Reisen von Dr.Alexander Bauer: Unterschied zwischen den Versionen

 
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1836 in Mosonmagyarovar / Ungarisch-Altenburg geboren, konnte Alexander bereits 1853 als siebzehnjähriger - durch seine Eltern finanziell unterstützt und motiviert - eine längere Europareise zu verschiedenen Universitätsstandorten machen.
1836 in Mosonmagyarovar / Ungarisch-Altenburg geboren, konnte Alexander bereits 1853 als siebzehnjähriger - durch seine Eltern finanziell unterstützt und motiviert - eine längere Europareise zu verschiedenen Universitätsstandorten machen.


Begleitet wurde er dabei teilweise von seinem mehr als zehn Jahre älteren Freund, Förderer und auch Lehrer an seiner Schule in Presburg, [https://en.wikipedia.org/wiki/Andreas_Kornhuber Dr.Andreas Kornhuber].
Begleitet wurde er dabei teilweise von seinem mehr als zehn Jahre älteren Freund, Förderer und auch Lehrer an seiner Schule in Presburg, '''[https://en.wikipedia.org/wiki/Andreas_Kornhuber Dr.Andreas Kornhuber, wikipedia]'''.
 
 
* [[Dr._G._A._Kornhuber|Notizen zu '''Dr. G. Andreas Kornhuber''' in diesem Familien-Wiki]]
 
 




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wir fuhren von da noch weiter nach Kassel und nachdem wir hier alles gesehen hatten nach Gießen, wo wir das Glück hatten, den
wir fuhren von da noch weiter nach Kassel und nachdem wir hier alles gesehen hatten nach Gießen, wo wir das Glück hatten, den
H.Prof. v. Liebig (Anm.: [https://de.wikipedia.org/wiki/Justus_von_Liebig Justus v. Liebig])anzutreffen, der später mit uns zugleich am selben Train nach Frankfurt fuhr; wir konnten zwar nicht mit ihm sprechen,
'''H. Prof. v. Liebig''' (Anm.: [https://de.wikipedia.org/wiki/Justus_von_Liebig Justus v. Liebig])anzutreffen, der später mit uns zugleich am selben Train nach Frankfurt fuhr; wir konnten zwar nicht mit ihm sprechen,
begrüßten ihn jedoch freundlichst und hatten nat. die beste Gelegenheit ihn genau zu sehen.
begrüßten ihn jedoch freundlichst und hatten nat. die beste Gelegenheit ihn genau zu sehen.


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Ich frage u. erfahre, dass man nur dann hinein kann, wenn ein hies. Bürger für ihn gutstehen würde.
Ich frage u. erfahre, dass man nur dann hinein kann, wenn ein hies. Bürger für ihn gutstehen würde.


Dies that nun H.Trier auf mein Ansuchen mit vieler Freundlichkeit u. so hat sich d. Dr.Ko. dorten 1 Zimmer (allein natürl.) genommen u. ist wirkl. so gut aufgehoben,  
Dies that nun H.Trier auf mein Ansuchen mit vieler Freundlichkeit u. so hat sich d. Dr. Ko. (Anm. Kornhuber) dorten 1 Zimmer (allein natürl.) genommen u. ist wirkl. so gut aufgehoben, wie man es nur wünschen kann u. wohnt wie in 1.- Hotel u. hat ausgez. Bedienung u. erholt sich v. Minute z. Minute u. hatte heut bereits 4 Öffnungen u.  
wie man es nur wünschen kann u. wohnt wie in 1.- Hotel u. hat ausgez. Bedienung u. erholt sich v. Minute z. Minute u. hatte heut bereits 4 Öffnungen u.  
schwitzte kanibalisch; mithin ist ja wie du weißt, alles gewonnen; er wünschte nun, dass ich während der Zeit als er noch liegt, was etwa noch 2-3 Tage dauern wird, da er schon nicht ganz 2 Tage im Bett zubrachte, freilich hier im Gasthaus, was ihm also gar nichts half, nach Darmstadt u. Heidelberg gehen soll; da man mit der Bahn in 2 Stunden dort ist, so kann ich wohl die Tour getrost allein wagen, jedoch werde ich die Tour nur dann unternehmen, K. (Anm.: Kornhuber) soweit besser ist, dass es mich gar nicht braucht und ich ihm mit gar nichts dienen kann, oder wennn '''Reichl''' zu ihm kömmt, zu welchem ich morgen wahrscheinlich hinüberfahren werde.
schwitzte kanibalisch; mithin ist ja wie du weißt, alles gewonnen; er wünschte nun, dass ich während der Zeit als er noch liegt, was etwa noch 2-3 Tage dauern wird, da er schon nicht ganz 2 Tage im Bett zubrachte, freilich hier im Gasthaus, was ihm also gar nichts half, nach Darmstadt u. Heidelberg gehen soll; da man mit der Bahn in 2 Stunden dort ist, so kann ich wohl die Tour getrost allein wagen, jedoch werde ich die Tour nur dann unternehmen, K. (Kornhuber) soweit besser ist, dass es mich gar nicht braucht und ich ihm mit gar nichts dienen kann, oder wennn Reichl zu ihm kömmt, zu welchem ich morgen wahrscheinlich hinüberfahren werde.


Womit sich Dr. Kornhuber verdorben, weiß ich wahrlich nicht, denn er hat sich sehr gehalten, aber es kann ja so leicht geschehen sein, durch Verkühlung oder sonst etwas. Übrigens braucht ihr durchaus nicht besorgt zu sein. Die Sache hat gar keine Gefahr und geht, seit dem er die ausgezeichnete Pflege genießt, rasch dem Wege der Besserung entgegen.
Womit sich Dr. Kornhuber verdorben, weiß ich wahrlich nicht, denn er hat sich sehr gehalten, aber es kann ja so leicht geschehen sein, durch Verkühlung oder sonst etwas. Übrigens braucht ihr durchaus nicht besorgt zu sein. Die Sache hat gar keine Gefahr und geht, seit dem er die ausgezeichnete Pflege genießt, rasch dem Wege der Besserung entgegen.
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====2.9.1853 Frankfurt====
====2.9.1853 Frankfurt====
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'''Text'''
'''Text'''


Frankfurt am Main, 2. September
Theurer Vater!
Kornhubers Fieber hat bereits nachgelassen, nur ist er, da er furchtbar schwitzen und purgieren musste, sehr matt und wird hier noch einige Tage in Ruhe zubringen müssen.
Dann haben wir die Idee, auf 1 - 2 Tage uns am Rhein etwa in St.Goar (Anm.: [https://de.wikipedia.org/wiki/Sankt_Goar St. Goar am Rhein]) aufzuhalten, wo er sich dann ahngenehmer als hier und schneller erholen wird.
Am 30. Aug bin ich, obwohl Dein Brief noch nicht da war, der erst in 1 - 2 Tagen kommen kann, dennoch nach Darmstadt zu '''Reichl''' gefahren und habe bei dieser Gelegenheit sogleich Dr nest (?) gesehen.
K. (Anm.: Kornhuber) meinte selbst, ich kann es ruhig allein wagen, da du gewiss nichts dagegen haben wirst.
'''Reichl''' gab mir den Rat, ich soll nur allein nach Heidelberg fahren, denn es wäre sehr schade, wenn ich es nicht sehen würde und er meint, Du kannst und wirst wohl auch nichts dagegen haben, überhaupt sagte er, Heidelberg ist so nahe und die Reise so gefahrlos, dass weder Ihr noch Kornhuber irgendwie Angst zu haben brauchen.
Kornhuber stimmt ihm nur vollkommen bei, sie haben beide alles genau besprochen, als '''Reichl''' gestern hier bei K. (Anm.: Kornhuber) war.
Es ist möglich, dass ich heute oder morgen eine kleine Spazierfahrt nach Wiesbaden mache und zu '''Prof. Fresenius''', da mir Dr. Löwe, den ich soeben besuchte sagte, ich soll nicht versäumen hinzugehen und das sobald als möglich, sonst ist '''Fresenius''' nicht mehr zugegen.
Ich bin schon sehr auf Deinen Brief begierig '''H. Trier''' benimmt sich gegen uns wirklich sehr freundlichst und zuvorkommend, erkundigte sich sogar durch einen seiner Couriere um K. (Anm. Kornhubers) Befinden.
Ich bin ihm dafür auch sehr dankbar und bitte Dich dafür auch unseren Dank an '''Perisutti''' zu sagen.
([[Kärntnerstraße_1049_-_Kärntnerstraße_20|Anm. C.M. Perisutti, Gründer des Bankhauses Schelhammer, im Haus Kärntnerstraße 20]]).
- Halt! nun läut's zu Mittag -
Soeben komme ich vom Mittagessen und setze den Brief fort, aber schnell, da ich dann zu Kornhuber gehe.
Ich habe soeben durch die Güte des '''H. Trier''' abermals 1 Kistchen mit Mineralien und Schulprogramm Eigenthum Kornhubers an Dich gesandt, da die Geschichte und nur belustigt.
Nächstens, wenn ich Zeit habe, mehr.
Küsse Mutter, Natalie, Fanny, Lotti, Kinder und an alle Verwandte .. Grüße
Küsse, Empfehlungen ...
Es küsst Dich Dein dich liebender Sohn
Sándor
Zum Schlusse muss ich dir noch sagen, wie man hier Melonen isst: man nimmt die Schnitte, welche ohngefähr 4 Zoll lang, 1-2 Linien dick ist, schüttet sie voll Zucker, zerschneidet sie dann zart mit dem Messer und isst sie in Wonne und Stolz.
Sándor
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====6.9.1853 Mainz====
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
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|- valign="top"
|[[Datei:alexander-bauer-mainz-6-9-1853-1.jpg|100px|thumb|left|Brief aus Mainz- Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-mainz-6-9-1853-2.jpg|100px|thumb|left|Brief aus Mainz- Teil 2, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-mainz-6-9-1853-3.jpg|100px|thumb|left|Brief aus Mainz- Teil 3, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-mainz-6-9-1853-4.jpg|100px|thumb|left|Brief aus Mainz- Teil 4, Alexander Bauer]]
|}
'''Text'''
(Mainz) 6. Sept. 1853
Theurer Vater!
Nachdem ich ..




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* 19.9.1853 Baden-Baden
====19.9.1853 Baden-Baden====
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|- valign="top"
|[[Datei:baden-baden-19-september-1853-1-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Baden-Baden - Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:baden-baden-19-september-1853-2-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Baden-Baden - Teil 2, Alexander Bauer]]
|[[Datei:baden-baden-19-september-1853-3-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Baden-Baden - Teil 3, Alexander Bauer]]
|[[Datei:baden-baden-19-september-1853-4-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Baden-Baden - Teil 4, Alexander Bauer]]
 
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'''Text'''
 
 
 
 
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Küsst dich vieltausendmal Dein Sandor
Küsst dich vieltausendmal Dein Sandor
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===Studienreise nach Mailand bzw. Italien 18xx===
* 17.9.18xx Mailand
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|[[Datei:mailand-17-september-1-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Mailand - Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:mailand-17-september-2-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Mailand - Teil 2, Alexander Bauer]]
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Notiz:
Im Augenblick ist das genaue Jahr dieser Reise unbekannt.
Dem Schriftbild zu entnehmen, im Vergleich mit späteren Briefen Alexander's, könnte der richtige Zeitpunkt um 1853, 1854 gefunden werden.
'''Text'''
Liebe Mutter!
Ich bin gestern hier angekommen und habe Euren Brief heute erhalten.
Zuletzt schrieb ich von Zermatt. Ich ging von dort über Brieg und den Simplon nach Stresa an den Lago Maggiore zurück. Der Simplon ist wunderschön und übertrifft alle Alpenstrassen.
Ich reiste mit dem techn. Leiter des Steffield'er Stahlgewerkes, was mir sehr interessant war.
In Domo Dossola (Anm.: [https://de.wikipedia.org/wiki/Domodossola Domodossola]) trennten wir uns jedoch wieder. Ich besuchte noch einmal Isola Bella, diesmal mit mehr Ruhe, dann nach I. (Anm. Isola) Madre, wo ich eine prachtvolle, blühende Aloe, dann die größte europäische Araucaria sah.
Von Stresa ging ich über Lugano und den Luganer See nach Menaggio am Comer See, wo ich Bellagio (Villa Serbelloni), dann Villa Melzi und (Anm.: "Villa") Carlotta besuchte und war gestern Abends schon hier.
Ich traf auch '''Oberl. Lögler''', dann '''Toni Teschenberg''' (Anm.: Oberlieutenant Anton Kluger von Teschenberg), welcher dem Erzherzog zugetheilt ist.
Von den hiesigen Merkwürdigkeiten hatte ich schon vormittags alles gesehen.
Der Dom ist das schönste was ich je sah, sonst aber ist nicht viel hier.
Abends war ich im Theater (?) Cadrobbia. Ballet gut, Oper miserabel.
Morgen gehe ich direkt nach Padua.
Uibermorgen Venedig.
Es küsst alle, Sándor




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* Berlin
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* 10.8.1855 Stettin
 
====6.8.1855 Paris====
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|[[Datei:alexander-bauer-paris-6-8-1855-3.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris- Teil 3, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-paris-6-8-1855-4.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris- Teil 4, Alexander Bauer]]
 
|}
 
 
 
 
Theuerstes Mutterl!
 
 
Ich bin heute Morgens in Paris glücklich angekommen und beeile mich dir meine Reiseabenteuer seit meinem letzten Braunschweiger Schreiben mitzutheilen. -
 
Ich fuhr also wie gesagt damals des Nachts von Hannover nach Aachen, wo ich um 10 Uhr eintraf und bis 2 blieb. Dann ging ich nach Lüttich, wo ich diese Nacht und den folgenden Tag blieb. Nachmittags wollte ich nach Seraing fahren, indess war Dr. Kuh an den mich Sigl adressierte, nicht da der (?)Direktor Pastor auch in London, da traf ich ganz unerwartet '''Direktor Tunner''' mit '''Prof. Balling''', eben nach Seraing fahrend. Ich schloss mich anfangs als Unbekannter an, dann klärte sich bald sehr angenehme Begebenheit auf und ich sah nicht nur Seraing, sondern auch ein anderes ..., noch grossartigeres Werk in der Nähe (Liége) unter der Leitung dieser beider Herrn.
 
Daher hielt ich mich auch noch eine Nacht in Lüttich auf und fuhr erst gestern früh nach Brüssel, von wo ich des Abends wieder weiter nach Paris reiste.
 
Ich habe von Euch noch gar keinen Brief und erwarte sicher morgen oder übermorgen einen post rest. hier. Ihr könnt mir auch direkt in's Gasthaus schreiben, ich wohne: Hôtel Marsollier, Rue Marsollier Nr. 13 (Chambre Nr. 16), wo ich 10 Minuten vom Boulevard du Italiens und nur 20 Minuten vom Industriepalaste entfernt bin, also im Mittelpunkt der Sehenswürdigkeiten.
 
Ich akkordierte mit der Wirthin Zimmer 2 Francs, Frühstück 75 Cent, Service 50 cent, jede verbrauchte Kerze 50 Cent und bin mit dem Mittagessen ganz ungebunden, welches wo möglich stets bei '''Kugler''', einem Wiener einnehmen werde. (Anm.: wahrscheinlich ist hier [https://en.wikipedia.org/wiki/Caf%C3%A9_Gerbeaud Henrik Kugler] gemeint.)
 
Seine Frau die Köchin, ist Schülerin Dommayer's in Hietzing und die kost wirklich vorzüglich und für nicht ganz 2 Francs kann man sich wollig satt essen und ein Flas rothen dazu trinken. - Ich machte heute schon den Spaziergang über die Boulevards, besichtigte die St. Madeleine, ging über die (?)Varonsil, Concordien, Vandóme und Bastilleplatz. Den Abend brachte ich in den Hallen des Palais Royale zu und den Nachmittag im Industriepalast. Die Reichhaltigkeit, Menge, Großartigkeit und Pracht überstieg wohl alle meine Erwartungen, indess ist lange nicht so viel Zeit erforderlich, ihn zu besichtigen, als ich dachte, da viel da ist, was mich weniger interessiert. '''Fidelis''' ist schon abgereist und hat mir auch nichts hinterlassen. Meine Freunde '''Förster''' und '''Latinovits''' traf ich hier, auch Wellich ist da. Ferner speiste und besichtigte ich theilweise den Pallast mit einem Wiener Parfumeur, der mit mir von Brünn nach Prag reiste und auch morgen in den Louvre gehen wird.


<br />
Übermorgen werde ich meine Adressen abgeben, da ich die Ausstellung nicht besuchen kann, denn es ist der 5 (?)francs Tag. - Meine Heimreise werde ich wohl 12 Napolénslang ausdehnen, jedenfalls aber bei Gagnet einiges erheben, schon wegen der Einkäufe, die ich für mein Leb. machen muss und die wegen welchen ich noch an Vater selbst schreiben werden, wenn ich nur erst die Preise weiss.
 
Meinen lieben Vater herzlich küssend und auch Nat. (Anm. Natalie) und Tante umarmend, bleibe ich dich küssend, Dein Sandor.




Paris, am 6. Aug. 1855 (Mittoch)




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Die Schule, von der er mir auch sagte, habe ich nicht genommen, um nicht gar zu viel Geld dafür auszugeben. Ich hoffe so auszukommen, sie kostet 22 Franken. -  
Die Schule, von der er mir auch sagte, habe ich nicht genommen, um nicht gar zu viel Geld dafür auszugeben. Ich hoffe so auszukommen, sie kostet 22 Franken. -  


'''Fidelis''' traf ich nicht mehr, auch keinen Brief von ihm, indess meine Freunde '''Fonter''' und '''Latinovits''', auch '''Wellisch''' ist hier. Hr. '''Seybel''' (vgl. [https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Seybel,_Emil Emil Seybel]) hat mich sehr freundlich aufgenommen und besonders Prof. '''Hessler''' (vgl. event. [https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Seybel,_Emil Hermann Hessler]) war sehr charmant. - Hrn. (?)'''Gagret''' habe ich noch nicht gesprochen, indeß werde ich ihn übermorgen sehen und auch aber erst später Geld dort erheben. - Hr. '''Boutibonne''' (vgl. wahrsch [https://fr.wikipedia.org/wiki/Charles-%C3%89douard_Boutibonne Charles Boutibonne]) ist leider in der Schweiz, kommt aber bald.  
'''Fidelis''' traf ich nicht mehr, auch keinen Brief von ihm, indess meine Freunde '''Fonter''' und '''Latinovits''', auch '''Wellisch''' ist hier. Hr. '''Seybel''' (vgl. [https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Seybel,_Emil Emil Seybel]) hat mich sehr freundlich aufgenommen und besonders Prof. '''Hessler''' (vgl. event. [https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Seybel,_Emil Hermann Hessler]) war sehr charmant. - Hrn. '''Gagnet''' habe ich noch nicht gesprochen, indeß werde ich ihn übermorgen sehen und auch aber erst später Geld dort erheben. - Hr. '''Boutibonne''' (vgl. wahrsch [https://fr.wikipedia.org/wiki/Charles-%C3%89douard_Boutibonne Charles Boutibonne]) ist leider in der Schweiz, kommt aber bald.  


Erwin, meinen Reisegefährten in Prag, sowohl als hier, kannst du Ende des Monats in Wien sprechen. Es ist der Parfumeur J.B. Filz (vgl. [https://de.wikipedia.org/wiki/J.B._Filz%E2%80%99s_Sohn Johann Baptist Filz]) am Graben, hinter der Schule (vormittag zu treffen).
Erwin, meinen Reisegefährten in Prag, sowohl als hier, kannst du Ende des Monats in Wien sprechen. Es ist der Parfumeur J.B. Filz (vgl. [https://de.wikipedia.org/wiki/J.B._Filz%E2%80%99s_Sohn Johann Baptist Filz]) am Graben, hinter der Schule (vormittag zu treffen).
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====19.8.1855 Paris====
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|[[Datei:alexander-bauer-paris-6-8-1855-1.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris- Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-paris-6-8-1855-2.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris- Teil 2, Alexander Bauer]]
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'''Text'''
19/8
Theuerster Vater!
Am 14ten dieses habe ich die Ausstellung der schönen Künste gesehen, denselben Tag auch das Invalidenhôtel, die Morque und das Palais de Justice wie ich dir geschrieben zu haben glaube.
Am 15ten setzte ich meine Wanderung durch den Industriepalast fort und sah Nachmittags das Volksfest vor dem Hôtel des Invalides und Abends die Beleuchtung. Das Volksfest war interessant zu nennen die Beleuchtung, aber technisch und artistisch verfehlt, noch am anderen Tage stinkte es im Tuileriengarten, während der Beleuchtung wälzten sich dicke Wolken von stinkendem Rauch über die dicht gedrängte Volksmenge.
Am 16tenFortsetzung des Besuchs des Industriepalastes, Nachmittag Louvresammung und Börse.
17ten Jardin et Museés de Luxembourg, Panthéon, Museé du Hermes et de l'Hôtel de Cluny. Bibliotheque St. Geniviéve, die Kirchen: St. Sulpice et St. Etienne du Mont. ferner durch die gütige Empfehlung des Hr. Seybel die chem. Lab. der Sorbonne der '''Ecole médecin''' und der Ecole Normal. In der Ecole Normal, wo H. Deville Professor ist, wurde nur alles zur ..bereitung nöthige bereitwilligst gezeigt und ich hoffe, Mack dienlich sein zu können, aber gerade an der Natriumfabrikazion ist nichts viel neues .. sagt H. Deville, er hatte eine Methode gefunden, ohne dem Natrium, Alumium zu machen, auch habe ich etwas über 4 Gramm Alumium zu 13 Francs und 20 Cent v. d. 5 (?)flens angekauft.
Bei allen diesen Herren wurde ich mit der größsten Freundlichkeit aufgenommen, ja Prof. Batard machte mit gleich den Antrag, sobald ich den Wunsch hätte, während meines Aufenthaltes etwas chem. zu arbeiten, sei einen Tisch und all Apparate und Praeparate für mich bei Ihm zu haben und bereit! -
18ter, Industrieausstellung. Heute suchte ich auch H. Schwaz auf, der mich auch auf's freundlichste aufnahm.
Einzug der Königin von England.
Um dem ungeheuren Gedränge in der Stadt zu entgehen, ging ich in's Bois de Boulogne, um da den einzug mit anzusehen. Die Ankunft war um 5 o. 6 Uhr angesagt, sie erfolgte um 8 Uhr, mithin war es schon so finster, daß wir allesammt nichts sahen, weder die in der Stadt, noch wir im B. d. B.. Andess habe ich mich an den Witzen der Pariser köstlich ergözt. Das Militär wurde aufgestellt, indess ließ so Marschall Mageau die  .. und die Kerle ergötzten sich in den köstlichsten Witzen und Vergnügungen, es ist überhaupt köstlich, mit welcher Freiheit hier das Militair sich bewegt, während dem Marschieren rauchen sie und der Oberst musste immer die Pfeife aus dem Munde nehmen, wenn er commandierte.
Dann heißt's "mais allors dore messieures s'il vous plait allors". Endlich hörten wir die Cannonen donnern, alles stellt sich auf (indess ist's schon finster), nun kam der Zug.
Vorne ein (?)Poquet 100 Garden, dann der Wagen mit Napoleon und Victoria, dann in dem hinteren Wagen Prinz Albert, Lord Clarendon, u. a. . Zum Schluss 100 Garden, so sausste es durch die Nacht an uns vorbei und um doch etwas zu sehen, hatte eine Dame einen Bogen Papier gefaltet und angezündet und hielt ihn dem Wagen entgegen. Die Parise klatschten in die Hände, klopften die Daumennägel und lachten sich einander aus. Dann wälzte sich der ganze Zug nach Paris, wo eine schönere Illuminierung war, als am 15ten.
Heute war ich in Versailles, wo die grossen Wasser sprangen, ein herrl. Anblick und Abends bei H. Gagnet (1) zu Tische geladen. Da im ganzen Hause niemand deutsch spricht, so hatte ich einen schweren Stand und musste genau achtgeben, indess schmeckte H. Gagnet's Champagner sehr gut und die Pariser Händl stehen den Wienern auch nicht nach und ich brachte in der liebenswürdigen Familie des H. Gagnet einen recht angenehmen Abend zu.
(1) Auf seinem Landgute bei Versailles.




Zeile 786: Zeile 1.014:
Theure Mutter!
Theure Mutter!


Ich habe Vater's letzten Brief und mich sehr darüber gefreut. Vorerst danke ich herzlichst für die Erlaubnis, die Schule auch noch kaufen zu können und zeige Ihm zugleich an, dass ich 15 Nap. (Napoléon) bei Gagret erhoben habe, aber sehr sehr fürchte, sie nicht alle nach Hause bringen zu können, ja ich zweifle sogar etwas, dass 10 davon ungefährdet in Wien anlangen.  
Ich habe Vater's letzten Brief und mich sehr darüber gefreut. Vorerst danke ich herzlichst für die Erlaubnis, die Schule auch noch kaufen zu können und zeige Ihm zugleich an, dass ich 15 Nap. (Napoléon) bei '''Gagnet''' erhoben habe, aber sehr sehr fürchte, sie nicht alle nach Hause bringen zu können, ja ich zweifle sogar etwas, dass 10 davon ungefährdet in Wien anlangen.  




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Euch küssend und den Brief zur Post besorgend, damit du ihn heut noch bekommst.
Euch küssend und den Brief zur Post besorgend, damit du ihn heut noch bekommst.


Dein Alter.
Dein Alter .




Zeile 921: Zeile 1.149:


===Reise im Jahr 1858===
===Reise im Jahr 1858===
==== Anfang August 1858 Berlin====
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|- valign="top"
|[[Datei:berlin-8-1858-1-alexander.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Berlin - Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:berlin-8-1858-2-alexander.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Berlin - Teil 2, Alexander Bauer]]
|}
'''Text'''
<br />
====10.8.1858 Stettin====
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|- valign="top"
|[[Datei:stettin-10-august-1858-1-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Stettin - Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:stettin-10-august-1858-2-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Stettin - Teil 2, Alexander Bauer]]
|}
'''Text'''
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====Stockholm 1858====
====Stockholm 1858====
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===Studienreise nach Mailand bzw. Italien 18xx===
* 17.9.18xx Mailand


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<br />
Zeile 1.310: Zeile 1.562:
Dich mit der guten Natalie, Anixl und Hugo küssend,  
Dich mit der guten Natalie, Anixl und Hugo küssend,  


Euer hustender Vater ABauer (Anm.: Alexander Josphe Bauer)
Euer hustender Vater ABauer (Anm.: Alexander Joseph Bauer)




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