Reisen von Dr.Alexander Bauer: Unterschied zwischen den Versionen

 
(87 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 21: Zeile 21:
1836 in Mosonmagyarovar / Ungarisch-Altenburg geboren, konnte Alexander bereits 1853 als siebzehnjähriger - durch seine Eltern finanziell unterstützt und motiviert - eine längere Europareise zu verschiedenen Universitätsstandorten machen.
1836 in Mosonmagyarovar / Ungarisch-Altenburg geboren, konnte Alexander bereits 1853 als siebzehnjähriger - durch seine Eltern finanziell unterstützt und motiviert - eine längere Europareise zu verschiedenen Universitätsstandorten machen.


Begleitet wurde er dabei teilweise von seinem mehr als zehn Jahre älteren Freund, Förderer und möglicherweise auch Lehrer [https://en.wikipedia.org/wiki/Andreas_Kornhuber Dr.Andreas Kornhuber].
Begleitet wurde er dabei teilweise von seinem mehr als zehn Jahre älteren Freund, Förderer und auch Lehrer an seiner Schule in Presburg, '''[https://en.wikipedia.org/wiki/Andreas_Kornhuber Dr.Andreas Kornhuber, wikipedia]'''.




(Diese Liste wird sukzessive verfeinert und erweitert)
* [[Dr._G._A._Kornhuber|Notizen zu '''Dr. G. Andreas Kornhuber''' in diesem Familien-Wiki]]
 
 
 
 
(Diese Liste wird sukzessive verfeinert und überarbeitet)
 


'''Stationen'''
'''Stationen'''
Zeile 402: Zeile 408:


wir fuhren von da noch weiter nach Kassel und nachdem wir hier alles gesehen hatten nach Gießen, wo wir das Glück hatten, den
wir fuhren von da noch weiter nach Kassel und nachdem wir hier alles gesehen hatten nach Gießen, wo wir das Glück hatten, den
H.Prof. v. Liebig (Anm.: [https://de.wikipedia.org/wiki/Justus_von_Liebig Justus v. Liebig])anzutreffen, der später mit uns zugleich am selben Train nach Frankfurt fuhr; wir konnten zwar nicht mit ihm sprechen,
'''H. Prof. v. Liebig''' (Anm.: [https://de.wikipedia.org/wiki/Justus_von_Liebig Justus v. Liebig])anzutreffen, der später mit uns zugleich am selben Train nach Frankfurt fuhr; wir konnten zwar nicht mit ihm sprechen,
begrüßten ihn jedoch freundlichst und hatten nat. die beste Gelegenheit ihn genau zu sehen.
begrüßten ihn jedoch freundlichst und hatten nat. die beste Gelegenheit ihn genau zu sehen.


Zeile 420: Zeile 426:
Ich frage u. erfahre, dass man nur dann hinein kann, wenn ein hies. Bürger für ihn gutstehen würde.
Ich frage u. erfahre, dass man nur dann hinein kann, wenn ein hies. Bürger für ihn gutstehen würde.


Dies that nun H.Trier auf mein Ansuchen mit vieler Freundlichkeit u. so hat sich d. Dr.Ko. dorten 1 Zimmer (allein natürl.) genommen u. ist wirkl. so gut aufgehoben,  
Dies that nun H.Trier auf mein Ansuchen mit vieler Freundlichkeit u. so hat sich d. Dr. Ko. (Anm. Kornhuber) dorten 1 Zimmer (allein natürl.) genommen u. ist wirkl. so gut aufgehoben, wie man es nur wünschen kann u. wohnt wie in 1.- Hotel u. hat ausgez. Bedienung u. erholt sich v. Minute z. Minute u. hatte heut bereits 4 Öffnungen u.  
wie man es nur wünschen kann u. wohnt wie in 1.- Hotel u. hat ausgez. Bedienung u. erholt sich v. Minute z. Minute u. hatte heut bereits 4 Öffnungen u.  
schwitzte kanibalisch; mithin ist ja wie du weißt, alles gewonnen; er wünschte nun, dass ich während der Zeit als er noch liegt, was etwa noch 2-3 Tage dauern wird, da er schon nicht ganz 2 Tage im Bett zubrachte, freilich hier im Gasthaus, was ihm also gar nichts half, nach Darmstadt u. Heidelberg gehen soll; da man mit der Bahn in 2 Stunden dort ist, so kann ich wohl die Tour getrost allein wagen, jedoch werde ich die Tour nur dann unternehmen, K. (Anm.: Kornhuber) soweit besser ist, dass es mich gar nicht braucht und ich ihm mit gar nichts dienen kann, oder wennn '''Reichl''' zu ihm kömmt, zu welchem ich morgen wahrscheinlich hinüberfahren werde.
schwitzte kanibalisch; mithin ist ja wie du weißt, alles gewonnen; er wünschte nun, dass ich während der Zeit als er noch liegt, was etwa noch 2-3 Tage dauern wird, da er schon nicht ganz 2 Tage im Bett zubrachte, freilich hier im Gasthaus, was ihm also gar nichts half, nach Darmstadt u. Heidelberg gehen soll; da man mit der Bahn in 2 Stunden dort ist, so kann ich wohl die Tour getrost allein wagen, jedoch werde ich die Tour nur dann unternehmen, K. (Kornhuber) soweit besser ist, dass es mich gar nicht braucht und ich ihm mit gar nichts dienen kann, oder wennn Reichl zu ihm kömmt, zu welchem ich morgen wahrscheinlich hinüberfahren werde.


Womit sich Dr. Kornhuber verdorben, weiß ich wahrlich nicht, denn er hat sich sehr gehalten, aber es kann ja so leicht geschehen sein, durch Verkühlung oder sonst etwas. Übrigens braucht ihr durchaus nicht besorgt zu sein. Die Sache hat gar keine Gefahr und geht, seit dem er die ausgezeichnete Pflege genießt, rasch dem Wege der Besserung entgegen.
Womit sich Dr. Kornhuber verdorben, weiß ich wahrlich nicht, denn er hat sich sehr gehalten, aber es kann ja so leicht geschehen sein, durch Verkühlung oder sonst etwas. Übrigens braucht ihr durchaus nicht besorgt zu sein. Die Sache hat gar keine Gefahr und geht, seit dem er die ausgezeichnete Pflege genießt, rasch dem Wege der Besserung entgegen.
Zeile 462: Zeile 467:


<br />
<br />
====2.9.1853 Frankfurt====
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|- valign="top"
|[[Datei:frankfurt-2-september-1-1853-alexander-bauer-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Frankfurt - Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:frankfurt-2-september-2-1853-alexander-bauer-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Frankfurt - Teil 2, Alexander Bauer]]
|}
'''Text'''
Frankfurt am Main, 2. September
Theurer Vater!
Kornhubers Fieber hat bereits nachgelassen, nur ist er, da er furchtbar schwitzen und purgieren musste, sehr matt und wird hier noch einige Tage in Ruhe zubringen müssen.
Dann haben wir die Idee, auf 1 - 2 Tage uns am Rhein etwa in St.Goar (Anm.: [https://de.wikipedia.org/wiki/Sankt_Goar St. Goar am Rhein]) aufzuhalten, wo er sich dann ahngenehmer als hier und schneller erholen wird.
Am 30. Aug bin ich, obwohl Dein Brief noch nicht da war, der erst in 1 - 2 Tagen kommen kann, dennoch nach Darmstadt zu '''Reichl''' gefahren und habe bei dieser Gelegenheit sogleich Dr nest (?) gesehen.
K. (Anm.: Kornhuber) meinte selbst, ich kann es ruhig allein wagen, da du gewiss nichts dagegen haben wirst.
'''Reichl''' gab mir den Rat, ich soll nur allein nach Heidelberg fahren, denn es wäre sehr schade, wenn ich es nicht sehen würde und er meint, Du kannst und wirst wohl auch nichts dagegen haben, überhaupt sagte er, Heidelberg ist so nahe und die Reise so gefahrlos, dass weder Ihr noch Kornhuber irgendwie Angst zu haben brauchen.
Kornhuber stimmt ihm nur vollkommen bei, sie haben beide alles genau besprochen, als '''Reichl''' gestern hier bei K. (Anm.: Kornhuber) war.
Es ist möglich, dass ich heute oder morgen eine kleine Spazierfahrt nach Wiesbaden mache und zu '''Prof. Fresenius''', da mir Dr. Löwe, den ich soeben besuchte sagte, ich soll nicht versäumen hinzugehen und das sobald als möglich, sonst ist '''Fresenius''' nicht mehr zugegen.
Ich bin schon sehr auf Deinen Brief begierig '''H. Trier''' benimmt sich gegen uns wirklich sehr freundlichst und zuvorkommend, erkundigte sich sogar durch einen seiner Couriere um K. (Anm. Kornhubers) Befinden.
Ich bin ihm dafür auch sehr dankbar und bitte Dich dafür auch unseren Dank an '''Perisutti''' zu sagen.
([[Kärntnerstraße_1049_-_Kärntnerstraße_20|Anm. C.M. Perisutti, Gründer des Bankhauses Schelhammer, im Haus Kärntnerstraße 20]]).
- Halt! nun läut's zu Mittag -
Soeben komme ich vom Mittagessen und setze den Brief fort, aber schnell, da ich dann zu Kornhuber gehe.
Ich habe soeben durch die Güte des '''H. Trier''' abermals 1 Kistchen mit Mineralien und Schulprogramm Eigenthum Kornhubers an Dich gesandt, da die Geschichte und nur belustigt.
Nächstens, wenn ich Zeit habe, mehr.
Küsse Mutter, Natalie, Fanny, Lotti, Kinder und an alle Verwandte .. Grüße
Küsse, Empfehlungen ...
Es küsst Dich Dein dich liebender Sohn
Sándor
Zum Schlusse muss ich dir noch sagen, wie man hier Melonen isst: man nimmt die Schnitte, welche ohngefähr 4 Zoll lang, 1-2 Linien dick ist, schüttet sie voll Zucker, zerschneidet sie dann zart mit dem Messer und isst sie in Wonne und Stolz.
Sándor
<br />
====6.9.1853 Mainz====
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|- valign="top"
|[[Datei:alexander-bauer-mainz-6-9-1853-1.jpg|100px|thumb|left|Brief aus Mainz- Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-mainz-6-9-1853-2.jpg|100px|thumb|left|Brief aus Mainz- Teil 2, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-mainz-6-9-1853-3.jpg|100px|thumb|left|Brief aus Mainz- Teil 3, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-mainz-6-9-1853-4.jpg|100px|thumb|left|Brief aus Mainz- Teil 4, Alexander Bauer]]
|}
'''Text'''
(Mainz) 6. Sept. 1853
Theurer Vater!
Nachdem ich ..
<br />
====10.9.1853 Köln====
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|- valign="top"
|[[Datei:Köln-10-sept-1853-1-alexander-bauer-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Köln - Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:Köln-10-sept-1853-2-alexander-bauer-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Köln - Teil 2, Alexander Bauer]]
|}
'''Text'''
Coeln, den 10. September 1853
Liebe gute Mutter!




Zu dem, was ich schon dem Vater geschrieben, füge ich nun hinzu, dass ich auch noch außer andern geringeren Merkwürdigkeiten, hier ein Diorama gesehen habe, welches alles bisher dahin gesehene übertrifft. Es werden nur 2 Bilder gezeigt, aber diese sind herrlich. Man sieht gleichsam wie durch ein großes Fenster 1stens auf den Lago Maggiore. Zuerst zeigt sich der See bei Tageshelle mit den borromäischen Inseln. Im Vorgrund Isola bella, im Hintergrund die Alpen. Nun sinkt die Sonne und teuschend zeigt sich von allen Gipfeln in das Abendrot gehüllt, die blauen Fluthen des Sees wiederwerfen, das goldene Licht der Sonne und erfüllen die ganze Gegend mit dem göttlichen Aether. Die Sonne sinkt, alles hüllt sich in Dunkelheit, auf den gegenüberliegenden Inseln zündet sich ein Licht nach dem andern an, bis endlich alle Häuser hell erleuchtet sind.


* 30.8.1853 Coblenz
Nur der See liegt in tief dunkelschwarzer Nacht, ganz drüben am andern Ufer des Sees leuchtet ein Kalkofen. -
* 2.9.1853 Frankfurt
 
* 10.9.1853 Köln
Endlich hebt sich der Mond aus den Dunsten und spiegelt sich in den hellen Wassern des Sees.  
 
Zugleich hört man von Isola bella Glockengeläut, welches die Christen zum Ave Maria ruft. Als auch das aufhörte, drangen die Töne der Orgel in unser Ohr. Endlich verstummte auch das, die Lichter verlöschten nach und nach auch alle, alles war wie still und ruhig. Nur der Mond beleuchtete die schöne Nacht, welche ich im Bilde am Lago di Maggiore erlebte. -
 
 
Das 2te Bild ist die Marcuskirche in Venedig. Auch das ist ähnlich. Zuerst bei Tag, dann bei Nacht im vollen Lichterglanz, während (des) im Gottesdienstes die Kirche, die früher leer stand, ist ..voll Menschen. Auch am Altar fungir Priester, wo früher auch niemand war etc. etc.
 
 
Küsse 100000000 ... mal Natalie, Fanny, Lotty, die Kinder, alle Verwandt(e) u. beck(ante) u. Grüße, Küsse
 
Handküsse , Empfehlungen, Prof. Mack besonders
 
nie zu vergessen
 
 
Es küsst Dich und Vater nochmals vieltausendmal,
 
Dein Sándor
 
 
Mir gehts Gott sei Dank sehr gut.  
 
 
9
(?) der Vom kostete mich nich f 3 sondern f 2 + .. nach soeben gemachten (?)Abschletsch A.Bauer
 
 
 
 
<br />


====12.9.1853 Coblenz====
====12.9.1853 Coblenz====
Zeile 550: Zeile 695:




* 19.9.1853 Baden-Baden
====19.9.1853 Baden-Baden====
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|- valign="top"
|[[Datei:baden-baden-19-september-1853-1-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Baden-Baden - Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:baden-baden-19-september-1853-2-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Baden-Baden - Teil 2, Alexander Bauer]]
|[[Datei:baden-baden-19-september-1853-3-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Baden-Baden - Teil 3, Alexander Bauer]]
|[[Datei:baden-baden-19-september-1853-4-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Baden-Baden - Teil 4, Alexander Bauer]]
 
|}
 
'''Text'''
 
 
 
 
<br />
<br />


Zeile 584: Zeile 744:


Küsst dich vieltausendmal Dein Sandor
Küsst dich vieltausendmal Dein Sandor




<br />
<br />
* Paris
 
* 29.xy. .. Paris
===Studienreise nach Mailand bzw. Italien 18xx===
* 17.9.18xx Mailand
 
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|- valign="top"
|[[Datei:mailand-17-september-1-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Mailand - Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:mailand-17-september-2-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Mailand - Teil 2, Alexander Bauer]]
 
|}
 
Notiz:
 
Im Augenblick ist das genaue Jahr dieser Reise unbekannt.
 
Dem Schriftbild zu entnehmen, im Vergleich mit späteren Briefen Alexander's, könnte der richtige Zeitpunkt um 1853, 1854 gefunden werden.
 
 
'''Text'''
 
 
Liebe Mutter!
 
 
Ich bin gestern hier angekommen und habe Euren Brief heute erhalten.
 
Zuletzt schrieb ich von Zermatt. Ich ging von dort über Brieg und den Simplon nach Stresa an den Lago Maggiore zurück. Der Simplon ist wunderschön und übertrifft alle Alpenstrassen.
 
Ich reiste mit dem techn. Leiter des Steffield'er Stahlgewerkes, was mir sehr interessant war.
 
In Domo Dossola (Anm.: [https://de.wikipedia.org/wiki/Domodossola Domodossola]) trennten wir uns jedoch wieder. Ich besuchte noch einmal Isola Bella, diesmal mit mehr Ruhe, dann nach I. (Anm. Isola) Madre, wo ich eine prachtvolle, blühende Aloe, dann die größte europäische Araucaria sah.
 
 
Von Stresa ging ich über Lugano und den Luganer See nach Menaggio am Comer See, wo ich Bellagio (Villa Serbelloni), dann Villa Melzi und (Anm.: "Villa") Carlotta besuchte und war gestern Abends schon hier.
 
 
Ich traf auch '''Oberl. Lögler''', dann '''Toni Teschenberg''' (Anm.: Oberlieutenant Anton Kluger von Teschenberg), welcher dem Erzherzog zugetheilt ist.
 
 
Von den hiesigen Merkwürdigkeiten hatte ich schon vormittags alles gesehen.
 
Der Dom ist das schönste was ich je sah, sonst aber ist nicht viel hier.
 
Abends war ich im Theater (?) Cadrobbia. Ballet gut, Oper miserabel.  
 
Morgen gehe ich direkt nach Padua.
 
Uibermorgen Venedig.
 
 
Es küsst alle, Sándor




Zeile 597: Zeile 808:




* Berlin
<br />
* 10.8.1855 Stettin


<br />
====6.8.1855 Paris====
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|- valign="top"
 
|[[Datei:alexander-bauer-paris-6-8-1855-3.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris- Teil 3, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-paris-6-8-1855-4.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris- Teil 4, Alexander Bauer]]
 
|}
 
 
 
 
Theuerstes Mutterl!
 
 
Ich bin heute Morgens in Paris glücklich angekommen und beeile mich dir meine Reiseabenteuer seit meinem letzten Braunschweiger Schreiben mitzutheilen. -
 
Ich fuhr also wie gesagt damals des Nachts von Hannover nach Aachen, wo ich um 10 Uhr eintraf und bis 2 blieb. Dann ging ich nach Lüttich, wo ich diese Nacht und den folgenden Tag blieb. Nachmittags wollte ich nach Seraing fahren, indess war Dr. Kuh an den mich Sigl adressierte, nicht da der (?)Direktor Pastor auch in London, da traf ich ganz unerwartet '''Direktor Tunner''' mit '''Prof. Balling''', eben nach Seraing fahrend. Ich schloss mich anfangs als Unbekannter an, dann klärte sich bald sehr angenehme Begebenheit auf und ich sah nicht nur Seraing, sondern auch ein anderes ..., noch grossartigeres Werk in der Nähe (Liége) unter der Leitung dieser beider Herrn.
 
Daher hielt ich mich auch noch eine Nacht in Lüttich auf und fuhr erst gestern früh nach Brüssel, von wo ich des Abends wieder weiter nach Paris reiste.
 
Ich habe von Euch noch gar keinen Brief und erwarte sicher morgen oder übermorgen einen post rest. hier. Ihr könnt mir auch direkt in's Gasthaus schreiben, ich wohne: Hôtel Marsollier, Rue Marsollier Nr. 13 (Chambre Nr. 16), wo ich 10 Minuten vom Boulevard du Italiens und nur 20 Minuten vom Industriepalaste entfernt bin, also im Mittelpunkt der Sehenswürdigkeiten.
 
Ich akkordierte mit der Wirthin Zimmer 2 Francs, Frühstück 75 Cent, Service 50 cent, jede verbrauchte Kerze 50 Cent und bin mit dem Mittagessen ganz ungebunden, welches wo möglich stets bei '''Kugler''', einem Wiener einnehmen werde. (Anm.: wahrscheinlich ist hier [https://en.wikipedia.org/wiki/Caf%C3%A9_Gerbeaud Henrik Kugler] gemeint.)
 
Seine Frau die Köchin, ist Schülerin Dommayer's in Hietzing und die kost wirklich vorzüglich und für nicht ganz 2 Francs kann man sich wollig satt essen und ein Flas rothen dazu trinken. - Ich machte heute schon den Spaziergang über die Boulevards, besichtigte die St. Madeleine, ging über die (?)Varonsil, Concordien, Vandóme und Bastilleplatz. Den Abend brachte ich in den Hallen des Palais Royale zu und den Nachmittag im Industriepalast. Die Reichhaltigkeit, Menge, Großartigkeit und Pracht überstieg wohl alle meine Erwartungen, indess ist lange nicht so viel Zeit erforderlich, ihn zu besichtigen, als ich dachte, da viel da ist, was mich weniger interessiert. '''Fidelis''' ist schon abgereist und hat mir auch nichts hinterlassen. Meine Freunde '''Förster''' und '''Latinovits''' traf ich hier, auch Wellich ist da. Ferner speiste und besichtigte ich theilweise den Pallast mit einem Wiener Parfumeur, der mit mir von Brünn nach Prag reiste und auch morgen in den Louvre gehen wird.
 
Übermorgen werde ich meine Adressen abgeben, da ich die Ausstellung nicht besuchen kann, denn es ist der 5 (?)francs Tag. - Meine Heimreise werde ich wohl 12 Napolénslang ausdehnen, jedenfalls aber bei Gagnet einiges erheben, schon wegen der Einkäufe, die ich für mein Leb. machen muss und die wegen welchen ich noch an Vater selbst schreiben werden, wenn ich nur erst die Preise weiss.
 
Meinen lieben Vater herzlich küssend und auch Nat. (Anm. Natalie) und Tante umarmend, bleibe ich dich küssend, Dein Sandor.




Paris, am 6. Aug. 1855 (Mittoch)




Zeile 659: Zeile 900:
Die Schule, von der er mir auch sagte, habe ich nicht genommen, um nicht gar zu viel Geld dafür auszugeben. Ich hoffe so auszukommen, sie kostet 22 Franken. -  
Die Schule, von der er mir auch sagte, habe ich nicht genommen, um nicht gar zu viel Geld dafür auszugeben. Ich hoffe so auszukommen, sie kostet 22 Franken. -  


'''Fidelis''' traf ich nicht mehr, auch keinen Brief von ihm, indess meine Freunde '''Fonter''' und '''Latinovits''', auch '''Wellisch''' ist hier. Hr. '''Seybel''' (vgl. [https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Seybel,_Emil Emil Seybel]) hat mich sehr freundlich aufgenommen und besonders Prof. '''Hessler''' (vgl. event. [https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Seybel,_Emil Hermann Hessler]) war sehr charmant. - Hrn. (?)'''Gagret''' habe ich noch nicht gesprochen, indeß werde ich ihn übermorgen sehen und auch aber erst später Geld dort erheben. - Hr. '''Boutibonne''' (vgl. wahrsch [https://fr.wikipedia.org/wiki/Charles-%C3%89douard_Boutibonne Charles Boutibonne]) ist leider in der Schweiz, kommt aber bald.  
'''Fidelis''' traf ich nicht mehr, auch keinen Brief von ihm, indess meine Freunde '''Fonter''' und '''Latinovits''', auch '''Wellisch''' ist hier. Hr. '''Seybel''' (vgl. [https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Seybel,_Emil Emil Seybel]) hat mich sehr freundlich aufgenommen und besonders Prof. '''Hessler''' (vgl. event. [https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Seybel,_Emil Hermann Hessler]) war sehr charmant. - Hrn. '''Gagnet''' habe ich noch nicht gesprochen, indeß werde ich ihn übermorgen sehen und auch aber erst später Geld dort erheben. - Hr. '''Boutibonne''' (vgl. wahrsch [https://fr.wikipedia.org/wiki/Charles-%C3%89douard_Boutibonne Charles Boutibonne]) ist leider in der Schweiz, kommt aber bald.  


Erwin, meinen Reisegefährten in Prag, sowohl als hier, kannst du Ende des Monats in Wien sprechen. Es ist der Parfumeur J.B. Filz (vgl. [https://de.wikipedia.org/wiki/J.B._Filz%E2%80%99s_Sohn Johann Baptist Filz]) am Graben, hinter der Schule (vormittag zu treffen).
Erwin, meinen Reisegefährten in Prag, sowohl als hier, kannst du Ende des Monats in Wien sprechen. Es ist der Parfumeur J.B. Filz (vgl. [https://de.wikipedia.org/wiki/J.B._Filz%E2%80%99s_Sohn Johann Baptist Filz]) am Graben, hinter der Schule (vormittag zu treffen).
Zeile 705: Zeile 946:




<br />
====19.8.1855 Paris====
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|- valign="top"
|[[Datei:alexander-bauer-paris-6-8-1855-1.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris- Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:alexander-bauer-paris-6-8-1855-2.jpg|150px|thumb|left|Brief aus Paris- Teil 2, Alexander Bauer]]
|}
'''Text'''
19/8
Theuerster Vater!
Am 14ten dieses habe ich die Ausstellung der schönen Künste gesehen, denselben Tag auch das Invalidenhôtel, die Morque und das Palais de Justice wie ich dir geschrieben zu haben glaube.
Am 15ten setzte ich meine Wanderung durch den Industriepalast fort und sah Nachmittags das Volksfest vor dem Hôtel des Invalides und Abends die Beleuchtung. Das Volksfest war interessant zu nennen die Beleuchtung, aber technisch und artistisch verfehlt, noch am anderen Tage stinkte es im Tuileriengarten, während der Beleuchtung wälzten sich dicke Wolken von stinkendem Rauch über die dicht gedrängte Volksmenge.
Am 16tenFortsetzung des Besuchs des Industriepalastes, Nachmittag Louvresammung und Börse.
17ten Jardin et Museés de Luxembourg, Panthéon, Museé du Hermes et de l'Hôtel de Cluny. Bibliotheque St. Geniviéve, die Kirchen: St. Sulpice et St. Etienne du Mont. ferner durch die gütige Empfehlung des Hr. Seybel die chem. Lab. der Sorbonne der '''Ecole médecin''' und der Ecole Normal. In der Ecole Normal, wo H. Deville Professor ist, wurde nur alles zur ..bereitung nöthige bereitwilligst gezeigt und ich hoffe, Mack dienlich sein zu können, aber gerade an der Natriumfabrikazion ist nichts viel neues .. sagt H. Deville, er hatte eine Methode gefunden, ohne dem Natrium, Alumium zu machen, auch habe ich etwas über 4 Gramm Alumium zu 13 Francs und 20 Cent v. d. 5 (?)flens angekauft.
Bei allen diesen Herren wurde ich mit der größsten Freundlichkeit aufgenommen, ja Prof. Batard machte mit gleich den Antrag, sobald ich den Wunsch hätte, während meines Aufenthaltes etwas chem. zu arbeiten, sei einen Tisch und all Apparate und Praeparate für mich bei Ihm zu haben und bereit! -
18ter, Industrieausstellung. Heute suchte ich auch H. Schwaz auf, der mich auch auf's freundlichste aufnahm.
Einzug der Königin von England.
Um dem ungeheuren Gedränge in der Stadt zu entgehen, ging ich in's Bois de Boulogne, um da den einzug mit anzusehen. Die Ankunft war um 5 o. 6 Uhr angesagt, sie erfolgte um 8 Uhr, mithin war es schon so finster, daß wir allesammt nichts sahen, weder die in der Stadt, noch wir im B. d. B.. Andess habe ich mich an den Witzen der Pariser köstlich ergözt. Das Militär wurde aufgestellt, indess ließ so Marschall Mageau die  .. und die Kerle ergötzten sich in den köstlichsten Witzen und Vergnügungen, es ist überhaupt köstlich, mit welcher Freiheit hier das Militair sich bewegt, während dem Marschieren rauchen sie und der Oberst musste immer die Pfeife aus dem Munde nehmen, wenn er commandierte.
Dann heißt's "mais allors dore messieures s'il vous plait allors". Endlich hörten wir die Cannonen donnern, alles stellt sich auf (indess ist's schon finster), nun kam der Zug.
Vorne ein (?)Poquet 100 Garden, dann der Wagen mit Napoleon und Victoria, dann in dem hinteren Wagen Prinz Albert, Lord Clarendon, u. a. . Zum Schluss 100 Garden, so sausste es durch die Nacht an uns vorbei und um doch etwas zu sehen, hatte eine Dame einen Bogen Papier gefaltet und angezündet und hielt ihn dem Wagen entgegen. Die Parise klatschten in die Hände, klopften die Daumennägel und lachten sich einander aus. Dann wälzte sich der ganze Zug nach Paris, wo eine schönere Illuminierung war, als am 15ten.
Heute war ich in Versailles, wo die grossen Wasser sprangen, ein herrl. Anblick und Abends bei H. Gagnet (1) zu Tische geladen. Da im ganzen Hause niemand deutsch spricht, so hatte ich einen schweren Stand und musste genau achtgeben, indess schmeckte H. Gagnet's Champagner sehr gut und die Pariser Händl stehen den Wienern auch nicht nach und ich brachte in der liebenswürdigen Familie des H. Gagnet einen recht angenehmen Abend zu.
(1) Auf seinem Landgute bei Versailles.




Zeile 727: Zeile 1.014:
Theure Mutter!
Theure Mutter!


Ich habe Vater's letzten Brief und mich sehr darüber gefreut. Vorerst danke ich herzlichst für die Erlaubnis, die Schule auch noch kaufen zu können und zeige Ihm zugleich an, dass ich 15 Nap. (Napoléon) bei Gagret erhoben habe, aber sehr sehr fürchte, sie nicht alle nach Hause bringen zu können, ja ich zweifle sogar etwas, dass 10 davon ungefährdet in Wien anlangen.  
Ich habe Vater's letzten Brief und mich sehr darüber gefreut. Vorerst danke ich herzlichst für die Erlaubnis, die Schule auch noch kaufen zu können und zeige Ihm zugleich an, dass ich 15 Nap. (Napoléon) bei '''Gagnet''' erhoben habe, aber sehr sehr fürchte, sie nicht alle nach Hause bringen zu können, ja ich zweifle sogar etwas, dass 10 davon ungefährdet in Wien anlangen.  




Zeile 746: Zeile 1.033:


Morgen denke ich nochmals in die Ausstellung zu gehen und Sonntag reise ich ab und treffe ich ab und treffe wohl schon am 1. oder 2. in Stuttgart ein, wo ich Briefe von Euch erwarte, denn ich muss doch schon meiner Napoléons wegen etwas eilen. -  
Morgen denke ich nochmals in die Ausstellung zu gehen und Sonntag reise ich ab und treffe ich ab und treffe wohl schon am 1. oder 2. in Stuttgart ein, wo ich Briefe von Euch erwarte, denn ich muss doch schon meiner Napoléons wegen etwas eilen. -  
Tausend Küsse an Vater, an Dich, meine Geschwister und Tante
Dein Sandor
Freitag 24. August 1855
Liebe Natalie,
Nachdem ich nun schon seit 3 Tagen im Besitze Deines Briefes bin, so habe ich erst soeben Deine lieben Zeilen gelesen, nachdem ich immer Deiner leichten Tinte wegen, das Blatt für unbeschrieben hielt. Dein Auftrag soll erfüllt werden und zwar sogleich. Wenn ich nach Hause komme, werde ich dir auch die genaue Beschreibung der Annex geben und ein gedrucktes Bildchen desselben ...
Bis dahin lebe wohl. Es küsst dich Dein Bruder, Sándor




<br />
<br />


====31.8.1855 Hamburg====
====30.8.1855 Coblenz====
 
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|- valign="top"
|- valign="top"
|[[Datei:hamburg-31-august-1855-1-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Hamburg - Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:coblenz-30-august-1855-1-alexander-bauer-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Koblenz - Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:hamburg-31-august-1855-2-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Hamburg - Teil 2, Alexander Bauer]]
|[[Datei:coblenz-30-august-1855-2-alexander-bauer-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Koblenz - Teil 2, Alexander Bauer]]


|}
|}


'''Text'''
'''Text'''


Bester Vater!


Liebe gute Natalie!


Wie mein letzter Brief meldte, so bin ich Samtags von Paris nach Metz abgereist.


Deinen Brief habe ich eben erhalten und mich darüber natürlich sehr gefreut. Gestern bin ich aus Helgoland erst hierher zurückgekommen, nachdem ich schon Samstag dahin abgereist war. Von Gothenburg aus, von wo ich zuletzt schrieb, ging ich nach Kopenhagen, wo ich mich 4 Tage aufhielt und auch sehr angenehm unterhielt, denn ich traf meinen Collegen und berliner Bekannten, den Assistenten von Prof.Rose. Von Kopenhagen ging ich über Kiel hierher von wo ich auf den Sonntag einen Abstecher nach Helgoland gemacht habe. Auch an dort habe ich nur, wie überall, die angenehmsten Erinnerungen, denn ich wurde in einer sehr liebenswürdigen Gesellschaft bekannt, die unter ihren Mitgliedern auch einen Fachkollegen von mir zählte.
Hier musste ich mich 1 Tag aufhalten, ging dann nach Trier und den folgenden Tag mit dem Moseldampfboot von hier nach Coblenz, wo ich gestern ankam und nicht wie ich anfangs wollte, heute gleich weiter ging, sondern heute morgens die Tour zu Fuß über das Gebirge nach Ems und Nachmittag zurück machte. Zum Rückweg wählte ich .. das Lahnthal.
Ebenso ging es mir hier und nur ungern reise ich heute wieder ab.
Daß ich nicht nach Norwegen gereist bin, ist sehr gut, denn das auch hier eingetretene, kalte, regnerische Wetter hätte meine Weiterreise von Christiania jedenfalls gehindert und Christiania allein ist ein 8 Tägiger Aufenthalt, (und solange ist man der Schiffe wegen genöthiget zu bleiben) und eine Ausgabe von mindestens 40 fl nicht wert.


Ich werde von hier nach Amsterdam gehen und über Antwerpen zurückkehren. Den folgenden Brief bitte ich daher poste restante sogleich nach Antwerpen zu senden.
Morgen gehe ich von hier nach Kreuznach, um die schöne vulkanische Gegend und die Bäder zu sehen und werde von dort um möglichst .. mir bekannte Partien zu berühren, den Weg über Speier und Bruchsaal (Anm. Bruchsal bei Speyer) nach Stuttgart nehmen, indem ohnedem der Neckar des niedern Wasser's wegen kaum fahrbar sein wird und sei es der Fall, so wird die auch bei bestem Wasser 12 Stunden dauernde Bergfahrt jedenfalls höchst langweilig sein.


Alle tausendmal küssend und umarmend
Bis 7 (Anm.: "7 ten") bitte ich mir dann nach (Ischl) München zu schreiben.


Dein Sandor


Hamburg, am 31. August
Dich und alle die meinen umarmend, küsst dein Sándor




Dachstübchen des Hotel's Anker in Coblenz  30.8.(18)55


 


<br />




Zeile 836: Zeile 1.141:
Euch küssend und den Brief zur Post besorgend, damit du ihn heut noch bekommst.
Euch küssend und den Brief zur Post besorgend, damit du ihn heut noch bekommst.


Dein Alter.
Dein Alter .


<br />
===Reise im Jahr 1858===
==== Anfang August 1858 Berlin====
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|- valign="top"
|[[Datei:berlin-8-1858-1-alexander.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Berlin - Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:berlin-8-1858-2-alexander.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Berlin - Teil 2, Alexander Bauer]]
|}
'''Text'''
<br />
====10.8.1858 Stettin====
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|- valign="top"
|[[Datei:stettin-10-august-1858-1-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Stettin - Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:stettin-10-august-1858-2-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Stettin - Teil 2, Alexander Bauer]]
|}
'''Text'''




Zeile 933: Zeile 1.273:
<br />
<br />


===Studienreise nach Mailand bzw. Italien 18xx===
====31.8.1858 Hamburg====
* 17.9.18xx Mailand
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|- valign="top"
|[[Datei:hamburg-31-august-1855-1-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Hamburg - Teil 1, Alexander Bauer]]
|[[Datei:hamburg-31-august-1855-2-alexander-II.jpg|200px|thumb|left|Brief aus Hamburg - Teil 2, Alexander Bauer]]
 
|}
 
 
 
'''Text'''
 
 
Liebe gute Natalie!
 
 
Deinen Brief habe ich eben erhalten und mich darüber natürlich sehr gefreut. Gestern bin ich aus Helgoland erst hierher zurückgekommen, nachdem ich schon Samstag dahin abgereist war. Von Gothenburg aus, von wo ich zuletzt schrieb, ging ich nach Kopenhagen, wo ich mich 4 Tage aufhielt und auch sehr angenehm unterhielt, denn ich traf meinen Collegen und berliner Bekannten, den Assistenten von Prof.Rose. Von Kopenhagen ging ich über Kiel hierher von wo ich auf den Sonntag einen Abstecher nach Helgoland gemacht habe. Auch an dort habe ich nur, wie überall, die angenehmsten Erinnerungen, denn ich wurde in einer sehr liebenswürdigen Gesellschaft bekannt, die unter ihren Mitgliedern auch einen Fachkollegen von mir zählte.
Ebenso ging es mir hier und nur ungern reise ich heute wieder ab.
Daß ich nicht nach Norwegen gereist bin, ist sehr gut, denn das auch hier eingetretene, kalte, regnerische Wetter hätte meine Weiterreise von Christiania jedenfalls gehindert und Christiania allein ist ein 8 Tägiger Aufenthalt, (und solange ist man der Schiffe wegen genöthiget zu bleiben) und eine Ausgabe von mindestens 40 fl nicht wert.
 
Ich werde von hier nach Amsterdam gehen und über Antwerpen zurückkehren. Den folgenden Brief bitte ich daher poste restante sogleich nach Antwerpen zu senden.
 
Alle tausendmal küssend und umarmend
 
Dein Sandor
 
Hamburg, am 31. August
 
 
 


<br />
<br />


 
===Reise 1859 - Paris===
===Reise 1859===
<br />
<br />


===29. Oktober 1859 - Paris (Alexander Bauer)===
====29. Oktober 1859 - Paris (Alexander Bauer)====


{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
Zeile 1.001: Zeile 1.369:
<br />
<br />


===Reise 1866===
===Reise 1866, Von England, Leamington (Spa), zurück nach Wien===


<br />
<br />


====1.10. 1866 Brief von Alexander's Vater Alexander Josef Bauer====
====1.10. 1866 Brief von Alexander's Vater, Alexander Josef Bauer an Dr. Friedrich Hinterberger====


{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
Zeile 1.017: Zeile 1.385:
|}
|}


1.10.1866 > Alexander Bauer kam von einer Reise, mit seinen drei Kindern und seiner Frau Emily Russell aus London / Leamington Spa nach Wien zurück ..
1.10.1866 > Alexander Bauer kam von einer Reise, mit seinen drei Kindern und seiner Frau Emily Russell aus London / Leamington Spa nach Wien zurück. Vom Wiener Westbahnhof mit einer Kutsche nach Hause fahrend, kam ihnen [[Alexander_Joseph_Bauer|Alexander Joseph Bauer]] zufällig entgegen.


Diese Begebenheit schilderte Alexander Joseph Bauer in einem Brief an seinen Schwiegersohn Dr. Friedrich Hinterberger.


'''Text''' (ist tw. noch zu überarbeiten)
'''Text''' (ist tw. noch zu überarbeiten)
Zeile 1.078: Zeile 1.447:
<br />
<br />


===Aufenthalt in Bad Aussee 1868===
===Aufenthalt in Gmunden 1868===
* 18.8.1868 (samt Brief von Hlasiwetz und dessen Grüße an [["Dr.Friedrich_Hinterberger"|Dr.Friedrich Hinterberger]])
* 18.8.1868, Ein Brief von [https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Hlasiwetz Dr. Heinrich Hlasiwetz] an Dr. Alexander Bauer, fortgesetzt von Alexander's Vater und an [["Dr.Friedrich_Hinterberger"|Dr. Friedrich Hinterberger]] weitergeleitet.
 
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="0" style="color:#708090; background-color:#ffffff;"
|+ align="bottom" style="color:#999999;" |
|- valign="top"
|[[Datei:20-august-1868-1-alexander-u-hlasiwetz-II.jpg|150px|thumb|left|[https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Hlasiwetz Dr. Heinrich Hlasiwetz], Brief an Dr. Alexander Bauer, Brief an Dr. Friedrich Hinterberger - Teil 1]]
|[[Datei:20-august-1868-2-alexander-u-hlasiwetz-II.jpg|150px|thumb|left|[https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Hlasiwetz Dr. Heinrich Hlasiwetz], Brief an Dr. Alexander Bauer, Brief an Dr. Friedrich Hinterberger - Teil 2]]
 
|}
 
<br />
====Teil 1, Dr. Heinrich Hlaswiwetz an Dr. Alexander Bauer====
 
 
Notizen:
 
* '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Hlasiwetz Dr. Heinrich Hlasiwetz]''' schreibt während eines Kuraufenthaltes in Bad Aussee an seinen Fachkollegen [[Dr.Alexander_Bauer|Dr. Alexander Bauer]], der sich zu diesem Zeitpunkt samt Familie und Vater in Traunkirchen aufgehalten hatte.
 
: '''Dr. Heinrich Hlasiwetz''' erlitt etwa ein Jahr zuvor - Ende August 1867 -, im Zuge des Besuchs eines Salzbergwerks in Hall in Tirol, einen folgenschweren Unfall.
 
: Nach medizinischen Behandlungen in Innsbruck und einer ersten, wenn auch nicht vollständigen Genesung Ende Oktober 1867, war sein darauffolgendes Jahr durch seine neue Aufgabe im Wiener Polytechnikum geprägt. Die Neuorganisation, Koordination und Einrichtung eines neuen Labors standen im Vordergrund, um seinem Lehrauftrag im Bereich der Agrikultur-Chemie tätig sein zu können.
 
: Das Ende dieser Art "Einrichtungsperiode" in Wien, aber auch fortgeschrittener, körperlicher Erholungsphasen, sind diesem Brief zeitlich zuzuordnen.
 
 
* '''Dr. Alexander Bauer''' hatte 1866 im Zuge eines chemischen Experiments sein linkes Auge verloren, worauf sich Hlasiwetz am Briefende kurz bezieht.
 
 
* '''Dr. Heinrich Hlasiwetz''' und Alexander's Schwager '''Dr. Friedrich Hinterberger''' hatten als Fachkollegen an gemeinsamen, chemischen Versuchen gearbeitet, was sich z.B. in einem chemischen Bericht "Über die Zersetzung des Terpentinöls bei Glühhitze" im Journal für parktische Chemie 1868 widerspiegelt (vgl. [https://books.google.at/books?id=CS7zAAAAMAAJ&pg=PA316&dq=terpentin%C3%B6l+zersetzung+hitze+hinterberger&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi5jtz4wa7KAhWDPhQKHan2DMgQ6AEIHjAA#v=onepage&q=terpentin%C3%B6l%20zersetzung%20hitze%20hinterberger&f=false J. A. Barth, 1868, Journal für praktische Chemie, S. 316]).
 
 
 
'''Text'''
 
 
 
Hochgeehrter Herr College!
 
Bevor ich morgen, wie ich beabsichtige, den Ausseer Staub von meinen Schuhen schüttele, und der eines anderen breitegrades aufsuche, erfülle ich mein Versprechen, Ihnen Nachricht von meinem Schicksale und weiteren Zielen zu geben.
 
 
Es hat mir hier so wohlgefallen, und ich war so gut untergebracht, dass ich eigentlich beschlossen hatte, hier meine Patienten... zu Ende zu führen und geruhig 4 Wochen zu verbleiben.
 
Allein die Hoffnung die ich auf die Wirkung der Vollbäder gesetzt hatte, erfüllte sich so gar nicht, daß ich, zumals mir mein Arzt, (so hier in der Nähe am Grundelsee wohnt,) geradezu erklärte, es sei lächerlich für meinen Zustand Soolbäder zu gebrauchen, (- was mir Prof. Billroth gerathen hatte) - mich gestern kurz ... , meine Zelte hier abzubrechen, u. den Rest der mir noch für mein Amphibienleben zu Gebote stehenden Zeit in Teplitz zuzubringen.
 
Und also reise ich morgen ab. - Allein es ist mir leider nicht möglich, Sie noch an Ihrem schönen See zu besuchen, da ich genöthigt bin, meinen Weg über Berchtesgaden zu nehmen, wo sich ein alter Freund von mir, Prof. Cratius aus Leipzig angesiedelt hat, den zu besuchen ich schon längst mein Wort gegeben hatte.
 
Nach einem 2 tägigem Aufenthalt dort, soll die Reise weiter gehen.
 
Ich gestehe, dass ich, erfüllt von einer, an Verachtung streifender Geringschätzung der medizinischen "Wissenschaft" weiter pilgere, und nur darum noch so viel Geld für warmes Wasser ausgebe, um am Ende meiner Tage aller und jeglicher Vorwürfe überhoben zu sein.
 
Dem Schluss meiner Irrfahrten soll der Besuch der Naturforschersammlung, und ein Abstecher in meine Heimat machen.
 
 
Ich beneide Sie, dass Sie ein so ungestörtes, beschauliches Leben führen können, und hoffe Sie finden alle erwünschte Kräftigung, besonders Ihres leidenden Auges.
 
Seien Sie mir vielmals gegrüßt, empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlin, und grüßen Sie auch Hinterberger bestens! (Anm.: Dr. Friedrich Hinterberger)
 
 
Mit der Versicherung freundschaftlichster Ergebenheit,
 
Ihr Hlasiwetz
 
 
 
<br />
 
====Teil 2, Alexander Joseph Bauer an Dr. Friedrich Hinterberger====
 
 
Alexander Joseph Bauer schreibt an seinen Schwiegersohn Dr. Friedrich Hinterberger aus Traunkirchen, auf oder mit dem Brief von Dr. Heinrich Hlasiwetz.
 
 
 
'''Text'''
 
 
Lieber Fritz
 
 
Nebengeschriebener Brief des P. (Anm. "Prof.") '''Hlasiwetz''' an Sandor wird dir zur Kenntnis mitgetheilt.
 
Mir geht es leidlich gut, ich fühle mich kräftiger ..amenth, da wir der lästigen Hitze baar sind.
 
Ich nehme allabendlich aus einem Topf mit Früchten gedeckt, Inhallation von warmer Limonade, welches mir auf der Fahrt hieher gerathen wurde und meinem Brustkorb wohl thut und habe auch immer Vormittags saure Milch - Montag's Nachmittag fuhren wir nach Ebensee und giengen Abends zu Fuß nach Haus - Dienstag früh für (Anm.: "fuhr") Mina mit Rhoda und ihrem Kindsmadl nach Gmunden zu Markt - ich und Sandor blieben zurück, aber da es angenehm war, machten wir die Fußparthie nach Ebensee.
 
1 Stunde besahen wir die Salzkocherei, wo es aber wegen Zug nichts ist mit Inhallation, wurden eingeregnet und kamen Mittags zu Schiff wieder heim und nach uns die mit Viktualien aller Art beladenenen Zimmer (Anm.: ? "Frauenzimmer", Mädchen).
 
Abends spazierten wir nach dem Stein (Anm.: der Traunstein) eine schwache halbe Stunde.
 
Gestern war Regentag und ich kam gar nicht aus dem Haus. Heut Vormittag, nachdem es in der Nacht wieder regnete und sich wieder schön machte, waren wir fischen, fingen aber, - nichts.
 
Vater, Mutter und Rhoda badeten trotzdem alle Tag, was übrigens ein eigener Spaß ist, den zu beschreiben nur mündlich vorbehalten.
 
[[Rhoda_Arzberger_geb_Bauer|Rhoda]] das Zigeunerkind ist ein wahrer Range und hier überall bekannt, denn es ist sehr belebt hier und der Ort einem Schweitzerorte sehr ähnlich.
 
 
Ich schlafe in Sandors Bett und er in einem Küchenzimmerl und befinden uns daheim im Salon und Speisezimmer mit großem Balkon und Aussicht auf den oberen See mit der neuen Straße, also sehr interessant.
 
Sandor fühlt sich so wohl hier, dass er glaubt, vor Ende 7br (Anm.: "September") nicht weggehen zu wollen.
 
 
Wenn ich bis Sonntag, Montag nicht zu Euch komme, mache ich vielleicht mit Sandor eine kleine Exkursion nach Ischl und Aussee.
 
War '''Vernalek''' bei Euch? - Wie geht's Euch?
 
Ihr werdet wohl auch Regen genossen haben.
 
Wir grüßen Euch alle mit '''Frank'''s herzlich und sprechen viel von Euch.
 
Rhoda will mit mir zu Anixl und wird dort bleiben bis er nach Wien geht und mich möchte sie heurathen - George (Anm.: "Georgie") ist in ihrer Weise recht brav, wird sehr sorgsam behandelt, aber ein Pflänzchen -
 
Dich mit der guten Natalie, Anixl und Hugo küssend,
 
Euer hustender Vater ABauer (Anm.: Alexander Joseph Bauer)
 
 
Ich bedaure, meine Lederkamaschen (Anm.: "Ledergamaschen") im Nachtkastel vergessen zu haben.
 
 
 
 
 




<br />
<br />
13.670

Bearbeitungen