Reisen von Dr.Alexander Bauer: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Sándor
Sándor


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====6.9.1853 Mainz====
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|[[Datei:alexander-bauer-mainz-6-9-1853-1.jpg|100px|thumb|left|Brief aus Mainz- Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-mainz-6-9-1853-2.jpg|100px|thumb|left|Brief aus Mainz- Teil 2, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-mainz-6-9-1853-3.jpg|100px|thumb|left|Brief aus Mainz- Teil 3, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-mainz-6-9-1853-4.jpg|100px|thumb|left|Brief aus Mainz- Teil 4, Alexander Bauer]]
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'''Text'''
(Mainz) 6. Sept. 1853
Theurer Vater!
Nachdem ich ..




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====14.8.1855 Paris (Alexander Bauer)====
====6.8.1855 Paris====
 
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|[[Datei:paris-24-august-1855-1-alexander-II.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris - Teil 1, 14.8.1855, Alexander Bauer]]
 
|[[Datei:paris-24-august-1855-2-alexander-II.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris - Teil 2, 14.8.1855, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-paris-6-8-1855-3.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris- Teil 3, Alexander Bauer]]
|[[Datei:paris-24-august-1855-3-alexander-II.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris - Teil 3, 14.8.1855, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-paris-6-8-1855-4.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris- Teil 4, Alexander Bauer]]
|[[Datei:paris-24-august-1855-4-alexander-II.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris - Teil 4, 14.8.1855, Alexander Bauer]]
|[[Datei:paris-24-august-1855-5-alexander-II.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris - Teil 5, 14.8.1855, Alexander Bauer]]
|[[Datei:paris-24-august-1855-6-alexander-II.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris - Teil 6, 14.8.1855, Alexander Bauer]]


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'''Text'''




Bester Vater!
Theuerstes Mutterl!


Als ich dir zuletzt geschrieben, war ich eben erst angekommen und hatte noch nichts gesehen, konnte dir also über Paris noch nichts mitteilen. Ich will also in Kürze nun meinen hiesigen Aufenthalt dir erzählen und das Programm für die nächste Woche mittheilen.


Nachdem ich mir am Mittwoch (Tag der Ankunft) durch einen Spaziergang über die Boulevards place de la Concorde, Tuilerien, Champs Elysées, den Invalidenpalast und zurück durch das Palais Royal, die nöthige Uibersicht verschafft hatte, begann ich Donnerstag's mit der Besichtigung der Merkwürdigkeiten und wählte da zuerst das Conservatoir des Arts et Metiers, einer besonders für mich höchst interessante Sammlung von technischen Gegenständen, worunter Modelle der meisten Fabriken und etwa 100 Dampfmaschinen.
Ich bin heute Morgens in Paris glücklich angekommen und beeile mich dir meine Reiseabenteuer seit meinem letzten Braunschweiger Schreiben mitzutheilen. -


Nachmittags begann ich die Besichtigung des Industriepallastes (vgl. [https://de.wikipedia.org/wiki/Weltausstellung_Paris_1855 Weltausstellung 1855, Paris]) und zwar des Annexes.
Ich fuhr also wie gesagt damals des Nachts von Hannover nach Aachen, wo ich um 10 Uhr eintraf und bis 2 blieb. Dann ging ich nach Lüttich, wo ich diese Nacht und den folgenden Tag blieb. Nachmittags wollte ich nach Seraing fahren, indess war Dr. Kuh an den mich Sigl adressierte, nicht da der (?)Direktor Pastor auch in London, da traf ich ganz unerwartet '''Direktor Tunner''' mit '''Prof. Balling''', eben nach Seraing fahrend. Ich schloss mich anfangs als Unbekannter an, dann klärte sich bald sehr angenehme Begebenheit auf und ich sah nicht nur Seraing, sondern auch ein anderes ..., noch grossartigeres Werk in der Nähe (Liége) unter der Leitung dieser beider Herrn.


Am 10ten ging ich mit einem Deutschen, einen Maler aus Dresden, nach dem Père Lachaisse (Anm. [https://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%A8re_Lachaise Friedhof Père Lachaise]), dann nach den Jardin des plantes (vgl. [https://de.wikipedia.org/wiki/Jardin_des_Plantes Jardin des Plantes]) und sah die Kirche Notre Dames. Abends sahen wir die Champs Elyées bei Beleuchtung.
Daher hielt ich mich auch noch eine Nacht in Lüttich auf und fuhr erst gestern früh nach Brüssel, von wo ich des Abends wieder weiter nach Paris reiste.


Der 11te war ganz der Ausstellung gewidmet und mit der Besichtigung des Annex fortgefahren.  
Ich habe von Euch noch gar keinen Brief und erwarte sicher morgen oder übermorgen einen post rest. hier. Ihr könnt mir auch direkt in's Gasthaus schreiben, ich wohne: Hôtel Marsollier, Rue Marsollier Nr. 13 (Chambre Nr. 16), wo ich 10 Minuten vom Boulevard du Italiens und nur 20 Minuten vom Industriepalaste entfernt bin, also im Mittelpunkt der Sehenswürdigkeiten.


Abends war ich in einem der hiesigen öffentlichen Gärten, dem Jardin Mabille.
Ich akkordierte mit der Wirthin Zimmer 2 Francs, Frühstück 75 Cent, Service 50 cent, jede verbrauchte Kerze 50 Cent und bin mit dem Mittagessen ganz ungebunden, welches wo möglich stets bei '''Kugler''', einem Wiener einnehmen werde. (Anm.: wahrscheinlich ist hier [https://en.wikipedia.org/wiki/Caf%C3%A9_Gerbeaud Henrik Kugler] gemeint.)


Am 12t fuhr ich nach Versaille, besah die Gallerie daselbst, war Abends in St. Cloud (vgl. [https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Saint-Cloud St.Cloud]), wo die Wasserkünste sprangen, dann ging ich durch das Bois de Boulogne (vgl. [https://de.wikipedia.org/wiki/Bois_de_Boulogne Bois de Boulogne]), wo ich den Kaiser und die Kaiserin sah.
Seine Frau die Köchin, ist Schülerin Dommayer's in Hietzing und die kost wirklich vorzüglich und für nicht ganz 2 Francs kann man sich wollig satt essen und ein Flas rothen dazu trinken. - Ich machte heute schon den Spaziergang über die Boulevards, besichtigte die St. Madeleine, ging über die (?)Varonsil, Concordien, Vandóme und Bastilleplatz. Den Abend brachte ich in den Hallen des Palais Royale zu und den Nachmittag im Industriepalast. Die Reichhaltigkeit, Menge, Großartigkeit und Pracht überstieg wohl alle meine Erwartungen, indess ist lange nicht so viel Zeit erforderlich, ihn zu besichtigen, als ich dachte, da viel da ist, was mich weniger interessiert. '''Fidelis''' ist schon abgereist und hat mir auch nichts hinterlassen. Meine Freunde '''Förster''' und '''Latinovits''' traf ich hier, auch Wellich ist da. Ferner speiste und besichtigte ich theilweise den Pallast mit einem Wiener Parfumeur, der mit mir von Brünn nach Prag reiste und auch morgen in den Louvre gehen wird.


Nach .. hier traf ich im Waggon '''Carl Schmidt''' (vgl. [https://en.wikipedia.org/wiki/Carl_Schmidt_%28chemist%29 Carl Schmidt]) und '''Lenk''', die noch 2 Wochen hier zu bleiben gedenken und nur 10 Minuten weit von mir wohnen.  
Übermorgen werde ich meine Adressen abgeben, da ich die Ausstellung nicht besuchen kann, denn es ist der 5 (?)francs Tag. - Meine Heimreise werde ich wohl 12 Napolénslang ausdehnen, jedenfalls aber bei Gagnet einiges erheben, schon wegen der Einkäufe, die ich für mein Leb. machen muss und die wegen welchen ich noch an Vater selbst schreiben werden, wenn ich nur erst die Preise weiss.


Wir fuhren zusammen nach Paris. -
Meinen lieben Vater herzlich küssend und auch Nat. (Anm. Natalie) und Tante umarmend, bleibe ich dich küssend, Dein Sandor.


Der 13te war ganz der Ausstellung gewidmet. Heute um 14 Uhr war ich in der Exposition der beaux Arts, im Invalidenhotel in der Gruft Napoleons d. I., dann sah ich die Conciergerie, Palais de Jusitice, Morgue, und 2 Kirchen. Abends saß ich im Café auf dem Boulevard, was ich immer noch dem Theater vorziehe.


Diese verschiebe ich auf Regentage. In das Stf. Paris ging ich wohl schon einmal hinein, gleich aber wieder heraus, denn es war zum Erdrücken voll, so dass ich nur die Absicht habe, die Oper zu sehen, sonst nichts. -
Paris, am 6. Aug. 1855 (Mittoch)




Der Industrieausstellung habe ich nun etwa 20 Stunden gewidmet und dabei ausser einer allgemeinen Uibersicht, die eine Hälfte des Annex genauer besichtigt, was dir einen Maßstab auf die Großartigkeit gibt, dabei ist zu bemerken, dass ich an vielen (?)Kästen, wo für mich uninteressante Gegenstände waren, gar nicht vorüber ging. - Indess ist die Ausstellung noch nicht ganz fertig und an vielen Stellen sieht man noch hämmern und sägen. Es ist ein buntes Gewirr da, man hört Orgelspielen, Glockläuten, Uhren schlagen, Claviere spielen, und darunter reden, fragen, schreien und wohl auch fahren.
<br />


So oft ich noch bei der selben Thür eintrat, glaubte ich eine neue Ausstellung zu sehen, so großartig und vielfältig ist dieselbe, dass immer der Lichteindruck ein anderer ist. -
====14.8.1855 Paris (Alexander Bauer)====


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|[[Datei:paris-24-august-1855-1-alexander-II.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris - Teil 1, 14.8.1855, Alexander Bauer]]
|[[Datei:paris-24-august-1855-2-alexander-II.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris - Teil 2, 14.8.1855, Alexander Bauer]]
|[[Datei:paris-24-august-1855-3-alexander-II.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris - Teil 3, 14.8.1855, Alexander Bauer]]
|[[Datei:paris-24-august-1855-4-alexander-II.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris - Teil 4, 14.8.1855, Alexander Bauer]]
|[[Datei:paris-24-august-1855-5-alexander-II.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris - Teil 5, 14.8.1855, Alexander Bauer]]
|[[Datei:paris-24-august-1855-6-alexander-II.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris - Teil 6, 14.8.1855, Alexander Bauer]]


Ich habe mich nun umgesehen und die chem. Gegenstände, die ich bei '''Schrötter''' (Anm.: [https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Schr%C3%B6tter_von_Kristelli Anton Schrötter von Kristelli]) brauchen werde, zu kaufen. Ich fand sie hier mehr als um die Hälfte billiger als in Wien und kaufte die Gewichte um 20 Fl und den Platintiegel um 9 Fl (der bei uns 20 FL kostet!).
|}


Die Schule, von der er mir auch sagte, habe ich nicht genommen, um nicht gar zu viel Geld dafür auszugeben. Ich hoffe so auszukommen, sie kostet 22 Franken. -


'''Fidelis''' traf ich nicht mehr, auch keinen Brief von ihm, indess meine Freunde '''Fonter''' und '''Latinovits''', auch '''Wellisch''' ist hier. Hr. '''Seybel''' (vgl. [https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Seybel,_Emil Emil Seybel]) hat mich sehr freundlich aufgenommen und besonders Prof. '''Hessler''' (vgl. event. [https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Seybel,_Emil Hermann Hessler]) war sehr charmant. - Hrn. (?)'''Gagret''' habe ich noch nicht gesprochen, indeß werde ich ihn übermorgen sehen und auch aber erst später Geld dort erheben. - Hr. '''Boutibonne''' (vgl. wahrsch [https://fr.wikipedia.org/wiki/Charles-%C3%89douard_Boutibonne Charles Boutibonne]) ist leider in der Schweiz, kommt aber bald.
'''Text'''


Erwin, meinen Reisegefährten in Prag, sowohl als hier, kannst du Ende des Monats in Wien sprechen. Es ist der Parfumeur J.B. Filz (vgl. [https://de.wikipedia.org/wiki/J.B._Filz%E2%80%99s_Sohn Johann Baptist Filz]) am Graben, hinter der Schule (vormittag zu treffen).


Von meinen 12 Napoléons besitze ich noch 3, die wohl (ohne dem Gasthaus) 8 Tage reichen werden. Dann werden noch 2 heraus geschnitten.
Bester Vater!


Ist's mit den Münzen zu Ende, so ist auch mein Pariser Aufenthalt zu Ende, sie reichen gewiss 4 - 5 Tage, die Rechnung im Hotel darf höchstens 4 Napoléons kosten und es bleiben 12 zur Heimreise. -
Als ich dir zuletzt geschrieben, war ich eben erst angekommen und hatte noch nichts gesehen, konnte dir also über Paris noch nichts mitteilen. Ich will also in Kürze nun meinen hiesigen Aufenthalt dir erzählen und das Programm für die nächste Woche mittheilen.


Wenn du '''Bieler''' sprichst, so grüße ihn schön von mir und die in die Tasche zu steckenden Cantet..röcke kosten hier 30 Franken. - Elberfeld sah ich nicht, da ich '''Wiegand''' nicht besuchen konnte, ich ging auch gar nicht über Elberfeld. - dies in Beziehung deines Briefes á Bruxelles, den ich hier erhielt.
Nachdem ich mir am Mittwoch (Tag der Ankunft) durch einen Spaziergang über die Boulevards place de la Concorde, Tuilerien, Champs Elysées, den Invalidenpalast und zurück durch das Palais Royal, die nöthige Uibersicht verschafft hatte, begann ich Donnerstag's mit der Besichtigung der Merkwürdigkeiten und wählte da zuerst das Conservatoir des Arts et Metiers, einer besonders für mich höchst interessante Sammlung von technischen Gegenständen, worunter Modelle der meisten Fabriken und etwa 100 Dampfmaschinen.


Nachmittags begann ich die Besichtigung des Industriepallastes (vgl. [https://de.wikipedia.org/wiki/Weltausstellung_Paris_1855 Weltausstellung 1855, Paris]) und zwar des Annexes.


Mutters Spazierfahrt freut mich, dass es nur gut anschlage. Besser wäre, sie wäre am Land, besonders wenn es wie ich höre mit der Cholera so arg ist.  
Am 10ten ging ich mit einem Deutschen, einen Maler aus Dresden, nach dem Père Lachaisse (Anm. [https://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%A8re_Lachaise Friedhof Père Lachaise]), dann nach den Jardin des plantes (vgl. [https://de.wikipedia.org/wiki/Jardin_des_Plantes Jardin des Plantes]) und sah die Kirche Notre Dames. Abends sahen wir die Champs Elyées bei Beleuchtung.


Warum von Natalie nichts im Brief erwähnt, sie doch nicht krank, ich frage sie zugleich, was sie von Paris wünscht?
Der 11te war ganz der Ausstellung gewidmet und mit der Besichtigung des Annex fortgefahren.


Vielleicht ein vorgedrucktes Taschentuch?
Abends war ich in einem der hiesigen öffentlichen Gärten, dem Jardin Mabille.


Englische Nadeln?
Am 12t fuhr ich nach Versaille, besah die Gallerie daselbst, war Abends in St. Cloud (vgl. [https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Saint-Cloud St.Cloud]), wo die Wasserkünste sprangen, dann ging ich durch das Bois de Boulogne (vgl. [https://de.wikipedia.org/wiki/Bois_de_Boulogne Bois de Boulogne]), wo ich den Kaiser und die Kaiserin sah.


Nach .. hier traf ich im Waggon '''Carl Schmidt''' (vgl. [https://en.wikipedia.org/wiki/Carl_Schmidt_%28chemist%29 Carl Schmidt]) und '''Lenk''', die noch 2 Wochen hier zu bleiben gedenken und nur 10 Minuten weit von mir wohnen.


Nachdem ich nun die meisten der weniger wichtigen Merkwürdigkeiten gesehen habe, denke ich diese Woche, dann die folgende noch die Louvresammlung, dann die wissenschaftliche Institution und insbesondere der Ausstellung zu widmen und am 20. oder 28 von hier abzureisen.
Wir fuhren zusammen nach Paris. -


Der 13te war ganz der Ausstellung gewidmet. Heute um 14 Uhr war ich in der Exposition der beaux Arts, im Invalidenhotel in der Gruft Napoleons d. I., dann sah ich die Conciergerie, Palais de Jusitice, Morgue, und 2 Kirchen. Abends saß ich im Café auf dem Boulevard, was ich immer noch dem Theater vorziehe.


Tausend Küsse an Mutter, Schwester und Tante.
Diese verschiebe ich auf Regentage. In das Stf. Paris ging ich wohl schon einmal hinein, gleich aber wieder heraus, denn es war zum Erdrücken voll, so dass ich nur die Absicht habe, die Oper zu sehen, sonst nichts. -


Es umarmt dich,


Dein Sandor
Der Industrieausstellung habe ich nun etwa 20 Stunden gewidmet und dabei ausser einer allgemeinen Uibersicht, die eine Hälfte des Annex genauer besichtigt, was dir einen Maßstab auf die Großartigkeit gibt, dabei ist zu bemerken, dass ich an vielen (?)Kästen, wo für mich uninteressante Gegenstände waren, gar nicht vorüber ging. - Indess ist die Ausstellung noch nicht ganz fertig und an vielen Stellen sieht man noch hämmern und sägen. Es ist ein buntes Gewirr da, man hört Orgelspielen, Glockläuten, Uhren schlagen, Claviere spielen, und darunter reden, fragen, schreien und wohl auch fahren.
 
So oft ich noch bei der selben Thür eintrat, glaubte ich eine neue Ausstellung zu sehen, so großartig und vielfältig ist dieselbe, dass immer der Lichteindruck ein anderer ist. -
 
 
Ich habe mich nun umgesehen und die chem. Gegenstände, die ich bei '''Schrötter''' (Anm.: [https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Schr%C3%B6tter_von_Kristelli Anton Schrötter von Kristelli]) brauchen werde, zu kaufen. Ich fand sie hier mehr als um die Hälfte billiger als in Wien und kaufte die Gewichte um 20 Fl und den Platintiegel um 9 Fl (der bei uns 20 FL kostet!).
 
Die Schule, von der er mir auch sagte, habe ich nicht genommen, um nicht gar zu viel Geld dafür auszugeben. Ich hoffe so auszukommen, sie kostet 22 Franken. -
 
'''Fidelis''' traf ich nicht mehr, auch keinen Brief von ihm, indess meine Freunde '''Fonter''' und '''Latinovits''', auch '''Wellisch''' ist hier. Hr. '''Seybel''' (vgl. [https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Seybel,_Emil Emil Seybel]) hat mich sehr freundlich aufgenommen und besonders Prof. '''Hessler''' (vgl. event. [https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Seybel,_Emil Hermann Hessler]) war sehr charmant. - Hrn. '''Gagnet''' habe ich noch nicht gesprochen, indeß werde ich ihn übermorgen sehen und auch aber erst später Geld dort erheben. - Hr. '''Boutibonne''' (vgl. wahrsch [https://fr.wikipedia.org/wiki/Charles-%C3%89douard_Boutibonne Charles Boutibonne]) ist leider in der Schweiz, kommt aber bald.
 
Erwin, meinen Reisegefährten in Prag, sowohl als hier, kannst du Ende des Monats in Wien sprechen. Es ist der Parfumeur J.B. Filz (vgl. [https://de.wikipedia.org/wiki/J.B._Filz%E2%80%99s_Sohn Johann Baptist Filz]) am Graben, hinter der Schule (vormittag zu treffen).
 
Von meinen 12 Napoléons besitze ich noch 3, die wohl (ohne dem Gasthaus) 8 Tage reichen werden. Dann werden noch 2 heraus geschnitten.
 
Ist's mit den Münzen zu Ende, so ist auch mein Pariser Aufenthalt zu Ende, sie reichen gewiss 4 - 5 Tage, die Rechnung im Hotel darf höchstens 4 Napoléons kosten und es bleiben 12 zur Heimreise. -
 
Wenn du '''Bieler''' sprichst, so grüße ihn schön von mir und die in die Tasche zu steckenden Cantet..röcke kosten hier 30 Franken. - Elberfeld sah ich nicht, da ich '''Wiegand''' nicht besuchen konnte, ich ging auch gar nicht über Elberfeld. - dies in Beziehung deines Briefes á Bruxelles, den ich hier erhielt.




Paris, 14. August 1855
Mutters Spazierfahrt freut mich, dass es nur gut anschlage. Besser wäre, sie wäre am Land, besonders wenn es wie ich höre mit der Cholera so arg ist.  
 
Warum von Natalie nichts im Brief erwähnt, sie doch nicht krank, ich frage sie zugleich, was sie von Paris wünscht?


Vielleicht ein vorgedrucktes Taschentuch?


Meine Adresse.
Englische Nadeln?


Hotel Marsollier, Rue Marsollier 13
 
Nachdem ich nun die meisten der weniger wichtigen Merkwürdigkeiten gesehen habe, denke ich diese Woche, dann die folgende noch die Louvresammlung, dann die wissenschaftliche Institution und insbesondere der Ausstellung zu widmen und am 20. oder 28 von hier abzureisen.
 
 
Tausend Küsse an Mutter, Schwester und Tante.
 
Es umarmt dich,
 
Dein Sandor
 
 
Paris, 14. August 1855
 
 
Meine Adresse.
 
Hotel Marsollier, Rue Marsollier 13


/: aupres du théatre des Italiens :/
/: aupres du théatre des Italiens :/
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====19.8.1855 Paris====
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|[[Datei:alexander-bauer-paris-6-8-1855-1.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris- Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-paris-6-8-1855-2.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris- Teil 2, Alexander Bauer]]
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'''Text'''
19/8
Theuerster Vater!
Am 14ten dieses habe ich die Ausstellung der schönen Künste gesehen, denselben Tag auch das Invalidenhôtel, die Morque und das Palais de Justice wie ich dir geschrieben zu haben glaube.
Am 15ten setzte ich meine Wanderung durch den Industriepalast fort und sah Nachmittags das Volksfest vor dem Hôtel des Invalides und Abends die Beleuchtung. Das Volksfest war interessant zu nennen die Beleuchtung, aber technisch und artistisch verfehlt, noch am anderen Tage stinkte es im Tuileriengarten, während der Beleuchtung wälzten sich dicke Wolken von stinkendem Rauch über die dicht gedrängte Volksmenge.
Am 16tenFortsetzung des Besuchs des Industriepalastes, Nachmittag Louvresammung und Börse.
17ten Jardin et Museés de Luxembourg, Panthéon, Museé du Hermes et de l'Hôtel de Cluny. Bibliotheque St. Geniviéve, die Kirchen: St. Sulpice et St. Etienne du Mont. ferner durch die gütige Empfehlung des Hr. Seybel die chem. Lab. der Sorbonne der '''Ecole médecin''' und der Ecole Normal. In der Ecole Normal, wo H. Deville Professor ist, wurde nur alles zur ..bereitung nöthige bereitwilligst gezeigt und ich hoffe, Mack dienlich sein zu können, aber gerade an der Natriumfabrikazion ist nichts viel neues .. sagt H. Deville, er hatte eine Methode gefunden, ohne dem Natrium, Alumium zu machen, auch habe ich etwas über 4 Gramm Alumium zu 13 Francs und 20 Cent v. d. 5 (?)flens angekauft.
Bei allen diesen Herren wurde ich mit der größsten Freundlichkeit aufgenommen, ja Prof. Batard machte mit gleich den Antrag, sobald ich den Wunsch hätte, während meines Aufenthaltes etwas chem. zu arbeiten, sei einen Tisch und all Apparate und Praeparate für mich bei Ihm zu haben und bereit! -
18ter, Industrieausstellung. Heute suchte ich auch H. Schwaz auf, der mich auch auf's freundlichste aufnahm.
Einzug der Königin von England.
Um dem ungeheuren Gedränge in der Stadt zu entgehen, ging ich in's Bois de Boulogne, um da den einzug mit anzusehen. Die Ankunft war um 5 o. 6 Uhr angesagt, sie erfolgte um 8 Uhr, mithin war es schon so finster, daß wir allesammt nichts sahen, weder die in der Stadt, noch wir im B. d. B.. Andess habe ich mich an den Witzen der Pariser köstlich ergözt. Das Militär wurde aufgestellt, indess ließ so Marschall Mageau die  .. und die Kerle ergötzten sich in den köstlichsten Witzen und Vergnügungen, es ist überhaupt köstlich, mit welcher Freiheit hier das Militair sich bewegt, während dem Marschieren rauchen sie und der Oberst musste immer die Pfeife aus dem Munde nehmen, wenn er commandierte.
Dann heißt's "mais allors dore messieures s'il vous plait allors". Endlich hörten wir die Cannonen donnern, alles stellt sich auf (indess ist's schon finster), nun kam der Zug.
Vorne ein (?)Poquet 100 Garden, dann der Wagen mit Napoleon und Victoria, dann in dem hinteren Wagen Prinz Albert, Lord Clarendon, u. a. . Zum Schluss 100 Garden, so sausste es durch die Nacht an uns vorbei und um doch etwas zu sehen, hatte eine Dame einen Bogen Papier gefaltet und angezündet und hielt ihn dem Wagen entgegen. Die Parise klatschten in die Hände, klopften die Daumennägel und lachten sich einander aus. Dann wälzte sich der ganze Zug nach Paris, wo eine schönere Illuminierung war, als am 15ten.
Heute war ich in Versailles, wo die grossen Wasser sprangen, ein herrl. Anblick und Abends bei H. Gagnet (1) zu Tische geladen. Da im ganzen Hause niemand deutsch spricht, so hatte ich einen schweren Stand und musste genau achtgeben, indess schmeckte H. Gagnet's Champagner sehr gut und die Pariser Händl stehen den Wienern auch nicht nach und ich brachte in der liebenswürdigen Familie des H. Gagnet einen recht angenehmen Abend zu.
(1) Auf seinem Landgute bei Versailles.




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Theure Mutter!
Theure Mutter!


Ich habe Vater's letzten Brief und mich sehr darüber gefreut. Vorerst danke ich herzlichst für die Erlaubnis, die Schule auch noch kaufen zu können und zeige Ihm zugleich an, dass ich 15 Nap. (Napoléon) bei Gagret erhoben habe, aber sehr sehr fürchte, sie nicht alle nach Hause bringen zu können, ja ich zweifle sogar etwas, dass 10 davon ungefährdet in Wien anlangen.  
Ich habe Vater's letzten Brief und mich sehr darüber gefreut. Vorerst danke ich herzlichst für die Erlaubnis, die Schule auch noch kaufen zu können und zeige Ihm zugleich an, dass ich 15 Nap. (Napoléon) bei '''Gagnet''' erhoben habe, aber sehr sehr fürchte, sie nicht alle nach Hause bringen zu können, ja ich zweifle sogar etwas, dass 10 davon ungefährdet in Wien anlangen.  




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Euch küssend und den Brief zur Post besorgend, damit du ihn heut noch bekommst.
Euch küssend und den Brief zur Post besorgend, damit du ihn heut noch bekommst.


Dein Alter.
Dein Alter .




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Dich mit der guten Natalie, Anixl und Hugo küssend,  
Dich mit der guten Natalie, Anixl und Hugo küssend,  


Euer hustender Vater ABauer (Anm.: Alexander Josphe Bauer)
Euer hustender Vater ABauer (Anm.: Alexander Joseph Bauer)




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