Reisen von Dr.Alexander Bauer: Unterschied zwischen den Versionen

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Paris, am 6. Aug. 1855 (Mittoch)
Paris, am 6. Aug. 1855 (Mittoch)
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====19.8.1855 Paris====
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|[[Datei:alexander-bauer-paris-6-8-1855-1.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris- Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-paris-6-8-1855-2.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris- Teil 2, Alexander Bauer]]
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'''Text'''
19/8
Theuerster Vater!
Am 14ten dieses habe ich die Ausstellung der schönen Künste gesehen, denselben Tag auch das Invalidenhôtel, die Morque und das Palais de Justice wie ich dir geschrieben zu haben glaube.
Am 15ten setzte ich meine Wanderung durch den Industriepalast fort und sah Nachmittags das Volksfest vor dem Hôtel des Invalides und Abends die Beleuchtung. Das Volksfest war interessant zu nennen die Beleuchtung, aber technisch und artistisch verfehlt, noch am anderen Tage stinkte es im Tuileriengarten, während der Beleuchtung wälzten sich dicke Wolken von stinkendem Rauch über die dicht gedrängte Volksmenge.
Am 16tenFortsetzung des Besuchs des Industriepalastes, Nachmittag Louvresammung und Börse.
17ten Jardin et Museés de Luxembourg, Panthéon, Museé du Hermes et de l'Hôtel de Cluny. Bibliotheque St. Geniviéve, die Kirchen: St. Sulpice et St. Etienne du Mont. ferner durch die gütige Empfehlung des Hr. Seybel die chem. Lab. der Sorbonne der '''Ecole médecin''' und der Ecole Normal. In der Ecole Normal, wo H. Deville Professor ist, wurde nur alles zur ..bereitung nöthige bereitwilligst gezeigt und ich hoffe, Mack dienlich sein zu können, aber gerade an der Natriumfabrikazion ist nichts viel neues .. sagt H. Deville, er hatte eine Methode gefunden, ohne dem Natrium, Alumium zu machen, auch habe ich etwas über 4 Gramm Alumium zu 13 Francs und 20 Cent v. d. 5 (?)flens angekauft.
Bei allen diesen Herren wurde ich mit der größsten Freundlichkeit aufgenommen, ja Prof. Batard machte mit gleich den Antrag, sobald ich den Wunsch hätte, während meines Aufenthaltes etwas chem. zu arbeiten, sei einen Tisch und all Apparate und Praeparate für mich bei Ihm zu haben und bereit! -
18ter, Industrieausstellung. Heute suchte ich auch H. Schwaz auf, der mich auch auf's freundlichste aufnahm.
Einzug der Königin von England.
Um dem ungeheuren Gedränge in der Stadt zu entgehen, ging ich in's Bois de Boulogne, um da den einzug mit anzusehen. Die Ankunft war um 5 o. 6 Uhr angesagt, sie erfolgte um 8 Uhr, mithin war es schon so finster, daß wir allesammt nichts sahen, weder die in der Stadt, noch wir im B. d. B.. Andess habe ich mich an den Witzen der Pariser köstlich ergözt. Das Militär wurde aufgestellt, indess ließ so Marschall Mageau die  .. und die Kerle ergötzten sich in den köstlichsten Witzen und Vergnügungen, es ist überhaupt köstlich, mit welcher Freiheit hier das Militair sich bewegt, während dem Marschieren rauchen sie und der Oberst musste immer die Pfeife aus dem Munde nehmen, wenn er commandierte.
Dann heißt's "mais allors dore messieures s'il vous plait allors". Endlich hörten wir die Cannonen donnern, alles stellt sich auf (indess ist's schon finster), nun kam der Zug.
Vorne ein (?)Poquet 100 Garden, dann der Wagen mit Napoleon und Victoria, dann in dem hinteren Wagen Prinz Albert, Lord Clarendon, u. a. . Zum Schluss 100 Garden, so sausste es durch die Nacht an uns vorbei und um doch etwas zu sehen, hatte eine Dame einen Bogen Papier gefaltet und angezündet und hielt ihn dem Wagen entgegen. Die Parise klatschten in die Hände, klopften die Daumennägel und lachten sich einander aus. Dann wälzte sich der ganze Zug nach Paris, wo eine schönere Illuminierung war, als am 15ten.
Heute war ich in Versailles, wo die grossen Wasser sprangen, ein herrl. Anblick und Abends bei H. Gagnet (1) zu Tische geladen. Da im ganzen Hause niemand deutsch spricht, so hatte ich einen schweren Stand und musste genau achtgeben, indess schmeckte H. Gagnet's Champagner sehr gut und die Pariser Händl stehen den Wienern auch nicht nach und ich brachte in der liebenswürdigen Familie des H. Gagnet einen recht angenehmen Abend zu.
(1) Auf seinem Landgute bei Versailles.




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