), mit Hilfe dessen Wiesen und Felder fruchtbringend und vor allem systematisch bewässert werden konnten.
Die "Systematik" war nicht zuletzt eine willkommene Eigenschaft solcher Einrichtung, so die Landwirtschaft bereits um 1800 nach effizienten und vor allem ertragreichen Methoden trachtete.
 
Die "Systematik" darin war nicht zuletzt eine willkommene Eigenschaft solcher Einrichtung, so die Landwirtschaft bereits um 1800 nach effizienten und vor allem ertragreichen Methoden trachtete.
 
Für Anton Wittmann v.D. war die sogenannte "Bewässerung nach lombardischer Weise" ein Spezialfach, dessen er sich unter anderem bei Studienreisen in die Lombardei (Mailand und Umgebung) gewidmet und vertieft hatte.
 
 
'''Diese Bewässerungsart war besonders im Mailänder Raum bekannt.'''
 
Bereits 1811 hatte Anton Wittmann seine sehr detaillierte Beschreibung unter dem Titel "Unterricht über die Bewässerung der Wiesen und Felder nach lombardischer Weise" herausgegeben, auf die [http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Josef_von_Gerstner Franz Joseph Ritter von Gerstner] in seinem Buch "Handbuch der Mechanik, 1834" verweist und in welchem auch auf eine sehr gute Abhandlung über dieses Bewässerungsprinzip von ''Domenico Berra'' ("Dei prato del basso milanese", 1822) hingewiesen wird.
 
Letzteres behandelt demgemäß auch vertiefend den historischen Hintergrund der "Lombardischen Bewässerung".
 


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Allerdings muss man der Fairniss halber hier hinzufügen, dass der angestrebte Vorschub an Produktionsleistungen nach wie vor aus einem zu berücksichtigenden, naturadäquaten Kultur-Kreislauf heraus geplant und betrieben wurde.
Allerdings muss man der Fairniss halber hier hinzufügen, dass der angestrebte Vorschub an Produktionsleistungen nach wie vor aus einem zu berücksichtigenden, naturadäquaten Kultur-Kreislauf heraus geplant und betrieben wurde.


Das hatte bedeutet, dass vor allem Die Nutzung natürlicher Ressourcen im Vordergrund gestanden hatte und das Zusammenwirken unterschiedlicher "Biotope" als höheres, anzustrebendes Ideal betrachtet wurde.
Das hatte bedeutet, dass vor allem die Nutzung natürlicher Ressourcen im Vordergrund gestanden hatte und das Zusammenwirken unterschiedlicher "Biotope" als höheres, anzustrebendes Ideal betrachtet wurde.


Diesen Grundsatz, der Beachtung und des Zulassens natürlicher Vorgänge genügend Raum zu lassen und Natur bei der landwirtschaftlichen Arbeit mitwirken zu lassen - so seltsam das vielleicht für manchen klingen mag, in unserer Zeit jedoch alles andere als selbstverständlich erscheint - hatte Anton Wittmann während seines Wirkens bis zu seinem Lebensende stets hoch gehalten und in seinen Schriften und Vorlesungen förmlich "gepredigt", um in den nachfolgenden Generationen an Landwirten ein nachhaltiges Verständnis für das Verstehen natürlicher Zusammenhänge zu fördern und festigen.
Diesen Grundsatz, der Beachtung und des Zulassens natürlicher Vorgänge genügend Raum zu lassen und Natur bei der landwirtschaftlichen Arbeit mitwirken zu lassen - so seltsam das vielleicht für manchen klingen mag, in unserer Zeit jedoch alles andere als selbstverständlich erscheint - hatte Anton Wittmann während seines Wirkens bis zu seinem Lebensende stets hoch gehalten und in seinen Schriften und Vorlesungen förmlich "gepredigt", um in den nachfolgenden Generationen an Landwirten ein nachhaltiges Verständnis für das Verstehen natürlicher Zusammenhänge zu fördern und festigen.


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==Anton Wittmann im Dienst von Frhr Peter von Braun==
==Anton Wittmann im Dienst von Frhr Peter von Braun==


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Dies mit Mitteln, die zudem rein rechnerisch wirtschaftlich argumentierbar bleiben sollten, wenn es sich auch nicht gerade um "billige" Investitionen gehandelt hatte, jedoch solche mit absehbarer, langjähriger, positiver Nachwirkung.
Dies mit Mitteln, die zudem rein rechnerisch wirtschaftlich argumentierbar bleiben sollten, wenn es sich auch nicht gerade um "billige" Investitionen gehandelt hatte, jedoch solche mit absehbarer, langjähriger, positiver Nachwirkung.


Das genannte Projekt war offenbar ein willkommenes Experiment und später Vorzeigeprojekt, mit Hilfe dessen demonstriert werden sollte, dass die landwirschaftliche Grundproduktion in österreichischen Ländern noch keineswegs an seinen Grenzen angelangt war.
Das genannte Projekt war offenbar ein willkommenes Experiment und später Vorzeigeprojekt, mit Hilfe dessen demonstriert werden sollte, dass die landwirtschaftliche Grundproduktion in österreichischen Ländern noch keineswegs an seinen Grenzen angelangt war.


Der Wille zur Intensivierung landwirtschaftlicher Produktion sollte auch reproduzierbar umgesetzt und umfassend dokumentiert werden, damit erkennbar gemacht werde, auf welche Weise andere Landwirte Chancen ihrer Güter und Einrichtungen optimal zu orten und zu nutzen motiviert werden konnten.
Der Wille zur Intensivierung landwirtschaftlicher Produktion sollte auch reproduzierbar umgesetzt und umfassend dokumentiert werden, damit erkennbar gemacht werde, auf welche Weise andere Landwirte Chancen ihrer Güter und Einrichtungen optimal zu orten und zu nutzen motiviert werden konnten.
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Anton Wittmann konnte in der sogenannten "Blumau", einem Landstrich südlich von Wien und knapp nördlich an Wr.Neustadt angrenzend, mit der Realisierung seines ersten großen Projekts beginnen.
Anton Wittmann konnte in der sogenannten "Blumau", einem Landstrich südlich von Wien und knapp nördlich an Wr.Neustadt angrenzend, mit der Realisierung seines ersten großen Projekts beginnen.


Das zur Verfügung stehende Areal gehörte zur Herrschaft Schönau an der Triesting, deren Eigentümer der Baron bzw. Freiherr Peter von Braun war und in dessen Dienste Anton Wittmann ab 1801 gestanden hatte.
Das zur Verfügung stehende Areal gehörte zur Herrschaft Schönau an der Triesting, deren Eigentümer der Baron bzw. [[Peter_von_Braun|Freiherr Peter von Braun]] war und in dessen Dienste Anton Wittmann ab 1801 gestanden hatte.


Der Ort des Experiments einer "lombardischen Bewässerung" war günstig gewählt, da das Areal entlang des sogenannten "Kalten Ganges" der Triesting gelegen war und nach wie vor so vorliegt.
Der Ort des Experiments einer "lombardischen Bewässerung" war günstig gewählt, da das Areal entlang des sogenannten "Kalten Ganges" der Triesting gelegen war und nach wie vor so vorliegt.
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Ziel war, die unter dem damaligen Sprachgebrauch "heuschreckenöden Felder" urbar zu machen und in fruchtbare Wiesen um zu wandeln.
Ziel war, die unter dem damaligen Sprachgebrauch "heuschreckenöden Felder" urbar zu machen und in fruchtbare Wiesen um zu wandeln.
'''(vgl. Abbildungen unten)'''




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Man bedenke hierbei, dass die geographische Lage dieser Felder sich am Rande der pannonischen Tiefebene befindet, relativ frei von natürlichen Wind-Hindernissen vorliegt und daher klimatische Randbedingungen entsprechend einzuschätzen sind.
Man bedenke hierbei, dass die geographische Lage dieser Felder sich am Rande der pannonischen Tiefebene befindet, relativ frei von natürlichen Wind-Hindernissen vorliegt und daher klimatische Randbedingungen entsprechend einzuschätzen sind.


Die Umfassungen der Feldsegmente bestand aus Baumreihen von Säulenpappeln (populus nigra italica), als auch Edelkastanie (castanea sativa), Kastanienbäumen (aesculus hippocastanum), Zuckerahorn (acer saccharum), als auch Obstbäumen, sowie dazwischen gepflanzte Weinstöcke, deren Ranken sich in den benachbarten Bäumen verankerten.
Die Umfassungen der Feldsegmente bestand aus Baumreihen von Säulenpappeln (populus nigra italica), als auch Edelkastanie (castanea sativa), Kastanienbäumen (aesculus hippocastanum), Zuckerahorn (acer saccharum), als auch Obstbäumen, sowie dazwischen gepflanzten Weinstöcken, deren Ranken sich in den benachbarten Bäumen verankerten.


Die Triesting wurde teils angestaut und über den Weg einer bestimmten Kanalflutungs-Abfolge im Sinne eines Bewässerungsmanagements über die Felder- und Wiesenflächen geführt.
Die Triesting wurde teils angestaut und über den Weg einer bestimmten Kanalflutungs-Abfolge im Sinne eines Bewässerungsmanagements über die Felder- und Wiesenflächen geführt.
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Es galt nach wie vor das "große Ganze" im Fokus zu behalten, also die Mehrung der Produktionskraft und des Vermögens einer Domäne, mit dem entsprechenden Geldeinsatz, dem nach einer geplanten Wirtschaftsperiode von z.B. zehn Jahren ein entsprechender Ertrag gegenüber zu stellen war.
Es galt nach wie vor das "große Ganze" im Fokus zu behalten, also die Mehrung der Produktionskraft und des Vermögens einer Domäne, mit dem entsprechenden Geldeinsatz, dem nach einer geplanten Wirtschaftsperiode von z.B. zehn Jahren ein entsprechender Ertrag gegenüber zu stellen war.


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Die Idee so einer Bewässerungsmethode scheint aus heutiger Sicht nicht besonders innovativ, dennoch war dies in der damaligen Zeit ein Referenzprojekt großen Ausmaßes, das durch Interessierte und Fachleute besucht und bestaunt wurde und deren Idee - und vor allem Handhabe - im europäischen Raum weitgehend neu war und kundlich weit verbereitet wurde.'''
'''Die Idee so einer Bewässerungsmethode scheint aus heutiger Sicht nicht besonders innovativ, dennoch war dies in der damaligen Zeit einerseits ein Referenzprojekt großen Ausmaßes, das durch Interessierte und Fachleute besucht und bestaunt wurde und deren Idee - und vor allem Handhabe - im europäischen Raum weitgehend neu war und kundlich weit verbereitet wurde.'''
 
'''Andererseits waren die Vorbereitung der Felder für eine Bewässerung, als auch die Methodik sehr ausgeklügelt und im Detail diffizil und es musste für jeden Standort die passende Kombination aus beiden gefunden werden.'''




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==Resultat==
==Resultat==


Das Bewässerungsprojekt wurde schließlich damit abgerundet, dass eine eigene Wirtschaftsdomäne entstanden war, mit neu gewonnenen Wiesen als Futter-Ressource und Äcker zum Erdäpfel-Anbau, samt einer Hofeinrichtung, die einen großen Bewirtschaftungsmaßstab zulies.
Das Bewässerungsprojekt wurde schließlich damit abgerundet, dass eine eigene Wirtschaftsdomäne entstanden war, mit neu gewonnenen Wiesen als Futter-Ressource und Äcker zum Erdäpfel-Anbau, samt einer Hofeinrichtung, die einen großen Bewirtschaftungsmaßstab zugelassen hatte.


Die Erdäpfel wurden als Futtermittel für Kühe verwendet, die nach "schweizer Art" wirtschaftlich "genützt" wurden (Milchproduktion etc).
Die Erdäpfel wurden als Futtermittel für Kühe verwendet, die nach "schweizer Art" wirtschaftlich "genützt" wurden (Milchproduktion etc).
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'''Vorauseilend ist hinzuweisen, dass Anton Wittmann's Planungen zur Neustrukturierungen von großen Domänen ein gänzlich neues Parzellierungskonzept vorgesehen hatten, die vom punktuellen Wirtschaften am Hof bis hin zur Bestellung der großen Acker- und Wiesenparzellen auf Effizienz und berechenbare Ertragssteigerung optimale Arbeitsabläufe zugelassen hatten.'''
'''Vorauseilend ist hinzuweisen, dass Anton Wittmann's Planungen zur Neustrukturierungen von großen Domänen ein gänzlich neues Parzellierungskonzept vorgesehen hatten, die vom punktuellen Wirtschaften am Hof bis hin zur Bestellung der großen Acker- und Wiesenparzellen auf Effizienz und berechenbare Ertragssteigerung optimale Arbeitsabläufe zugelassen hatten.'''


Große Domänen waren für solche Vorhaben in der Hinsicht bevorteilt, dass mit einem relativ großen Teilbetrag aus bisherigen Einnahmen beginnend sukzessive gesteigert werden konnte, um ein stufenförmiges Wirtschaftswachstum der Domänen - unter ähnlich bleibenden, wrtschaftlichen Randbedingungen - zuzulassen.
Große Domänen waren für solche Vorhaben in der Hinsicht bevorteilt, dass mit einem relativ großen Teilbetrag aus bisherigen Einnahmen beginnend sukzessive gesteigert werden konnte, um ein stufenförmiges Wirtschaftswachstum der Domänen - unter ähnlich bleibenden, wirtschaftlichen Randbedingungen - zuzulassen.


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==Projekt-Dokumentation (Pläne, Beschreibungen, etc.)==
==Projekt-Dokumentation (Pläne, Beschreibungen, etc.)==


Die hier gezeigten Ansichten der landwirtschaftlichen Anlage in der Blumau bei Schönau a.d.Triesting illustrieren das Ausmaß und den strukturellen Bestand Anton v. Wittmann's Entwässerungs- und Urbarmachungs-Projekts, im Dienst des Baron (Frhr.) Peter v. Braun.
Die hier gezeigten Ansichten der landwirtschaftlichen Anlage in der Blumau bei Schönau a.d.Triesting illustrieren das Ausmaß und den strukturellen Bestand Anton v. Wittmann's Entwässerungs- und Urbarmachungs-Projekts, im Dienst des [[Peter_von_Braun|Baron (Frhr.) Peter v. Braun]].


Schön zu erkennen sind die Parzellierungen und Bewässerungskanalzüge, die heute zwar in der ursprünglichen Art nicht mehr bestehen, aber anhand der Wegeführung und des Pflanzenbestandes auch heute noch nachvollziehbar sind.
Schön zu erkennen sind die Parzellierungen und Bewässerungskanalzüge, die heute zwar in der ursprünglichen Art nicht mehr bestehen, aber anhand der Wegeführung und des Pflanzenbestandes auch heute noch nachvollziehbar sind.


Teilweise wurden die Wiesen- und Acker-Parzellen mit Häusern bebaut, Reste der quadratischen Flächen werden nach wie vor landwirtschaftlich genutzt.
Teilweise wurden die Wiesen- und Acker-Parzellen mit Häusern bebaut, Reste der quadratischen Flächen werden nach wie vor landwirtschaftlich genutzt.
* Die Ausmaße des Bewässerungsprojektes waren , damals (ca. 1800) in Österreich, aber auch im europüäischen Maßstab, mehr oder weniger einzigartig und äußerst groß.
Auch die Bewässerungsmethode, wenn auch schon im kleinen bekannt, war so etwas wie ein Pionier-Projekt in diesem Land.
Man kann diese Dimensionen heute noch ganz gut "ergehen" und einen Eindruck gewinnen, was es wohl für einen Aufwand bedurft hatte, hier neue Felder und Kanäle anzulegen.




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